Marco Pischorn: "Wir müssen einen guten Tag erwischen"
Bevor sich das Team des SC Preußen Münster am Freitag in aller Frühe ins 550 Kilometer entfernte Dresden aufmacht, sprach liga3-online.de mit Innenverteidiger Marco Pischorn. Im Sommer schon als Transferflop abgestempelt, ist der 29-Jährige in der laufenden Saison nicht mehr aus dem Kader des SC Preußen Münster wegzudenken. Im Interview spricht der Defensivmann über das Topspiel beim Tabellenersten aus Dresden, den Einfluss der Fans und seine Zukunft in Münster.
liga3-online.de: Hallo Herr Pischorn, am Samstag geht’s zum Spitzenreiter nach Dresden. Dynamo ist unangefochtener Tabellenführer und zu Hause ein Macht. Wie lautet Ihre Zielsetzung?
Marco Pischorn: Wir gehen in jedes Spiel, um die drei Punkte mitzunehmen. Natürlich wird es gegen Dresden extrem schwierig. Wichtig ist, dass wir hinten gut stehen und hoffen, dass vorne jemand das Ding macht. Es wird auf jeden Fall eine harte Nuss.
In der vergangenen Saison setzte es in Dresden eine 1:3-Niederlage. Ihr Trainer Ralf Loose sprach im Vorfeld zu der anstehenden Partie vom nötigen Mumm, um dort bestehen zu können. Wie sehen Sie das?
Vor so einer Kulisse ist das sicher für einige eine Herausforderung. Aber ein jeder von uns ist doch Fußballer geworden, um genau vor so einem Publikum zu spielen. Von daher sollte man das eher als zusätzlichen Anreiz sehen und sich nicht davon einschüchtern lassen. Man kann dann eventuell sogar noch ein paar Prozente mehr rauskitzeln.
Mit Amaury Bischoff fehlt nicht nur Ihr Kapitän sondern auch der zentrale Mittelfeldakteur und Standardspezialist beim SCP. Wie schwer wiegt sein Ausfall?
Natürlich fehlen nicht nur seine spielerischen Qualitäten, sondern auch er als Typ. Aber es gibt genügend Spieler in der zweiten Reihe, die auch schon gezeigt haben, dass sie auf diesem Niveau spielen können. Die müssen jetzt Gas geben und den Ausfall kompensieren. Ich habe da keine Bedenken, dass es ein Nachteil ist.
Also eher ein Vorteil? Quasi ein Überraschungsmoment?
Ja klar, warum nicht? Da kommt einer rein, der alles zeigen will…
Münster ist das Team mit der drittbesten Offensive der Liga (24 Tore), hat jedoch in den vergangenen sechs Pflichtspielen lediglich drei Treffer erzielt. Ihr Teamkollege Laprevotte forderte unbedingt ein Tor in Dresden ein. Wer soll es denn nun richten?
(lacht) Das ist mir im Prinzip völlig egal, Hauptsache einer macht es. Nein aber mal ernsthaft, natürlich haben wir auch darüber gesprochen, dass wir seit Kiel nicht mehr getroffen haben (2:0-Heimsieg, Anm. d. Red.). Aber wir standen – bis auf Magdeburg – auch hinten sehr gut. Es gilt einfach, die Balance zu finden. Wenn uns das gelingt, dann sieht es auch gut aus.
Dynamo fährt mit Justin Eilers (14 Tore) den besten Torschützen, mit Marvin Stefaniak den besten Vorlagengeber (14 Vorlagen) und mit Michael Hefele den torgefährlichsten Abwehrspieler (6 Tore) der 3. Liga auf. Kann die drittbeste Abwehr der Liga dagegenhalten?
Natürlich. Wenn ich nicht so denken würde, wäre ich fehl am Platz. Wir müssen einen guten Tag erwischen. Jeder muss hundertprozentig aufmerksam und konzentriert sein und seine Topleistung abrufen.
Rund 28.000 Fans erwartet die SGD am Samstag zum Spitzenspiel. Eine ähnliche Kulisse haben Sie in der letzten Auswärtspartie in Magdeburg erlebt. Beeinflusst dieser Hexenkessel das Team?
Man merkt es, wenn das Team im Spiel keine gute Phase hat. Dann kann so eine stimmgewaltige Wand im Rücken schon beeinflussen. Aber umgekehrt ist es natürlich ähnlich. Läuft es bei der Heimmannschaft mal nicht so gut, kann sich das für uns auch positiv auswirken.
Apropos Fans: Die Preußen-Anhänger nehmen seit geraumer Zeit wahr, dass Sie wieder Spaß am Fußball haben. Im Sommer noch als Transferflop gehandelt, zählen Sie in dieser Saison zu den Stammkräften. Was für eine Rolle spielte die Verletzung Ihres Teamkollegen Simon Scherder (Kreuzbandriss in der Vorbereitung)?
Es war sicherlich ein Punkt, der mir entgegenkam. Natürlich wünscht man das niemandem, zumal Simon ein echt feiner Kerl ist. In dem Moment dachte ich aber, dies ist deine Chance. Auch weil kein anderer Verteidiger da war, der die Position spielen konnte. Ich habe dann in den Testspielen und im Training richtig Gas gegeben.
Und dann hatte der Verein Sie wieder auf dem Schirm?
Ja, man holte mit Chris Philipps nur noch einen Verteidiger, der dann gleich im zweiten Spiel die Rote Karte sah. Es kamen viele Dinge zusammen, die positiv für mich waren. Die Chance habe ich dann genutzt. Aber das sind Sachen, die passieren wirklich nur im Fußball: der eine verletzt sich, der andere sieht Rot und dann rutscht du plötzlich rein.
Da bestätigt es sich dann auch wieder wie schnelllebig das Geschäft ist.
Ja absolut. Ich weiß das sehr zu schätzen und bin glücklich, dass ich wieder auf dem Platz stehe. Es kann zu schnell wieder in die andere Richtung gehen.
Sie haben 32 Zweitliga-Partien mit Sandhausen und vier Bundesliga-Einsätze für den VfB Stuttgart auf dem Buckel. Die Preußen befinden sich aktuell auf dem 3. Tabellenplatz. Was ist drin in dieser Saison?
Wenn wir unsere Leistung weiter halten und eventuell noch steigern können, sieht es ganz gut aus. Nichts desto trotz schauen wir bei dem schweren Restprogramm von Spiel zu Spiel und wollen bis zur Winterpause noch gut punkten. Dann kann man ungefähr sehen, wohin der Weg führt.
Ihr Vertrag läuft im Sommer 2016 aus. Es macht allen Anschein, dass Sie sich in Münster mit Ihrer kleinen Familie sehr wohl fühlen. Ist eine Vertragsverlängerung eine Option?
Von meiner Seite definitiv. Wir fühlen uns hier pudelwohl und wenn es noch fußballerisch gut läuft, wäre das überragend. Im Moment passt wirklich alles. Schauen wir mal, was der Verein sagt.
Und damit sich der Kreis wieder schließt, bleibt noch eine Frage zum Abschluss: Können Sie sich daran erinnern, wo Sie am 25. Juli 2009 waren?
(grübelt) Da habe ich auf jeden Fall noch für Stuttgart II gespielt.
Richtig und gegen wen?
(grübelt lange) Ach ja, das Eröffnungsspiel in Dresden…
Ist die Erinnerung wieder da?
(lacht) Ja, damals machte Daniel Vier das Tor für uns und wir gewannen im halbfertig umgebauten Stadion mit 1:0.