MSV-Krise verschärft sich, Schmidt bricht nach Pfiffen in Tränen aus

Die Krise beim MSV Duisburg verschärft sich: Durch das 0:1 gegen den SV Meppen kassierten die Zebras am Samstag bereits die siebte Niederlage in dieser Saison und sind in der Tabelle unter den Strich gerutscht. Die Reaktion der Fans nach Spielende fiel heftig aus – sogar so sehr, dass Dominik Schmidt in Tränen ausbrach.

Schmidt weint nach Pfiffen

Es war nicht zu überhören, das gellende Pfeifkonzert unmittelbar nach Abpfiff. Und als die Mannschaft anschließend in die Kurve kam, flogen ihr heftige Unmutsäußerungen sowie zahlreiche Bierbecher entgegen. Ganz besonders bekam Dominik Schmidt den Frust der Fans zu spüren, als er bei seiner Einwechselung in der 87. Minute ausgepfiffen wurde. Nach Spielende stand der 34-Jährige, der bei vielen Anhängern als Symbolfigur für den Niedergang der letzten Monate gilt, weinend auf dem Platz. "Die Pfiffe gegen Dominik Schmidt tun der Mannschaft, aber auch mir persönlich verdammt weh – mindestens so weh wie die Niederlage", war es Pressesprecher Martin Haltermann nach der Partie ein Bedürfnis, eine Lanze für den Verteidiger zu brechen. "Mir fehlen ein bisschen die Worte. Er ist ein ganz, ganz feiner Mensch – das hat er in seiner Karriere gezeigt." Warum Dotchev den 34-Jährigen ins Spiel brachte, obwohl er im Sommer bereits aussortiert worden war, begründete er so: "Er ist mein kopfballstärkster Spieler. Ich habe die Hoffnung gehabt, dass ein Lucky Punch gelingt." Die Reaktion von den Rängen hat der MSV-Coach dabei unterschätzt: "Dass es jetzt so gelaufen ist, tut mir tatsächlich leid. Aber ich kann nur sagen, dass ich so gehandelt habe, wie es für die Mannschaft sportlich am besten ist. Wichtig ist, dass wir uns jetzt nicht selbst zerfleischen."

Diesen Eindruck konnte man nach Spielende durchaus gewinnen: Sichtlich aufgebracht redeten die Anhänger auf die Mannschaft ein und verabschiedeten sie mit Pfiffen und "Dotchev-raus"-Rufen – zudem wurde Moritz Stoppelkamp während eines TV-Interviews mit Gegenständen beworfen. Auch in den sozialen Netzwerken kochte die Fan-Seele, unter einem Facebook-Post des MSV ist in den Kommentaren von "Arbeitsverweigerung" und "Offenbarungseid" die Rede. Stoppelkamp konnte die Reaktion der Fans zum Teil nachvollziehen: "Bei dem Saisonverlauf ist das irgendwo klar. Bislang haben wir nach einem schwachen Spiel immer eine Reaktion gezeigt, doch heute blieb das aus." Nicht verstehen konnte der Kapitän allerdings die Pfiffe gegen Schmidt: "Es an ihm auszumachen, ist eine Unverschämtheit!", schimpfte er gegenüber dem "RevierSport". "Dominik hat eine richtig schwere Zeit hinter sich. Charakterlich ist er ein Top-Typ. Er hat sich nie hängenlassen und immer Gas gegeben."

"Das Tor hat uns das Genick gebrochen"

Dass das Gegentor auf höchst kuriose Weise zustande kam, passte dabei ins Bild eines völlig gebrauchten Tages: Nachdem der SV Meppen im Mittelkreis einen Freistoß zugesprochen bekam, lief Torhüter Leo Weinkauf 16 Meter aus dem Kasten heraus, um die Mauer zu dirigieren. Genau in diesem Moment zog David Blacha aus 40 Metern ab und versenkte den Ball über Weinkauf hinweg im Tor. Bereits bei der Partie gegen Wiesbaden hatte Weinkauf einen ähnlichen Gegentreffer verursacht. "Das Tor hat uns das Genick gebrochen", sagte Dotchev und sprach von einem "rabenschwarzen Tag". Beim Gegentor hätte auch ein Trapattoni nichts machen konnte, meinte der MSV-Coach. "Da bist du als Trainer hilflos."

Im weiteren Verlauf der Partie konnte sich Weinkauf zwar einige Male auszeichnen, doch ausbügeln konnten seine Vorderleute den folgenschweren Patzer nicht mehr. "Nach dem 0:1 hat bei uns alles gefehlt: Die Ideen, der Mut … Wir waren einfach verunsichert – das hat Meppen natürlich in die Karten gespielt", analysierte Stoppelkamp. Mit der Führung im Rücken stellten sich die Emsländer hinten rein und machten alles dicht. "Wir hätten noch eine Stunde weiterspielen können, ohne ein Tor zu schießen", lautete Stoppelkamps bittere Erkenntnis – und ging mit seiner Leistung selbstkritisch um: "Ich hätte Lösungen finden müssen, habe das aber nicht geschafft."

Dotchev will "Verantwortung übernehmen"

Wie geht es jetzt weiter beim MSV? Mit nur zwölf Punkten aus elf Spielen sind die Zebras nun genau da, wo sie nicht wieder hinwollten: im Abstiegskampf. Besonders besorgniserregend ist, dass bereits sieben Niederlagen zu Buche stehen – nur Schlusslicht Havelse hat noch häufiger verloren (8). Am Trainer wollte Stoppelkamp die anhaltende Talfahrt aber nicht festmachen: "Ich stelle mich jetzt nicht hier hin und sage, der Trainer ist Schuld. Wir sitzen alle im selben Boot und waren auch gut eingestellt. Allerdings haben wir uns extrem dämlich angestellt."

Auf seine Zukunft angesprochen, entgegnete Dotchev, dass er keine Angst verspüre: "Ich bin jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist der Verein. Solange ich hier bin, werde ich kämpfen und alles geben. Dass ich Verantwortung übernehme, habe ich schon mehrfach betont." Sollte der 56-Jährige im Amt bleiben, hätte er zwei Wochen, um die Mannschaft auf das Auswärtsspiel in Zwickau vorzubereiten. Keine einfache Aufgabe, wie Dotchev feststellte: "Wenn man die Mannschaft heute gesehen hat, können wir eigentlich bei Null anfangen – es gibt viel zu tun." Eine ungewöhnliche Aussage zu diesem Zeitpunkt, die der Deutsch-Bulgare auf Nachfrage aber etwas relativierte: "Das war ein bisschen übertrieben". Den Grund für die Negativserie hat er allerdings längst ausgemacht: "Es ist keine Sache der Fitness oder der Kondition. Die Mannschaft ist im Kopf nicht frei." Die anstehende Länderspielpause dürfte nun gut geeinigt sein, um die Köpfe freizubekommen. Selbstvertrauen können die MSV-Kicker am 13. Oktober zudem im Landespokal gegen Kreisligist Hellas Krefeld sammeln.

   

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