Kommentar: Warum Hansa Rostock die Südtribüne braucht
Als der FC Hansa Rostock am Mittwoch kurz vor der Präsentation des neuen Hauptsponsors auf der Homepage des Vereins bekannt gab, dass auch in der kommenden Spielzeit die Südtribüne gesperrt bleibt, reagierte der Rostocker Anhang sehr dünnhäutig. Auf Internetplattformen, wie Facebook oder Twitter, wurde die Entscheidung brüskiert zur Kenntnis genommen und in vielen Wortmeldungen wurde die getroffene Entscheidung harsch kritisiert. Besonders die Vokabel "Stimmungstod" erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit. In diesem Zusammenhang überraschte es, dasa der führende hanseatische Fanclub „Suptras“ neben der Enttäuschung über die Entscheidung des Rostocker Vorstands auch eigene Fehler in einem Schreiben auf ihrer Webpräsenz eingestanden. (liga3-online berichtete).
Choreos lösen Gänsehautstimmung aus
Wer in den letzten beiden Jahren die die DKB Arena besuchte, wird den Unmut in den Fangruppierungen des FC Hansa nachvollziehen können. Die von der Hintertortribüne ausgehende Stimmung war gewaltig, die Choreografien waren perfekt inszeniert und überwiegend ein echter Hingucker. Besonders das über die ganze Tribüne gespannte Banner „Die Armee der Greifen“ beim 2:1 Erfolg über Carl Zeiss Jena in der Drittliga Saison 2010/2011 sorgte für die viel zitierte Gänsehautstimmung (siehe Foto). Ebenso klar ist, eine komplett leere Tribüne ist nicht nur ein Stimmungskiller, sondern vor allem auch ein visueller Schandfleck in der Arena.
Bleibt Hansa die Wahl?
Doch bleibt dem Verein eine andere Wahl? All die Vertrauensvorschüsse, die das Präsidium den Rostocker Fanclubs gewährte, wurden im Endeffekt schwer enttäuscht. Immer wieder sorgten einige Störenfriede unter dem Deckmantel des FC Hansa Rostock für Diskussionen rund um die Sicherheit im Stadion. Ob Pyrotechnik nun stimmungsfördernd oder lebensgefährlich ist, tut hierbei nichts zu Sache – Verbote sind da, um sie zu respektieren. Auch gehören mutwillig begangene Straftaten nicht auf die Bühne des Fußballs. Wie viel Kapital der Hanseatische Traditionsclub für Strafzahlungen an dem DFB aufwenden musste, ist mittlerweile nur noch schwer nachweisbar. Auch der sportliche Niedergang des Vereins muss mittlerweile mit den progressiv zunehmenden Ausschreitungen assoziiert werden.
Negative Schlagzeilen stehen im Vordergrund
Doch was sind Finanzen und bloße Zahlen wenn es vor allem um die Menschen geht, die mit dem Herzen am Verein hängen. Anhänger, die seit Jahrzehnten Stolz die Kogge auf der Brust tragen, Fans die für die Kogge ihr letztes Hemd geben würden. Der Ruf dieser großen Gruppe wird von den wenigen Unbelehrbaren mit größter Konsequenz mit Schande befleckt. Durch die häufig einseitig und pauschal aufgezogenen Berichterstattungen einiger deutschlandweit agierender Medien tragen mittlerweile alle Fans das Image des Gewalttäters. Mit Fan-Liebe hat das Verhalten der Randalierer nichts zu tun. Welche fantastische Kraft im Rostocker Anhang steckt, machten vor allem zwei Fan Aktionen deutlich. Als Reaktion auf das verhängte Geisterspiel gegen Dynamo Dresden sorgte der Anhang mit zahlreichen Aktionen dafür, dass zumindest der finanzielle Schaden für den Verein gedämpft wurde. Tausende Geisterspielkarten wurden erworben und ein sechsstelliger Betrag wurde erzielt. Doch grandioser war die Aktion „Sag ja zum FCH“. Die Resonanz war überwältigend und beeinflusste maßgeblich die Entscheidung der Rostocker Bürgerschaft.
Alles für den FCH!
Der Verein kann den Fans keinen Vorschuss mehr geben. Gerade die Fanszene muss sich das leichtfertig verspielte Vertrauen wieder zurück erobern. Anstatt zu versuchen mit Unbelehrbarkeit und Stimmungsboykotts sich eine Interventionsbasis auf den Verein zu schaffen, sollten sich auch die letzten Störenfriede darauf beschränken, was sie am besten können. Ihren Herzensverein mit allen friedlichen Mitteln zu unterstützen und ihn somit in ruhigeres Fahrwasser zu geleiten. Zum Wohle des Fußballs, zum Wohle der vielen Hansa Fans, die ohne Schuld in Verruf geraten sind und vor allem zum Wohle des FCH. Gelingt das, stünde eine Rückkehr auf die Südtribüne nichts im Wege.