Marcel Reichwein: "Die meisten haben nicht damit gerechnet"
"Es ist Zeit, Kiel zu besiegen“, lautete die Ansage von Trainer Ralf Loose vor der Begegnung seiner Mannschaft gegen Holstein Kiel. Und nach vier glücklosen Anläufen (drei Niederlagen, ein Unentschieden) konnten die Adlerträger am Samstag erstmals in der 3. Liga die Störche mit 2:0 bezwingen.
Es war ruhig im alt ehrwürdigen Preußenstadion. Sehr ruhig. Nach dem Feuerwerk der Münsteraner Anhänger im Ligaspiel gegen den F.C. Hansa Rostock und der selbstauferlegten Blocksperre hallte in der elften Spielminute ein lautstarkes "Bewegung Männer“ von dem sonst eher stillen Ralf Loose durch das Stadionrund. Gerade in den ersten fünfzehn Minuten bestimmte ein verhaltendes Abtasten das Spiel des Tabellendritten gegen den 17. der Tabelle. "Wir haben zu Beginn der Partie Probleme gehabt, uns mit der Atmosphäre anzufreunden. Die Tribünengäste haben dann erkannt, dass sie für die Stimmung sorgen müssen. Das war dann auch der Moment, wo wir besser ins Spiel kamen und den ersten Treffer erzielen konnten“, erklärte Loose die etwas andere Stimmung in diesem Heimspiel.
Preußische Effizienz schlägt Kieler Ballbesitz
"Wir haben bis zum 1:0 sehr gut gespielt, aber dann liegt der erste Ball gleich im Körbchen“, umschrieb Kiels Trainer Neitzel die Situation vor dem Führungstreffer. Es war Marco Pischorn, der in seinem 30. Spiel für die Adlerträger in der 27. Minute zum ersten Mal traf. Nach einem Eckball durch Amaury Bischoff verwandelte der 29-Jährige mit einem Kopfball wie aus dem Lehrbuch zum 1:0 und freute sich zu Recht nach Abpfiff: "Ich bin überglücklich, dass es auch bei mir endlich mal mit einem Tor geklappt hat, nachdem mich die Kollegen schon die ganze Zeit damit aufgezogen haben.“ Marcel Reichwein legte nur zehn Minuten später nach. Aus der Drehung und völlig unbedrängt erhöhte er mit seinem vierten Saisontreffer auf 2:0 und erntete dafür auch von Loose viel Lob: "Das zweite Tor war eiskalt gemacht und mit guter Übersicht beim Schuss.“ Und wahrlich: Der SCP präsentierte sich in der ersten Hälfte mit einer top aufgelegten Viererkette, die nichts zuließ und nutzte vorne die wenigen Chancen optimal.
Mangelnde Chancenverwertung in Halbzeit zwei
Als kurz nach Wiederanpfiff Loose noch in den Katakomben weilte, verpasste eben jener fast das 3:0. Benjamin Schwarz vergab in der wohl besten Chance der zweiten Hälfte (47. Minute) aus kurzer Distanz. Es wäre die Vorentscheidung gewesen. So blieb das 2:0 laut Loose "weiterhin ein gefährliches Ergebnis, denn man wiegt sich in Sicherheit.“ Dennoch bekamen die 7.189 Zuschauer nie das Gefühl, dass die Gäste aus dem Norden an diesem Tage hätten gefährlich werden können. Münster spielte konzentriert das Spiel herunter und ließ hinten nichts anbrennen. Einzig an der Chancenverwertung mangelte nach der Halbzeitpause. "So mussten wir weiter hart kämpfen und viele Laufwege gegen den Ball machen“, so Loose, der nach Abpfiff mit der Leistung seines Teams hoch zufrieden war: "Der Sieg geht absolut in Ordnung. Ich weiß nicht, wie lange die glücklose Serie gegen Kiel anhielt, aber sie war gefühlt zu lang. Von daher freuen wir uns umso mehr, dass wir sie in die Knie zwingen konnten.“
Reichwein: Tabellenplatz ist und bleibt Momentaufnahme
Seit nunmehr zehn Spielen in Serie sind die Preußen ungeschlagen und befinden sich mit sechs Punkten Vorsprung auf Platz vier wieder auf dem zweiten Tabellenplatz der 3. Liga. Warum läuft es so gut? Nachgefragt beim Torschützen Pischorn sagte dieser: "Wir sind einfach als Mannschaft gefestigt, wir stehen gut und lassen kaum Chancen zu und machen auch noch die Tore.“ Trotz der guten Aussicht vom zweiten Rang liegt die Betonung im Preußenumfeld derzeit immer wieder auf der Momentaufnahme. "Die meisten haben nicht damit gerechnet, von daher ist und bleibt die momentane Platzierung eine schöne Momentaufnahme“, so Reichwein nach der Partie und ergänzte: "Wir haben noch 23 Spiele vor uns. 23 Mal drei Punkte kann sich jeder selbst ausrechnen – da sind sechs Punkte Vorsprung auf den vierten Platz nicht viel.“
Am 16. Spieltag reisen die Preußen zum Aufsteiger nach Magdeburg. "Dort erwartet uns wieder ein heißer Tanz. Aber wir haben die Qualität gegen jeden Gegner zu bestehen“, gab Loose als Marschroute für die kommende Woche vor.