MSV Duisburg: Gutes Händchen und der Ofosu-Ayeh-Faktor
Beim ehemaligen Bundesligisten scheinen in diesen Tagen die Anzeichen auf Verzicht zu stehen – und das eher im positiven Sinne. Jüngsten Medienberichten zufolge soll der Schuldenschnitt scheinbar in trockenen Tüchern sein. Auf der nicht-sportlichen Pressekonferenz am Freitag könnte dann die wohl wichtigste Hürde im Kampf um das Überleben als erklommen bezeichnet werden. Verzichtet wurde auch sportlich aus Sicht der Zebras, nämlich für einige Minuten auf Fußball; allerdings besaßen die Hausherren die deutlich größere Qualität und Effektivität im Torabschluss. Elversberg erspielte sich große Chancen, scheiterte jedoch teilweise kläglich vor dem Kasten von Keeper Ratajczak. Aus Pfiffen und hämischen Gesängen wurde schließlich eine ausgelassene Party: Ärger und Frohsinn liegen beim MSV in den letzten Monaten gerne dicht beieinander. „Ein dreckiger Sieg“ war es nicht nur den Augen des Sportdirektors Ivica Grlic, was jedoch jedem Anhänger egal sein dürfte, wenn man statt auf die Abstiegsränge auf Platz vier schielen darf. Elversberg befindet sich seinerseits mitten im Abstiegskampf und trifft kommenden Samstag auf Tabellennachbarn VfB Stuttgart II, wohingegen die Meidericher zum Schlusslicht Saarbrücken reisen und dort eine Neun-Punkte-Woche beenden könnten.
Öztürk stellt früh die Weichen
Während einige Fans noch mit der Anreise beschäftigt waren, sahen die Anwesenden eine Ecke von Mittelfeldregisseur Pierre de Wit gepaart mit Konzentrationsmängeln auf Seiten der Gäste, wodurch Öztürk gekonnt per Kopf verwandeln konnte (2.). Wer jedoch dachte, dass das zur Spielruhe und Sicherheit der Gastgeber beitragen könne, der irrte zusehends. Bis zur 68. Minute lag der Ausgleich in der Luft, als Zoundi schließlich den Erlöser spielte und auf 2:0 erhöhte. Duisburg tat sich gegen gut kombinierende Saarländer teilweise schwer – oder wie es die Fans selbstironisch konstatierten: „Champions League kann jeder.“ Im Fokus der Fangesänge war nicht selten das anstehende Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den Rivalen Rot-Weiss Essen, dessen Vorverkauf auf beiden Seiten schnell beendet war. Nach nur drei Stunden kam es zu der Szene, in welcher lange anstehende Zebras ungläubig mitansehen mussten, wie der Vordermann die letzte Karte erwarb.
Gutes Händchen und der Ofosu-Ayeh-Faktor
Der zuletzt in die Fan-Kritik geratene MSV-Coach brachte in der 57. Minute für Gerrit Wegkamp Patrick Zoundi und damit den Matchwinner, der innerhalb von elf Sekundenzeigerumdrehungen den Sack zumachte. Besonderes Highlight war dabei das 3:0, welches Phil Ofosu-Ayeh mit einem grandiosen Sprint über den beinahe ganzen Platz einleitete. Selbstlos und ganz im Sinne des Teams spielte er noch geschickt auf den mitgelaufenen Stürmer Zoundi ab, der nur noch einschieben musste (79.). Der eine oder andere Verantwortliche eines anderen Vereins wird den Namen sicherlich noch einmal mit dem Textmarker hervorgehoben haben.
Elversberg vergab Chancen leichtfertig
Obwohl die Meidericher in Führung gingen, wussten die Saarländer im Laufe der Partie immer deutlicher, spielerisch zu überzeugen. Klare Chancen waren die Folge und es zeigte sich erneut, wie wichtig Routinier Branimir Bajic nicht nur in der Verteidigung für den MSV ist. Im Angriff fanden lange Bälle seltener und ungenauer ihr Ziel, wodurch Elversberg mehrmals zum erneuten Angriff eingeladen wurde. Trotz Führung breitete sich Planlosigkeit aus, die aber nicht ausgenutzt werden konnte. Erst in den letzten Minuten und mit einem Spielstand von 3:0 schafften es die Zebras, das Ergebnis routiniert und problemlos zu verwalten.
Die Pressekonferenz, auf die alle seit langem warten
Ab Freitag könnte Klarheit herrschen, wie die Zukunft des MSV Duisburg aussehen wird. Die Lizenz wurde zwar noch nicht erteilt, doch mit einem Schuldenschnitt steigt die Wahrscheinlichkeit wesentlich. Für das Stadion scheint ebenso eine Lösung parat, so dass in der kommenden Saison der Aufstieg konkret ins Visier genommen werden kann. Spannend wird diesbezüglich sein, welche der auslaufenden Verträge verlängert werden und wie das Thema Qualität für die kommende Mission behandelt wird, damit so bald wie möglich das Bundesligalogo auf den Ärmel zurückkehrt.
FOTO: Flohre Fotografie