Rassismus-Eklat in Münster – Publikum reagiert stark

Die Nullnummer zwischen dem SC Preußen Münster und den Würzburger Kickers ist am Freitag durch einen hässlichen Vorfall überschattet worden. Kurz vor Spielende wurde Würzburgs Leroy Kwadwo von einem Zuschauer auf der Haupttribüne rassistisch beleidigt. Der Täter konnte direkt im Anschluss festgenommen werden, während das Publikum ein starkes Zeichen setzte.

"Nazis raus"

Es lief die 86. Spielminute. Die Würzburger Kickers bekamen einen Einwurf zugesprochen, vor der Haupttribüne nahm sich Leroy Kwadwo den Ball. Weil die Kickers gleichzeitig wechselten, war die Partie kurz unterbrochen – und genau in diesem Moment machte ein Zuschauer aus Block B Affenlaute in Richtung des dunkelhäutigen Würzburgers. Zeugen berichten zudem, der Mann habe "Geh zurück in dein Loch" gerufen. Kwadwo reagierte sofort, zeigte auf den Besucher, eilte aufgebracht zu Schiedsrichterin Katrin Rafalski und musste vom Trainerstab beruhigt werden. Mittlerweile hatten auch andere Spieler und Verantwortliche von dem Vorfall Kenntnis genommen, auf der Tribüne wurde der Fan unter wütenden Rufen dazu aufgefordert, den Block zu verlassen.

Dem kam er nach, hinter der Tribüne wartete bereits die Polizei auf den Mann, nahm ihn unmittelbar fest und mit aufs Revier. Stadionsprecher Martin Kehrenberg verlas indes eine Erklärung gegen Rassismus, das Publikum reagierte mit lautstarkem Applaus und skandierte "Nazis raus" – ein starkes Zeichen. Kwadwo, sichtlich mitgenommen, wurde von mehreren Spielern beider Teams abgeklatscht, offenbar redeten sie ihm ebenso wie Rafalski gut zu. Danach konnte die Partie fortgesetzt werden.

"Beispiel für dummes Verhalten"

Nach der Partie schilderte Kwadwo die Szene gegenüber "100ProzentMeinSCP" so: "Ich will den Ball zum Einwurf nehmen, als völlig überraschend aus dem Block jemand Affenlaute macht. Ich dachte erst, das sei etwas anderes, ehe ich die Person bemerkt habe. Der machte einfach weiter. Das ist komplett unverständlich. Ein bodenloses Beispiel für dummes Verhalten." Für den 23-Jährigen war es der erste Vorfall dieser Art: "Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas auch passieren kann, aber es wird wohl immer solche Idioten geben." Am Samstag erklärte er in einem Statement auf der Vereinshomepage: "Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren, in diesem wunderbaren Land, das mir und meiner Familie so viel gegeben und erst ermöglicht hat. Ich bin einer von Euch, ich lebe hier und darf hier meine Berufung und Leidenschaft als Profi der Würzburger Kickers ausleben"

Der SC Preußen distanzierte sich in einer Stellungnahme unter dem Titel "Kein Platz für Rassismus im Preußenstadion" derweil von den Äußerungen des Zuschauers und entschuldigte sich "ausdrücklich bei Leroy Kwadwo und unserem Gegner". Vereinspräsident Christoph Strässer stellte klar: "Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht." Auch Pressesprecher Marcel Weskamp betonte auf der Pressekonferenz: "Das ist nicht Münster. Münster ist das, was wir im Nachgang erlebt haben."

Dank an die Fans

Die Trainer beider Klubs hoben die starke Reaktion des Publikums ebenfalls hervor: "Das spricht für Münster und unsere Fans", lobte Preußen-Coach Sascha Hildmann. Schiele fand: "Die Unterstützung der Fans war super, danke dafür. Auch die Offiziellen haben klasse reagiert und den Vorfall sofort aufgearbeitet!" Auch Kwadwo lobte die Anhänger: "Eure Reaktion ist vorbildlich – Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet. WIR müssen alle weiter dagegen angehen, wie IHR es getan habt und dies im Keim ersticken lassen! Danke für jede einzelne Nachricht! Ich hoffe, dass sowas endlich ein Ende hat."

Ein Hausverbot beim SC Preußen dürfte nun noch das geringste Problem für den Täter sein, vielmehr erwartet ihn eine Anzeige wegen Volksverhetzung. "Ich hoffe, er darf nie wieder ein Fußballspielen besuchen", schrieb Kickers-Kapitän Sebastian Schuppen nach der Partie bei Twitter. Der SCP muss derweil mit einer Geldstrafe rechnen, bei der die Täter-Ermittlung aber entsprechend berücksichtigt wird.

   

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