Vor Start in Kiel: Markus Anfang hat drei Probleme
Als die Nachricht sich am Montagabend herum sprach, herrschte Überraschung in Kiel: Neuer Trainer der KSV Holstein wird der bisherige Leverkusener U19-Coach Markus Anfang. Der 43-Jährige blickt auf 16 Jahre als Spieler im Profifußball zurück. Als Trainer hat er die U17 seines bisherigen Arbeitgebers Bayer Leverkusen im Juni zur deutschen Meisterschaft geführt. Er bringt also jede Menge Kompetenz mit nach Kiel. Aber es lauern auch Gefahren.
Problem 1: Neuland Dritte Liga
Fußball in Liga drei, das heißt vor allem: rennen und kämpfen. Viele Mannschaften setzen auf eine kompakte Defensive, auf lange Bälle, auf Zweikampfhärte und Kopfballstärke. Und das oft auf holprigem Untergrund. In der beschaulichen A-Jugend-Bundesliga konnte Anfang seinen Spielern in aller Ruhe technische und taktische Feinheiten vermitteln. Jetzt muss er zeigen, dass er als Trainer auch die härtere Gangart beherrscht.
Problem 2: Die Erwartungshaltung
„Wir haben einen Trainer gesucht, der uns frisch und unverbraucht dabei hilft, unsere Ziele zu verwirklichen“, kommentiert Sportchef Becker die Neuverpflichtung. Markus Anfang sei „unser absoluter Wunschkandidat“. Das bedeutet auch: Trotz der Wechselspiele auf der Trainerbank rückt Holstein nicht von seinem Saisonziel ab, das obere Tabellendrittel zu erreichen. Anfang bekommt also keine Schonfrist, er muss Ergebnisse liefern.
Problem 3: Die erfolgreichen Interimstrainer
In den zwei Wochen zwischen der Freistellung des Ex-Trainers Karsten Neitzel und der Verpflichtung von Markus Anfang saßen zwei Eigengewächse auf der Holstein-Bank. U23-Coach Ole Werner und der Chef der U19, Hannes Drews, betreuten die Störche – und das sehr erfolgreich. Im Landespokal gab es einen 2:0-Arbeitssieg beim Viertligisten Weiche Flensburg, danach ein souveränes 3:0 zu Hause gegen Zwickau. Warum, so fragen sich manche in Kiel, haben nicht Werner und Drews den Job bekommen? Zumal sie vermutlich deutlich kostengünstiger gewesen wären als Anfang, der noch seinen Assistenten Tom Cichon mitbringt.
Immerhin: Werner und Drews haben die Störche wieder auf Kurs gebracht. Markus Anfang übernimmt eine Mannschaft im Aufwind und einen für Drittliga-Verhältnisse überdurchschnittlich gut besetzten Kader. Zudem lichtet sich das bislang ausgelastete Holstein-Lazarett allmählich. 13 Tage Vorbereitungszeit bleiben dem neuen Chefcoach, dann wird es ernst: Der nächste Auftritt der Störche folgt am 11. September beim SC Paderborn.