Lautern im Stile eines Aufsteigers: "Da fehlen einem die Worte"
Der 1. FC Kaiserslautern kommt der 2. Bundesliga immer näher: Mit dem 3:1-Erfolg im Derby gegen den 1. FC Saarbrücken trotz 45-minütiger Unterzahl machten die Pfälzer am Sonntagnachmittag einen großen Schritt, präsentierten sich dabei im Stile eines Aufsteigers und bewiesen eine überragende Mentalität.
"Und es geht bumm bumm"
Mike Wunderlich riss die Arme hoch und schrie seine ganze Freude raus: Der Jubel beim 1. FC Kaiserslautern kannte unmittelbar nach Schlusspfiff keine Grenzen mehr, auch auf den Rängen herrschte pure Extase. Der Sieg im Derby hat dabei einmal mehr gezeigt, warum dem FCK die Rückkehr in die 2. Bundesliga in dieser Saison gelingen könnte. Denn nachdem Kevin Kraus kurz vor der Pause wegen eines gefährlichen Spiels im Zweikampf mit Robin Scheu glatt Rot sah, der FCK folglich eine komplette Halbzeit in Unterzahl agieren musste und Tobias Jänicke direkt nach dem Seitenwechsel den Ausgleich erzielte (zuvor hatte Daniel Hanslik den FCK in der 17. Minute per Elfmeter-Nachschuss in Führung gebracht), hätten andere Team die Partie wohl aus der Hand gegeben. Nicht so der 1. FC Kaiserslautern.
Erst traf Terrence Boyd nach einem langen Pass von Torhüter (!) Matheo Raab zur erneuten Führung (56.), dann brachte Kenny Redondo den Betzenberg mit dem 3:1 nach 65 Minuten endgültig zum Beben. "Direkt nach dem Ausgleich dachte ich noch: 'What the fuck, was wird das für eine lange zweite Halbzeit'. Doch dann kommen die Fans ins Spiel und es geht bumm bumm. Das ist schon krass", strahlte Terrence Boyd bei "MagentaSport" über das ganze Gesicht und konnte es kaum glauben, mit welcher Mentalität sein Team in diesem Spiel aufgetreten war: "Da fehlen einem die Worte." Entsprechend lehnte der Stürmer den Titel des "Man of the Match" wie schon nach der Partie gegen Duisburg ab.
Dabei stand er an diesem Nachmittag sinnbildlich für den großen Einsatz, behauptete er sich nach dem Raab-Abstoß doch stark gegen gleich zwei Verteidiger. "Ein paar Mal läufst du diesen Weg umsonst, aber er (Steven Zellner, d. Red) hat ihn nicht richtig getroffen. Der Rest ist dann einfach Glück. Und was gibt es geileres, als vor der West zu treffen? Das ist unbeschreiblich. Da gehen einem wahnsinnige Gefühle durch den Körper", sagte Boyd über seinen achten Treffer im zehnten Spiel und bemerkte: "Der Ausgleich hätte uns das Genick brechen können. Doch stattdessen haben wir denen das Genick gebrochen."
"Wie in den alten Tagen"
Nicht ganz so markige Worte fand Trainer Marco Antwerpen, wenngleich er aus seiner Freude keinen Hehl machte: "Nach der roten Karte, die man geben kann, aber nicht geben muss, war es ein anderes Spiel. Das dann noch zu drehen, ist überragend. Da kann man stolz sein. Wir haben uns für eine sehr leidenschaftliche und fußballerisch starke Leistung belohnt." So richtig fassen konnte es der 50-Jährige ebenfalls noch nicht: "Das müssen wir jetzt erstmal genießen. Die Jungs haben so einen Spirit. Jeder lässt sein Herz auf dem Platz und wirft sich in die Zweikämpfe." Auch die 46.895 Zuschauer auf dem ausverkauften Betzenberg hätten ihren Teil dazu beigetragen: "Der Betze hat gebebt wie in den alten Tagen. Man hat gesehen, was das Stadion ausmacht."
Auf die Frage, wer den FCK nach dem neunten Heimsieg aus den letzten zehn Spiel noch aufhalten soll, entgegnete Antwerpen: "Keine Ahnung. Wir bereiten uns jetzt erstmal auf Wiesbaden vor." Auch Boyd trat wie gewohnt auf die Bremse: "Wir können den Derbysieg jetzt ein, zwei Tage genießen, aber noch ist nichts geschafft. Doch wenn wir so eine Mentalität an den Tag legen, können wir jeden schlagen. Aber selbstverständlich geht das auch nicht." Daher gelte nun: "Schnauze halten, hart arbeiten und weitermachen."
Nachdem der FCK an diesem Spieltag nachziehen musste, kann er am kommenden Freitag in Wiesbaden – begleitet von bis zu 7.000 Fans – nun vorlegen und den Druck auf Braunschweig vergrößern. Zwei Punkte trennen beide Teams derzeit nur, auf Platz 4 hat Lautern bei zwei Spielen mehr bereits neun Punkte Vorsprung. Vieles spricht dafür, dass es dieses Jahr zurück in die 2. Liga geht. Das hat sich nicht zuletzt im Derby wieder gezeigt.