Kommentar zur Partie VfL gegen SV98: Auf den Punkt gebracht
Was war im Vorfeld nicht alles über diese Begegnung zu lesen. Von einer richtungsweisenden Partie zweier Top-Mannschaften der Liga bis zu einem verkappten Spitzenspiel vor 10.000 Zuschauern war alles dabei. Die Begegnung selbst hielt von diesen Vorschusslorbeeren wenig: Nach einem aufregenden Start mit dem Blitztor des VfL Osnabrück und dem kuriosen und im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhaften Ausgleich (Eigentor-Schütze Sebastian Neumann musste mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus) gab es wenig Höhepunkte zu verzeichnen. Keiner der beiden Kontrahenten konnte in der Folge zwingende Torchancen kreieren, besonders in der zweiten Halbzeit kam wenig Spielfluss auf. Nachdem Julius Biada in der letzten Szene des Spiels einen Darmstädter Freistoß weit über das Tor drosch, flüchteten viele der 7287 Zuschauer (darunter etwa 500 aus Darmstadt) aus dem bitterkalten Stadion an der Bremer Brücke. Innerhalb von wenigen Minuten waren die meisten Plätze verlassen und es herrschte Stille. Viel Lärm um nichts also? Folgende Erkenntnisse kann man aus diesen 90 Minuten gewinnen:
Teams haben sich „neutralisiert“
Zunächst ist festzuhalten, dass sich trotz der zähen Begegnung zwei sehr gute Mannschaften gegenüber standen, die sich, wie man im Fußballer-Jargon gerne sagt, „neutralisiert“ haben. Darmstadts Abwehr in Person von Rechtsverteidiger Aaron Berzel hatte lediglich in der ersten Hälfte ab und an Probleme auf seiner Seite, Osnabrücks Offensiv-Waffe Adriano Grimaldi konnte meist komplett aus dem Spiel genommen werden. Die Hausherren wiederum doppelten „Lilien“-Torjäger Dominik Stroh-Engel so effektiv, sodass dieser kaum Zeit hatte, Bälle anzunehmen und zu verteilen, geschweige denn selbst zu Chancen zu kommen. Auch die Außen Marcel Heller und Milan Ivana wurden von Osnabrück wirkungsvoll attackiert, ihre Dribblings führten mit Ausnahme des 1:1 selten zu Chancen.
Darmstadt strahlte nur wenig Gefahr aus
Die zweite Erkenntnis ist, dass Darmstadt seine Reifeprüfung bestanden hat. Im Hinspiel waren die „Lilien“ klar unterlegen, die Partie ging verdient mit 2:0 an Osnabrück. Seitdem hat sich das Team von Trainer Dirk Schuster weiterentwickelt und ist durch ihr organisiertes und leidenschaftliches Auftreten schwer zu besiegen. Dies musste auch Osnabrück feststellen: Nach dem 1:1 fand Darmstadt seine Sicherheit wieder und ließ nichts mehr zu. Dieses Eigentor war somit der Schlüssel für Darmstadt 98, ohne diesen glücklichen Ausgleich wäre es mehr als schwer geworden, zu einem eigenen Treffer zu kommen. Dafür ging einfach zu wenig Gefahr von den Hessen aus. Trotz aller bisherigen Erfolge und des Punktgewinns liegt als Feststellung Nummer drei noch einiges an Arbeit vor Trainer und Team. Dieser Punkt jedoch, ist für Darmstadt 98 mit Beachtung der Gesamtsituation mehr wert als für den VfL Osnabrück. Auch so ein Satz, den man in vielen Nachberichten lesen kann.
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