Fan-Wut nach Magdeburg-Debakel: "Des FCM nicht würdig"
Was für ein Debakel! Beim 0:4 gegen den SC Verl ging der 1. FC Magdeburg am Sonntag regelrecht unter, war gegen den Aufsteiger chancenlos und musste einen herben Rückschlag im Abstiegskampf hinnehmen. Die Fans waren stocksauer und ließen ihrem Ärger freien Lauf.
Defensivverhalten haarsträubend
Tobias Müller war die Fassungslosigkeit nach der deutlichen Pleite ins Gesicht geschrieben. "Wir haben nichts von unserem Plan umgesetzt", sagte der FCM-Kapitän nach der fünften Pleite in Folge und einer erschreckend schwachen Leistung bei "MagentaSport". Der 26-jährige Verteidiger fügte an: "Das war viel zu wenig von uns." Ein "interessantes Spiel" hatte Trainer Christian Titz im Vorlauf gegen Verl versprochen – und damit wohl etwas völlig anderes gemeint. Schon nach 16 Minuten führten die Gäste durch Zlatko Janjic (4.) und Aygün Yildirim, der das Spiel mit dem 3:0 kurz vor der Pause bereits entschied (42.).
"Wir sind alle enttäuscht über die Art und Weise, wie wir das Spiel angegangen sind", musste Titz nach seinem misslungenen Heim-Debüt eingestehen. "Im Spielaufbau verlieren wir den Ball, dann markieren wir den Gegner nicht. Beim zweiten Gegentreffer müssen wir den Gegner nur zustellen und können es dann vielleicht klären, heben zudem noch das Abseits auf. Da haben wir Geschenke verteilt", haderte Titz mit dem haarsträubenden Defensivverhalten seiner Mannschaft, zumal der FCM bereits gegen Türkgücü nach zwölf Minuten mit 0:2 hinten lag.
Auch Müller sprach von individuellen Fehlern: "Wir haben bei den Gegentoren nicht das Zweikampfverhalten an den Tag gelegt, was notwendig ist in der Situation." Wenn man so ein Verhalten zeige, "kannst du kein Spiel gewinnen". Bezeichnend: Erst in der 42. Minute gab Magdeburg den ersten Torschuss ab. Dass Brian Koglin in Minute 45 nach einem Foul an Yildirim mit glatt Rot vom Platz flog, passte zu einem völlig gebrauchten Tag.
Trainereffekt schon verpufft?
Auch nach der Pause war kein Aufbäumen zu erkennen. Und selbst wenn die Hausherren sich einmal vor das gegnerische Tor spielen konnten, "machen wir die Chancen nicht. Dann wird es schwer", so Titz. So kam Verl in Minute 79 noch zum 4:0. Der erhoffte Effekt des Trainerwechsels scheint nach zwei Niederlagen schon verpufft. Den Profis seine Spielidee in den kommenden Wochen nahezulegen, wird für Titz von Mal zu Mal schwieriger, wenn das ohnehin kaum vorhandene Selbstvertrauen durch weitere Pleiten schrumpft.
Während Müller am "Telekom"-Mikrofon keine wirkliche Erklärung für die grundlegenden Probleme in der Zweikampfführung liefern konnte, flüchtete sich Titz nach der blutleeren Vorstellung seiner Mannschaft bereits in Durchhalteparolen. Dass noch 14 Spiele offen seien, mache mit Blick auf den Kampf um den Klassenerhalt Mut. Mit der Leistung vom Sonntag wird es jedoch schwierig, die Liga zu halten. Zwar beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer "nur" drei Punkte, allerdings hat der FCM gegenüber dem KFC Uerdingen bereits vier (!) Spiele mehr auf dem Konto. Selbst Schlusslicht Lübeck liegt bei einem Spiel weniger nur einen Zähler hinter Magdeburg. "Ich bin mit der klaren Überzeugung hergekommen, dass wir bis zum letzten Spieltag im Abstiegskampf stecken werden. Und bis dahin wird es dauern", so der Coach.
"Arbeitsverweigerung"
Bei einigen Fans, die die Mannschaft vor dem Spiel noch mit einer Pyroshow und Plakaten motivierten, schwindet die Hoffnung auf den Klassenerhalt nach der Leistung gegen Verl bereits – in den sozialen Netzwerken machten sie ihrem Ärger mit wütenden Reaktionen Luft: Von "Amateurfußball-Niveau", "Arbeitsverweigerung" und "Offenbarungseid" war in vielen Kommentaren zu lesen, manch einer bezeichnete den Auftritt als "Des FCM nicht würdig" und "nicht drittligatauglich".
So steige man ab, haben vielen Fans den Ernst der Lage erkannt. "Immerhin spart man heute die Wäsche der Trikots – sie sind weder schmutzig noch schweißnass", flüchtete sich ein Anhänger bereits in Sarkasmus. Und manch einer forderte: "Meldet den Verein einfach ab." Noch ist es aber nicht vorbei, am kommenden Samstag gastiert der FCM in Wiesbaden. "Wir müssen schnell unseren Glauben zurückfinden", hofft Titz, dass die neuerliche Niederlage nicht allzu lange in den Köpfen der Spieler hängen bleibt. Denn ein Sieg beim Zweitliga-Absteiger ist eigentlich Pflicht, um den Anschluss nicht zu verlieren.