Duisburg: Sportdirektor Ivica Grlic als Meister der Improvisation
Der MSV Duisburg ist ein ganz besonderer Verein. Mit ganz besonderen und vor allem treuen Fans, die speziell nach dem Zwangsabstieg in die 3. Liga zahlreich ihre „Zebras“ unterstützten. Es ist beim westdeutschen Traditionsverein offenbar ein neues „Wir-Gefühl“ entstanden, denn die Zusammengehörigkeit ist in der Not häufig am größten. Nur wenige Tage hat Sportdirektor Ivica Grlic Zeit gehabt, um den neuen Trainer Karsten Baumann zu präsentieren und zudem quasi eine komplett neue Mannschaft aus dem Boden zu stampfen. Der erste Abstieg in die Drittklassigkeit seit 24 Jahren hat zahlreiche Tränen fließen lassen.
„Wenn es schlechter läuft, halten die Menschen in der Stadt noch mehr zusammen“
Besonders für Grlic gab es zuletzt enorm viel Arbeit zu verrichten. Er hat eine echte „Herkulesaufgabe“ erfolgreich verrichten können, denn eine Mannschaft innerhalb so kurzer Zeit zusammenzustellen, die sowohl sportlich aber auch charakterlich so hervorragend zusammenpasst und vor allem auch wieder die MSV-Anhänger vereinen kann, ist wahrlich nicht allzu leicht gewesen. Im Gespräch mit „DFB.de“ macht der ehemalige bosnische Nationalspieler nun auch deutlich, dass er mit 17 Punkten nach zwölf Partien bei den Voraussetzungen keineswegs gerechnet hat: „Zu diesem Zeitpunkt hatten wir lediglich mit elf oder zwölf Zählern gerechnet. Wir entfachen eine gewisse Euphorie in der Stadt. Unser Zuschauerschnitt ist deutlich höher als in der 2. Bundesliga und auch die Mitgliederzahl wächst.
Finanzielle Problematik erschwert die Alltagsarbeit
Zu Saisonbeginn konnte der sportliche Aufschwung mit der Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen dafür sorgen, dass die Euphorie bei den Meiderichern enorm gewesen ist und die finanzielle Problematik ein wenig in den Hintergrund getreten ist. Nun hingegen gibt es immer mal wieder negative Nachrichten über die komplizierte, wirtschaftliche Situation. Nun verrät der umtriebige und fleißige Grlic, wie schwer es bei den zahlreichen Baustellen für ihn doch ist, sich auf die sportliche Arbeit zu konzentrieren: „Ich bin ein Mensch, der seine Hausaufgaben und damit vornehmlich das Sportliche unter den Gegebenheiten macht. Die anderen Bereiche kann ich ohnehin nicht groß beeinflussen. Fest steht aber: Wenn sich kein Spieler mehr schwer verletzt, werden wir in der Winterpause auch nicht personell nachlegen.
"Dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen"
Vorerst genießt jedoch Bescheidenheit in allen Bereichen absolute Priorität beim Bundesliga-Gründungsmitglied, das trotz gerade einmal vier Punkten Rückstand auf Relegationsplatz drei und acht Zählern Vorsprung auf die Abstiegszone zunächst einmal seine Punkte für den Klassenerhalt sichern möchte. Die Vorbereitung verlief alles andere als optimal, weshalb vielleicht zuletzt auch nicht mehr die optimalen Ergebnisse zustande gekommen sind. Die Mannschaft muss in der Wintervorbereitung die Basis für die Rückrunde legen, nachdem in der Sommervorbereitung auch viel Improvisationskunst vonnöten gewesen ist. Die schwierige Ausgangssituation hat auch Ex-Profi Grlic nicht vergessen, wenn er sagt: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen und mit welchen Voraussetzungen wir gestartet sind.“
FOTO: André Ellies