"Mein Naturell ist es, niemals aufzugeben."
Sind Sie die in diesem Zusammenhang gestellten Fragen nach dem vielzitierten „harten Hund“ eigentlich inzwischen Leid?
Nun, wie interpretiert man eigentlich einen „harten Hund“? Vielleicht bin ich in der einen oder anderen Situation auch zu mir selber ziemlich hart. Wenn mit „harter Hund“ gemeint ist, dass man Disziplin an den Tag legt, Leidenschaft und Herzblut zeigt – gut, dann bin ich einer. Leider sind eben genau das die Schubladen, in denen man heutzutage immer wieder gesteckt wird. Damit muss ich leben. Ich verlange immer das Maximum, lebe diese Denkweise meinen Spielern aber jeden Tag auch vor. Heute wie damals bin ich immer noch der Erste, der das Trainingsgelände morgens betritt und der Letzte, der diesen abends verlässt.
Ihre bisherigen Trainerstationen führten Sie immer zu Vereinen mit wenig finanziellen Mitteln, dafür aber mit einer großen Tradition.
Ich habe großen Respekt vor der Tradition eines Klubs, denn Tradition kann man sich nicht kaufen. Wenn die derzeitige Entwicklung im Fußball so weitergeht, haben wir bald keine Traditionsvereine mehr, sondern nur noch die großen Konzerne wie VW, Audi, Gazprom oder Bayer. Traditionsreiche Vereine wie beispielsweise der Hamburger SV stehen dagegen am Abgrund. Früher war die Liebe zum Fußball viel größer, der Kommerz hat keine entscheidende Rolle gespielt. Aber die Zeiten haben sich verändert. Unsere Aufgabe und Verantwortung ist es, mit den Zeiten mitzugehen und sich diesen anzupassen.
Aufstieg von der Oberliga bis in die 2. Liga mit der TuS Koblenz, Klassenerhalt mit dem 1. FC Kaiserslautern, Einzug ins Pokalendspiel mit dem MSV Duisburg – welcher dieser Erfolge hat für Sie persönlich die größte Bedeutung?
Das ist wirklich schwer zu sagen. Der Klassenerhalt mit Lautern ist sicherlich etwas ganz Besonderes gewesen. Auch das weltweit übertragene Pokalfinale vor 75.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion bleibt ein einmaliges Erlebnis. Nicht viele meiner Trainerkollegen werden diese Chance in ihrem Leben bekommen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Aber wenn ich mich für etwas entscheiden muss, dann sind das die fünf Jahre bei der TuS Koblenz. Während dieser Zeit hat sich eine enorme Liebe zum Verein entwickelt.
Eine Liebe, die Ihnen schon relativ bald zum Verhängnis wurde.
Ja, leider. Damals bin ich in Konflikte mit einigen Verantwortlichen des Vereins geraten. Ich hatte Angst, dass das über viele Jahre hinweg mühevoll Aufgebaute plötzlich wieder kaputt gemacht wird. Einige Leute sind damals in die falsche Richtung gegangen, dagegen habe ich mich dann gewehrt, obwohl mir schnell klar wurde, dass dies nicht die eigentliche Aufgabe eines Trainers ist. Die Trennung selbst war für mich nach fünf Jahren überhaupt kein Problem. Mich hat vielmehr getroffen, dass ich es nie geschafft habe, die Leute zu überzeugen, dass der von ihnen eingeschlagene Weg der falsche ist. Das war für mich viel schlimmer. Leider hat sich mein Gefühl nicht getäuscht.
Als Sie seinerzeit in Kaiserslautern beurlaubt wurden, hatten die „Roten Teufel“ noch berechtigte Chancen auf den Aufstieg.
Das war sicherlich der Moment, der meiner weiteren Karriere im Nachhinein erheblichen Schaden zugefügt hatte. Es lagen damals überhaupt keine sportlichen Gründe für diesen Schritt vor. Die Art und Weise, wie man nach der Trennung mit mir umgegangen ist, war vielleicht einer dieser Schlüsselmomente, wodurch ich fortan in eine bestimmte Schublade gesteckt wurde. Aber ich habe auch damals schon keine weiteren Aussagen dazu getätigt und werde dies auch heute nicht mehr tun. Ich bin kein Mensch, der nachkartet.
Trotz Ihrer Beurlaubungen wurden und werden Sie auch weiterhin von einem Großteil der Fans in Koblenz und Kaiserslautern geliebt.
Ja, immer wenn ich in Koblenz unterwegs bin, werde ich von den Fans herzlich begrüßt. Auch den Moment, als ich mit Duisburg bei einem Hallenturnier angetreten bin und auf einmal tausende Anhänger von Kaiserslautern aufgestanden sind und meinen Namen gerufen haben, werde ich nicht vergessen. Ich war damals sehr überrascht, sehr berührt und hatte trotz meiner langjährigen Trainererfahrung überall Gänsehaut am Körper. Deswegen schmerzt die momentane Situation in Saarbrücken auch so sehr. Die Fans haben ein wirklich feines Gespür für die wahren Dinge. Zum ersten Mal erlebe ich nun Pfiffe gegen mich, dazu die „Sasic Raus“-Rufe.
Von einem B-Ligisten haben Sie es über die 2. Liga bis ins Pokalendspiel geschafft. Nur wenige Trainer können eine solche Karriere vorweisen. Trotzdem: Der ganz große Sprung ist Ihnen bislang verwehrt geblieben.
Jetzt über meine persönlichen Träume zu sprechen, wäre angesichts der Situation beim FC Saarbrücken nicht fair und professionell. Im Moment habe ich nur ein Ziel: Wir wollen zusammen den Klassenerhalt in der 3. Liga schaffen. Darauf konzentriere ich meine ganze Kraft und Energie.
Nicht immer verlief Ihr Leben so geradlinig. Vor über zwei Jahrzehnten flohen Sie vor dem Bürgerkrieg im damaligen Jugoslawien nach Deutschland.
Es ist nie einfach, seine Heimat zu verlassen. Noch schlimmer ist es aber, sie für immer zu verlieren. Ich bin als Jugoslawe geboren, kann aber nie mehr einer sein. Der Staat, in dem ich auf die Welt kam, existiert einfach nicht mehr in seiner bisherigen Form. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so viel Glück im Leben gehabt habe. Meine neue Heimat ist nun Deutschland, ich fühle mich als ein Deutscher. Einige Leute haben dagegen nie mehr eine wirkliche Heimat gefunden. Es gibt immer einen Ausweg, man muss nur bereit sein Verantwortung zu übernehmen.
Ihren größten „Kampf“ – den Neubeginn in Deutschland – haben Sie gemeistert. Eine weitere Herausforderung, diesmal jedoch in sportlicher Hinsicht, steht Ihnen aktuell mit Saarbrücken noch bevor. Erlauben Sie uns zum Schluss daher noch eine Frage: Werden Sie auch diese Aufgabe meistern?
Versprechen kann ich nichts. Außer, dass ich alles unternehmen werde, damit wir bis zur letzten Sekunde noch eine Chance auf den Klassenerhalt haben. Ich werde die Aufgaben so angehen, dass sich meine komplette Leidenschaft auch auf die Mannschaft überträgt. Denn gerade diese Leidenschaft ist in unserer jetzigen Situation überlebensnotwendig. Mein Naturell ist es, niemals aufzugeben.
Das Interview führte Dennis Smandzich
FOTO: Dieter Schmoll