Lübecker Pleiten-Serie geht weiter: "Fühlt sich scheiße an"
Trotz einer kämpferisch ansprechenden Leistung verlor der VfB Lübeck das Aufsteigerduell gegen Türkgücü München zu Hause mit 0:2. Es war die siebte Pleite in den vergangenen neun Partien für die Norddeutschen. Das Manko war erneut die zu harmlose Offensive. Derweil gibt es Unruhen nach einer Aussage von Florian Riedel.
"Kämpferisch auf ganz hohem Niveau"
Die Gemütslage rund um den VfB Lübeck brachte Rolf Landerl – bekanntlich ein Freund klarer Worte – präzise auf den Punkt: "Es fühlt sich richtig scheiße an", nahm der VfB-Trainer bei "MagentaSport" kein Blatt vor den Mund und sagte, was alle dachten. Denn nach der 0:2-Niederlage zu Hause gegen Türkgücü München wird die Lage für die Norddeutschen immer prekärer. Mit nur 20 Punkten aus 23 Partien liegt der Klub als Tabellenletzter vier Punkte hinter dem rettenden Ufer. In den vergangenen neun Partien gab es lediglich vier Punkte, stattdessen sieben Niederlagen. Die Rückkehr in die Drittklassigkeit, die zwölf Jahre auf sich hatte warten lassen, droht nach einem Jahr schon wieder zu Ende zu sein. Die Fans hatten auf die Lage mit einem Banner aufmerksam gemacht: "16 Jahre unser Traum – wollt ihr uns das jetzt versau´n?!" Die Spieler liefen derweil allesamt mit einer grünen Binde am Arm auf. "Die Jungs wollten als elf Kapitäne auftreten. Das hatte symbolischen Charakter", erklärte Landerl.
Auch wenn die Zahlen komplett gegen die Norddeutschen sprechen, machte der Auftritt bei den Beteiligten Mut für die kommenden Wochen und Monate im Abstiegskampf. Die Leistung sei "kämpferisch auf ganz hohem Niveau" gewesen, erklärte Torhüter Lukas Raeder. Auch sein Trainer pflichtete ihm bei: "Leidenschaft, Herzblut und Kampf haben wir heute gesehen, das wollten wir zeigen, uns da nichts nachsagen lassen", war er in dieser Hinsicht mit seinen Spielern zufrieden.
Hadern mit dem Spielglück
Doch unter dem Strich fehlen weiterhin die benötigten Erfolgserlebnisse. Nur sechs Tore aus den vergangenen neun Partien offenbaren die große Schwäche der Lübecker: In der Offensive drückt der Schuh: "Uns fehlt vielleicht die letzte Überzeugung im letzten Drittel, auch das Vertrauen, das wir schon in anderen Spielen hatten", meinte Landerl. "Wir spielen uns auf den Flügeln gut durch, doch die letzte Entscheidung passt dann hin und wieder auch nicht." Es sei nun vor allem eine Frage des Selbstvertrauens. Daran müsse gearbeitet werden. "Man muss den Kopf oben behalten." Dies soll vor allem durch Einzelgespräche und Erfolgserlebnisse gelingen.
Da passte es natürlich überhaupt nicht, dass die Gäste durch einen sensationellen Freistoß von Sercan Sararer früh in Führung gegangen waren (9.). Das habe sein Team "eiskalt" erwischte, gestand Landerl. Doch der VfB fiel nicht auseinander und spielte auf den Ausgleich – trotz guter Chancen erfolglos. Stattdessen machten die Münchener in der Schlussminute nach einem Konter durch Noel Niemann alles klar (90.). "Am Ende brachst du auch mal Glück, dass kein Fuß dazwischen ist, wenn mal einer abzieht oder dass die Schüsse einfach mal reingehen. Das Glück haben wir momentan nicht", resümierte Raeder niedergeschlagen. Am kommenden Wochenende geht es zum Halleschen FC, danach folgt das Nachholspiel gegen Hansa Rostock. Keine leichten Aufgaben für die angeschlagenen Lübecker. Aber: "Ich glaube noch an den Klassenerhalt, sonst würde ich nach Hause gehen", weiß Raeder, dass noch immer nichts entschieden ist.
Riedel drohen Konsequenzen
Ob Florian Riedel in Halle auf dem Platz stehen wird, ist offen. Vorstandssprecher Thomas Schikorra war nach der Partie gar nicht gut auf den 30-Jährigen zu sprechen und kündigte Konsequenzen an. Was war passiert? Riedel hatte vor dem Spiel deutliche Worte in Richtung Sportchef Rocco Leeser gefunden, der nach der Niederlage in Dresden den Charakter der Mannschaft in Frage gestellt hatte: "Das kam bei der Mannschaft nicht gut an. Ich bin seit drei Jahren hier und kenne den Kern der Mannschaft. Man kann uns sicherlich viel absprechen, aber nicht den Charakter. Die Mannschaft jetzt so hinzustellen und mehr oder weniger alleine zu lassen, finde ich nicht in Ordnung", sagte er bei "MagentaSport".
Eine Aussage, die Schikorra in den "Lübecker Nachrichten" als "Frechheit" bezeichnete: "Eine Stunde vor so einem wichtigen Spiel stellt er sich hin und teilt gegen unseren Sportdirektor aus – und dann erzählt er uns noch Märchen über den Einsatz von dem Team, um den Platz bespielbar zu machen." Gemeint war eine Aussage von Riedel, wonach die Mannschaft allein dafür verantwortlich gewesen sei, dass der Schnee vom Platz befreit wurde. "Das lassen wir uns nicht gefallen, das wird Konsequenzen haben", so Schikorra.