Mit politischer Hilfe zum Klassenerhalt? "Völlig haltlos"
Weil Sachsen-Anhalt jeglichen Trainings- und Wettkampfbetrieb bis zum 27. Mai untersagt hat, vermuten einige Klubs der 3. Liga, dass der Klassenerhalt für den Halleschen FC und den 1. FC Magdeburg mit politischer Hilfe gesichert werden soll. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht weist die Vorwürfe zurück – wurde von beiden Klubs nun aber um Hilfe gebeten.
"Kein Schulterschlusss mit den Vereinen"
Seit Wochen plädieren der HFC und der FCM für einen Abbruch der Saison, während der DFB weiterhin die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab dem 26. Mai anvisiert. Da kam es beiden Vereinen, so der Vorwurf, gerade recht, dass in Sachsen-Anhalt bis Ende Mai nicht gespielt werden darf. "In Sachsen-Anhalt darf der Breitensport wieder ins Training, aber Profisport wird ausgeklammert. Warum hier unterschieden wird, ist für mich schon mit einem Fragezeichen versehen", sagt Hansa-Boss Robert Marien im "Spiegel" und erinnert: "Es haben alle Vereine einen Zulassungsvertrag unterschrieben. Damit dürfen sie am Wettbewerb teilnehmen – sie verpflichten sich aber auch dazu. Diese Pflichten werden nun politisch ausgehebelt." Im Klartext: Marien vermutet, dass der Klassenerhalt für Halle und Magdeburg mit politischer Hilfe gesichert werden soll – weil der Abstieg bei einem Abbruch möglicherweise ausgesetzt werden könnte.
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht wiegelt gegenüber dem Magazin ab: "Der Vorwurf der politischen Einflussnahme wird als völlig haltlos zurückgewiesen." Der Regierungssprecher dementiert zudem, dass es einen Schulterschluss zwischen der Politik und den Vereinen gegeben habe: "Wir beteiligen uns nicht an der Diskussion, ob die Liga spielt oder nicht." Am Dienstag entscheidet das Kabinett über weitere Lockerungen. Möglicherweise tritt dann eine neue Verordnung in Kraft, die den Trainings- und Wettkampfbetrieb schon vor dem 27. Mai wieder möglich macht. Marien jedenfalls hofft, dass sich "diese Blockadehaltung" nicht durchsetzt: "Dann könnten wir das jetzt jedes Jahr so machen. Wenn einer keine Lust mehr hat oder nicht absteigen will, stellt er halt das Spiel ein."
Brief an Stahlknecht
Derweil haben sich FCM und HFC in einem Brief an Stahlknecht gewandt und um Hilfe gebeten. "Wir haben dem Innenminister, der für uns verantwortlich ist, unsere Bedenken und Probleme aufgezeigt, welche wir und viele andere Drittliga-Vereine momentan haben", erklärt FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik in der "Volksstimme". Der FCM sei weiterhin davon überzeugt, dass eine Fortsetzung der Saison "der falsche Weg ist" und dass die Drittliga-Saison abgebrochen werden sollte – "aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen". Durch das Schreiben erhoffen sich beide Klubs nun wohl Rückendeckung aus der Politik für ihre Forderung nach einem Abbruch. Zwar dürfte wohl auch zu Beginn der kommenden Saison zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt werden, doch Kallnik sagt: "Wir hätten Planungssicherheit und könnten in den kommenden Monaten daran arbeiten, die notwendigen Anforderungen des Hygienekonzeptes zu erfüllen, und könnten eine neue Saison mit eventuellen Geisterspielen wirtschaftlich planen." So wären die Klubs aus Kallniks Sicht auf einen Saisonstart ab September "viel besser vorbereitet" und könnten "drohenden Insolvenzgefahren entsprechend vorbeugen".
Und wie würde die aktuelle Saison bei einem Abbruch gewertet werden? Schon vor einigen Wochen regte der FCM zusammen mit den anderen Abbruchs-Befürwortern an, Duisburg und Mannheim als die beiden Spitzenteams aufsteigen zu lassen, während der Abstieg ausgesetzt wird. Gleichzeitig soll die Liga um die Regionalliga-Meister aufgestockt werden. "Die nächste Saison würde somit ein Übergangsjahr bilden, mit dem Ziel, in der darauffolgenden Saison mit 22 Mannschaften an den Start zu gehen. Somit wäre gewährleistet, dass zukünftig alle fünf Regionalliga-Meister direkt aufsteigen", schlägt Kallnik vor. Ob der DFB diesen Plan umsetzen wird, ist fraglich. Nach wie vor peilt der Verband den Re-Start der Saison an. Am 26. Mai soll es wieder losgehen – notfalls müssten Magdeburg und Halle wohl in ein anderes Stadion umziehen.