Last-Minute-Ekstase in Cottbus: "Nicht in Worte zu fassen"

Was für ein Drama! Um ein Haar hätte Energie Cottbus gegen Alemannia Aachen auch im dritten Ligaspiel eine Führung verspielt. Doch dann kam Axel Borgmann und nagelte das Spielgerät in der achten Minute der Nachspielzeit aus 30 Metern bei seinem Liga-Comeback in den Winkel. Der Rest war pure Ekstase. 

"Hätte es mir nicht schöner ausmalen können"

Die ursprünglich angezeigte Nachspielzeit von fünf Minuten war längst abgelaufen, als es nochmal einen Eckball für Energie Cottbus gab. Die Alemannia bekam das Spielgerät erneut nicht geklärt, sodass es genau vor den Füßen von Axel Borgmann landete, der aus 30 Metern einfach mal abzog – und perfekt in den Winkel traf. Der 30-Jährige konnte sein Glück kaum fassen, riss sich das Trikot vom Leib und rannte im Vollsprint quer über den Platz zur Fankurve. Sämtliche Spieler kamen hinterher, auch Trainer Claus-Dieter Wollitz rannte auf das Feld. Das erste Liga-Spiel nach zehnmonatiger Verletzungspause und dann so ein Treffer in der Nachspielzeit – was für ein Wahnsinn! "Ich kann das noch nicht in Worte fassen", musste sich der Matchwinner bei "MagentaSport" erstmal sortieren, nachdem er zuvor von den Fans auf den Zaun geholt worden war und dort mit ihnen gefeiert hatte. "Ich bin in den letzten Monaten immer mal wieder Spiele durchgegangen, wie man sich vorstellt, das Spiel zu gestalten. Es kam mir aber nicht in den Sinn, dass ich das entscheidende Tor mache." Und dann auch noch in der achten Minute der Nachspielzeit.

"Ich wusste, dass das Spiel eigentlich schon vorbei ist. Ich habe vor der letzten Ecke den Schiedsrichter noch gefragt, ob es danach vorbei ist. Er meinte ja. Dann habe ich ihn gefragt, ob ich noch mal schießen darf, wenn der Ball zu mir kommt. Dann meinte er: 'Ja, kannst du machen. Das zählt dann noch. Du darfst aber nicht nach hinten spielen.' Ich habe es dann gefühlt, dass der Ball zu mir kommt. Dass es so geklappt hat, ist umso schöner. Ich hatte eine harte Zeit hinter mit und hätte es mir nicht schöner ausmalen können." Es würde "eine Menge" auf einen einprasseln. "Das ist echt unfassbar. Wir haben es uns mehr als verdient. Wenn du nicht gewinnst, macht das auch was mit deinem Kopf. Umso schöner, dass wir den Moment genießen können." Zur Feier des Tages werde er sich eine Flasche Rotwein aufmachen, kündigte der 30-Jährige an. "Wenn man so etwas schafft, muss man es genießen."

Wollitz hebt "ganz andere Verbindung" hervor

Wollitz konnte unmittelbar nach Abpfiff ebenfalls noch gar nicht realisieren, was da gerade passiert war. "Zehn Monate verletzt und dann so ein Tor", staunte der 59-Jährige – und freute sich extrem für seinen Kapitän: "Wir haben mit ihm schon einige Wege beschritten. Seine Entwicklung auch als Kapitän ist außergewöhnlich. Mit seinem Sohn gab es ein paar Probleme, doch wie wir da zusammengehalten haben … Ich habe nachts öfters mit ihm telefoniert. Das ist eine ganz andere Verbindung." Wenn so ein Mensch, der den Klub lebe und die Region und sich damit so identifiziere, nach seiner Verletzung so ein Tor erziele, "fällt alles ab. Auch wenn ich sein Trainer bin, verbindet uns eine freundschaftliche Verbindung. Wir haben ein außergewöhnliches Verhältnis. Er hat einen besonderen Platz bei mir, denn ich weiß, was er, seine Frau und das Kind erreicht haben."

Das sei nicht selbstverständlich, so Wollitz. "Was wir als Klub und ich als Trainer da mitgemacht haben. Das sind dann die Belohnungen, an die ich glaube und die haben wir bekommen. Axel Borgmann ist zu 100 Prozent Cottbus." Der Sieg sei am Ende "hochverdient", wenn auch durch den Last-Minute-Treffer "etwas glücklich", wie Wollitz analysierte. Für die Lausitzer war es der erste Drittliga-Sieg seit 2019, was in der Tabelle vorerst zu Platz 14 führt. Mit den Glücksgefühlen im Bauch reist der FCE am nächsten Sonntag nach Wiesbaden und will dort ebenfalls punkten – wenn nötig auch wieder in der Nachspielzeit.

   

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