Kurswechsel beim FCM: Viel steht auf dem Spiel

Es sind, vorsichtig formuliert, wilde Zeiten, in die sich der 1. FC Magdeburg manövriert hat. Vor dem Trainingsauftakt unter dem neuen Trainer Claus-Dieter Wollitz kündigte Geschäftsführer Mario Kallnik nun eine härtere Gangart an und spricht wieder von der 2. Bundesliga. Als Spieler wie als Fan gäbe es nun gute Gründe, etwas verwirrt dreinzuschauen. Ein Kommentar.

Aufwärtstrend fehlte

Unter der Devise, innerhalb von drei Jahren eine aufstiegsreife Mannschaft zu formen, waren die Elbestädter in diese bislang maximal durchschnittliche Drittliga-Saison gegangen. Viele im Umfeld dachten daher zurecht, dass auch die Transferpolitik im Sommer auf dieses Ziel hin ausgerichtet werden würde. So fanden zahlreiche Talente den Weg an den Heinz-Krügel-Platz, dazu "nur" drei Etablierte aus der 2. Bundesliga – von denen, da mischte sich in Magdeburg auch Pech unter, zwei aufgrund unterschiedlicher Verletzungen weite Teile der Hinserie auch noch verpassten. Die, denen Zeit zugesprochen wurde, zeigten, dass sie diese auch benötigen, allen voran in der Offensive. Oder wurden spielerische Limits bereits aufgedeckt? Nur punktuell landete Magdeburg echte Treffer bei den Sommertransfers. Einer von ihnen ist etwa Rechtsverteidiger Dominik Ernst, ein Laufwunder, dessen präzise Hereingaben ihn zu stolzen acht Scorerpunkten führten. Sören Bertram konnte angesichts von acht Toren ebenfalls überzeugen.

Auch das Ergebnis ist unter dieser Vorgabe trotzdem kein klarer Misserfolg: 27 Punkte, unter anderem aufgrund ziemlich vieler Unentschieden (9). Nur drei Klubs haben weniger Niederlagen aufzuweisen als die fünf, die der FCM in den ersten 20 Saisonspielen einstecken musste. Was tatsächlich fehlte, war ein Aufwärtstrend innerhalb der Hinserie, die spielerische Verbesserung fehlte. Zwar hatten sich einige junge Spieler etabliert, die Defensive war weitestgehend stabil. Nur 14 Gegentore bedeuten gar den besten Wert aller Drittligisten. Doch vom sportlichen Niveau etwa der Mitabsteiger war Magdeburg weit entfernt. Es war ja auch nie das Ziel gewesen. Eigentlich.

Geduld verloren

Nun, anders sind die jüngsten Aussagen von Kallnik nicht zu deuten, folgt eine neuerliche Kehrtwende. Die Prämisse der langfristigen Entwicklung ist vom Tisch, der 1. FC Magdeburg will wieder ambitioniert sein. Er will wieder in die 2. Bundesliga – "so schnell wie möglich". Sportchef Maik Franz legte am Donnerstagmittag bei der Wollitz-Vorstellung nach: "Für uns war das Ziel immer ganz klar. Jetzt wurde es nochmal klarer angesprochen. Wir wollen so schnell wie möglich hoch. Denn innerhalb von drei Jahren aufsteigen, heißt nicht in drei Jahren."

Es sieht ganz danach aus, als habe der Klub die Geduld, die er sich und seinen Fans vor einem halben Jahr noch selbst auferlegt hatte, nach fünf Monaten bereits wieder verloren. Einen gesonderten Rüffel verteilte der Chef an Christian Beck und Sören Bertram, die mit insgesamt 16 Toren und sieben Vorlagen noch die gefährlichsten Spieler der viertschwächsten Drittliga-Offensive waren. Beck hatte einige Tage zuvor mit einem emotionalen Instagram-Post Unverständnis über die Entscheidung gegen Ex-Trainer Stefan Krämer kundgetan – kurz darauf verschwand der Wortlaut wieder und wich einem nachdenklichen Emoji. Eine Vermutung: Der Verein hatte seinem Kapitän nahegelegt, die Passage so nicht stehen zu lassen.

Das Risiko des Leistungsprinzips

Es sind Kleinigkeiten wie diese, die vermuten lassen, dass die Stimmung im Magdeburger Stadtteil Cracau derzeit sicherlich keine Hochphase durchlebt. Dass ein Trainertyp wie Stefan Krämer, der nach Kallniks Eindruck mit einigen Spielern zu lieb umgegangen war, nun durch Lautsprecher Wollitz ersetzt wird, dass Spielern mit Vertragsauflösungen im Sommer bei Nichtleistung gedroht wird, sind deutliche Signale – es wird ab sofort mit harter Hand durchgegriffen, dem Erfolg alles untergeordnet. Auch einige Prinzipien, die den FCM in seiner besten Zeit ausgezeichnet hatten und die die Anhängerschaft gegenwärtig vermisst.

Es steht viel auf dem Spiel: Gelingt der straffe Kurswechsel, kräht danach kein Hahn. Erfolge verändern alles. Greift jedoch eines der vielen Rädchen zwischen einem impulsiven Coach, angezählten Führungsspielern und bislang stagnierender zweiter Reihe nicht wie gewünscht ineinander, so hat sich der 1. FC Magdeburg eine Mischung mit ebenso gewaltigem Zerstörungspotenzial geschaffen.

   

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