Marco Engelhardt: "Haben eine sehr reife Vorstellung gezeigt“
Rot-Weiß Erfurt befindet sich nach dem zweiten Sieg in Folge wieder auf Kurs Richtung Aufstiegsplätze. Nach dem deutlichen 3:0 bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund steht das Team von Walter Kogler auf Platz vier der Tabelle, lediglich ein Zähler hinter Relegationsrang drei. Der BVB dagegen kassiert seine erst zweite Heimpleite dieser Spielzeit und dürfte in zweierlei Hinsicht über die anstehende Länderspielpause froh sein. Neben der sportlichen Talfahrt (drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen) und dem folglichen Sturz auf Rang 14 in der Tabelle bereitet Coach David Wagner nämlich auch die Liste der ausfallenden Spieler immer wieder Sorgen.
Ausfälle von Solga und Ducksch wiegen schwer
Wie schon vor rund einem Monat gegen den Halleschen FC konnte der Amerikaner noch nicht einmal seine Ersatzbank vollständig füllen, lediglich 16 Akteure standen gerade einmal im Kader. Neben Kapitän David Solga fehlte auch Toptorjäger Marvin Ducksch. Der 19-Jährige stand nach mehrwöchiger Abstinenz wieder einmal im Kader der Profis, die parallel ihr Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg bestritten. Die Ausfälle der beiden vielleicht wichtigsten Spieler im Kader machten sich schon früh bemerkbar. Vom gewohnt aggressiven Pressing, frühen Balleroberungen und schönen Stafetten war auf dem sehr schweren Boden in der Roten Erde nur wenig zu sehen. Stattdessen versuchten es die Schwarz-Gelben immer wieder mit langen Schlägen auf den 1,94m-Stürmer Balint Bajner und hofften auf verwertbare zweite Bälle. Nur selten führte diese Idee zu vielversprechenden Angriffen. Zu stabil und konzentriert wirkte die Erfurter Defensive, in der Marco Engelhardt erstmals in dieser Saison die Position in der Innenverteidigung bekleidete, seinen Job aber mit Bravour meisterte.
Gnadenlose Effektivität: Erfurt geht mit erster Chance in Führung
Erst nach knapp 30 Minuten, in denen Wagner mit dem Spiel seiner Mannschaft trotz mangelnder Torgefahr „sehr zufrieden“ war, trauten sich die Erfurter auch mal nach vorne – und erzielten gleich das 1:0. Mit etwas Glück und Zufall landete der Ball ausgerechnet beim ehemaligen Schalker Jugendspieler Andreas Wiegel. Der 22-Jährige ließ sich die Chance nicht entnehmen und schob den Ball am bis dahin nahezu beschäftigungslosen Alomerovic vorbei ins Dortmunder Gehäuse. Viel mehr passierte nicht in den ersten 45 Minuten, zumindest nicht auf dem Rasen. Mehr Aufregung gab es dafür im Gästeblock. Dort zündete Mitte der ersten Hälfte ein RWE-Anhänger einen Böller, sehr zum Unmut der eigenen und gegnerischen Fans sowie der Spieler. „Es war ziemlich laut. Der Schiedsrichter ist auch direkt zu mir gekommen. Das darf natürlich nicht sein“, so BVB-Verteidiger Marc Hornschuh. Folge war ein Sanitätereinsatz im Gästeblock.
In der zweiten Halbzeit wurde die Partie dann zumindest ein kleines bisschen besser, blieb aber eines der schlechteren der bisherigen Saison. Die kleine Borussia versuchte nun etwas mehr, konnte aber keine Lücken in der Erfurter Hintermannschaft reißen. So entwickelte sich ein „wie erwartet hässliches Spiel“ zu einem mit einem „noch hässlicheren Ergebnis“ für den BVB (O-Ton Wagner). Nach schönem Zusammenspiel mit Odak traf der erst fünf Minuten zuvor eingewechselte Patrick Göbel zum vorentscheidenden 2:0 (75.). „Man will immer ein Tor schießen, wenn man reinkommt. Das ist natürlich super, dass das heute geklappt hat“, kommentierte der glückliche Torschütze sein Erfolgserlebnis nach dem Spiel. Keine zwei Minuten nach dem 2:0 später führte der schönste Angriff des Spiels über Göbel, Nietfeld und schließlich Tunjic sogar noch zum 3:0 (77.).
„Haben eine sehr reife Vorstellung gezeigt“
Alles in allem geht der Sieg der Gäste vor allem dank einer hervorragenden Defensivleistung und gnadenloser Effektivität vor dem gegnerischen Tor mehr als nur in Ordnung. „Wir wollten viele Dinger besser machen als in den letzten Auswärtsspielen und über die nötige Kompaktheit und Aggressivität ins Spiel kommen“, so Marco Engelhardt. „Wir haben das wichtige 1:0 gemacht und dann mit dem 2:0 und 3:0 schöne Tore erzielt und insgesamt eine sehr reife Vorstellung gezeigt.“ Ähnlich sah dies sein Coach Walter Kogler: „Die Mannschaft hat das, was wir uns vorgenommen haben, gut umgesetzt.“
Während die Erfurter ihre Fühler nun ganz allmählich wieder in Richtung Aufstiegsplätze ausstrecken, geht der Trend bei der Zweitvertretung des Deutschen Meisters von 2011 und 2012 in genau die andere Richtung. Gegen Erfurt wurde die schlechteste Saisonleistung mit der zweiten Pleite in Folge bestraft. Ausfälle wie die von Kapitän David Solga und Toptorjäger Marvin Ducksch kann die junge und unerfahrene Dortmunder Mannschaft noch nicht kompensieren. „Unsere Fehler sind viel zu leicht. Da müssen wir zusehen, dass wir die schnellstmöglich abstellen, denn so kann es nicht weitergehen“, so Solgas Kapitänsvertreter Hornschuh. „Als wir in Rückstand geraten, sieht man einfach, dass manche noch nicht ganz so clever sind und damit noch nicht so gut umgehen können.“ Nun bleiben seinem Team zwei Wochen Zeit, kleinkindliche Fehler im Abwehrverhalten abzustellen, bevor es in zwei Wochen (Samstag, 23. 11., 14:00 Uhr) mit dem Auswärtsspiel beim SV Wehen-Wiesbaden wieder weitergeht. Rot-Weiß Erfurt wird zeitgleich zuhause auf den SV Darmstadt treffen.
FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi