Lotte steht am Abgrund: "Das ist die Quittung"
Mit 0:3 unterlagen die Sportfreunde Lotte bei der SpVgg Unterhaching, die damit den Klassenerhalt sicherte. Auf Seiten der Gäste herrschte am Ende Ratlosigkeit: Einen Spieltag vor Toresschluss fehlen drei Punkte zum Klassenerhalt – es braucht ein Wunder. Während die Gastgeber feierten, verdeutlichte Trainer Ismail Atalan: die Nerven liegen blank.
Unter den Strich gerutscht
Die Stimmungsbilder hätten nicht unterschiedlicher sein können: Während die Hachinger Mannschaft mit der Fankurve den geglückten Klassenerhalt feierte, stand Ismail Atalan die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Lucas Marseiler (6.), Orestis Kiomourtzoglou (72.) und Stefan Schimmer (90.+4) hatten seine Mannschaft drei Mal ins Herz getroffen. Die Sportfreunde hingegen schafften es zum vierten Mal in Folge nicht, ein eigenes Tor zu erzielen – und rutschten zum ersten Mal seit dem 8. Spieltag wieder unter den Strich:
"Sehr viel Leere", verspürte der Coach nach eigener Aussage am Mikrofon von "Magenta Sport" nach der 0:3-Niederlage. Das frühe Gegentor und eine rote Karte gegen Matthias Rahn kurz vor der Pause brachten die SFL ordentlich aus dem Tritt: "Ich habe mit dem Schiedsrichter diskutiert, es war eine strittige Entscheidung. Man kann sie aber geben. Er geht mit gestrecktem Bein rein, an der Mittellinie muss er ihn einfach stellen. Dann wurde es schwer für uns."
Atalans deutliche Transfer-Kritik
Doch nicht nur das Spielglück entschied an diesem Tag über Sieg und Niederlage. Die Probleme in Lotte wiegen schwerer – Atalan übte harsche Kritik an der Transferpolitik des Vereins: "Auf der anderen Seite muss man auch ehrlich sein. Das ist die Quittung, die wir erhalten haben für die Winterpause, für die Transfers im Winter und im Sommer in den letzten zwei Jahren," so Atalan. Es fehle der Mannschaft nicht an Mentalität – aber an offensiver Qualität: "Wenn man nach 37 Spieltagen nur 30 Tore schießt, dann kann man nicht immer sagen, es sei die Einstellung", so Atalan. "Wenn man Spieler wie Piossek oder Neidhart in der Winterpause abgibt, dann muss man sich als Verein nicht wundern. Von daher muss man es nüchtern betrachten: Wer keine Tore schießt, kann nichts gewinnen."
Deutliche Worte des Trainers, der seit fünf Spielen an der Seitenlinie der Sportfreunden steht, bisher aber nur einen Sieg bejubeln durfte: "Ich wusste, dass es ein Himmelfahrtskommando wird. Ich wusste, dass ziemlich viele Trainer keine Lust hatten, den Job zu übernehmen", so der Trainer: "Aber ich hab immer gesagt, ich will dem Verein etwas zurückgeben." Am allerliebsten den Klassenerhalt – auch, wenn diese Aufgabe angesichts des Drei-Punkte-Rückstands und der aktuellen Mannschaftsform nicht besonders einfach wird: "Ich werde den Verein immer unterstützen und werde am letzten Spieltag alles dafür tun. Es ist immer dann vorbei, wenn es vorbei ist. Ich geb niemals auf." Um den Klassenerhalt am letzten Spieltag noch schaffen zu können, braucht Lotte gegen Würzburg einen Sieg und muss zeitgleich auf Niederlagen von Großaspach und Jena hoffen – ein düsteres Szenario.