MSV macht Millionen-Verlust und muss Finanzlücke schließen
Nicht nur sportlich steht der MSV Duisburg als Tabellenvorletzter derzeit mit dem Rücken zur Wand, auch finanziell ist die Lage bei den Zebras alles andere als rosig. Nach wie vor ist die Saison nicht durchfinanziert, bis zum 21. Januar muss der MSV zudem eine Finanzlücke schließen. Eine Insolvenz soll trotz eines Millionen-Verlusts vermieden werden, Gespräche mit potenziellen Investoren laufen.
Einspruch gegen DFB-Bescheid
Über 90 Minuten nahmen sich Präsident Ingo Wald, Sportdirektor Ivica Grlic und die beiden Geschäftsführer Peter Mohnhaupt und Thomas Wulf am Donnerstagabend Zeit, um im Rahmen eines Live-Chats Fragen der Fans zu beantworten. Dabei ging es neben der sportlich angespannten Lage auch um die finanzielle Situation der Zebras. Feststeht: Nach aktuellem Stand ist die Saison nur bis Anfang des kommendes Jahres durchfinanziert. "Es besteht eine Riesen-Untersicherheit – auch weil nicht klar ist, wann wieder Zuschauer rein dürfen", sagte Thomas Wulf. Der MSV habe vom DFB im Rahmen der Nachlizenzierung eine Lückenberechnung erhalten. "Wir werden aber Einspruch dagegen einlegen", kündigte der Geschäftsführer an. "Danach wissen wir, welche Summe wir bis zum 21. Januar aufbringen müssen."
Die Bemühungen, um die Saison durchfinanzieren zu können, würden "mit Hochdruck" laufen, sagte Wulff, der sich diesbezüglich optimistisch zeigte und von "sehr guten Gesprächen" mit Investoren in dieser Woche berichtete. Namen nannte er nicht, Präsident Ingo Wald sagte aber, dass Ausrüster Capelli der erste Ansprechpartner sei und möglicherweise verstärkt ins Boot geholt werden soll. Klar sei, dass ein Lückenschluss nur durch Verkäufe von Anteilen an der KGaA erzielt werden könne.
Eine Insolvenz sei derweil nicht ausgeschlossen, soll aber unbedingt verhindert werden. Denn: "Für eine Insolvenz benötigt man frisches Geld, damit anschließend eine Anschubfinanzierung möglich ist – der 1. FC Kaiserslautern hat das geschafft. Wir hingegen können keinen neuen Sponsorenpool aufbauen, sodass eine Plan-Insolvenz möglicherweise nach hinten losgegangen würde. Wenn Geld vernichtet wird, ist die Bereitschaft gering, frisches Geld zu geben", veranschaulichte Wald das Dilemma. Gleichzeitig sah sich der MSV-Boss dazu gezwungen, mit einem Gerücht aufzuräumen: "Zu glauben, dass ich eine Plan-Insolvenz wegen meines eigenen Geldes, das ich dem Verein vor sieben Jahren zur Verfügung gestellt habe, verhindere, finde ich anmaßend. Das ärgert mich maßlos."
Millionen-Verlust wegen Corona
Den finanziellen Verlust aufgrund der Auswirkungen durch Corona bezifferte Wulf für die vergangene Saison auf 2,5 Millionen Euro, in dieser Serie werden es wohl 2,6 Millionen Euro. Gerade vor diesem Hintergrund schmerzt die Tatsache, dass ein Sponsor seinen Ausstieg zum Saisonende erklärt hat. Begründet hatte das Unternehmen seine Entscheidung mit der Rückkehr von Trainer Gino Lettieri und einer "katastrophalen Außendarstellung". Wald sprach diesbezüglich von einer "mittelschweren Katastrophe, wenn sich ein Sponsor in der Art äußert. Es tut in der Seele weh". Demnächst soll nochmal das Gespräch gesucht werden.
Geld aus Fördertöpfen des Bundes erhielt der MSV bislang nicht – aus einem Grund: "Wir gelten zum 31. Dezember 2019 aufgrund des negativen Eigenkapitals als angeschlagener Verein und sind somit nicht antragsberechtigt", erklärte Wulf. Bei Wald stieß das auf Unverständnis: "Vereine, die kein negatives Eigenkapital haben, bekommen diese Zuschüsse und können investieren – wir hingegen schauen in die Röhre. Da habe ich kein Verständnis für die Politik, denn das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung." So konnte der MSV bislang lediglich einen KfW-Kredit in Höhe von 800.000 Euro beantragen, der im Gegensatz zu den Zuschüssen jedoch zurückgezahlt werden muss. Die Hoffnungen liegen nun auf dem neuen Corona-Paket des Bundes.
Fokus auf Ausbildungsverein
Auch sportlich soll es so schnell wie möglich bergauf gehen. "Wir haben es noch nicht ansatzweise geschafft, unsere Leistung abzurufen", fand Grlic klare Worte. "Da müssen wir den Hebel nun ansetzen". Die Mannschaft sei aber intakt und besitze die Qualität, um in der Liga zu bleiben, zeigte sich der Sportdirektor zuversichtlich. Klar ist aber schon jetzt: Geld für neue Spieler im Winter hat der MSV nicht. Und so werden die Meidericher auch künftig verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen müssen.
Dazu will Grlic die neue Ära, ein Ausbildungsverein zu sein, weiter fortführen. "Wir haben Konzepte, die schon in der Jugend beginnen. Wir haben extrem viel bewegt an der Westender Straße. Rein finanziell haben wir nicht viel zu bieten, aber was wir zu bieten haben, ist der realistische Sprung zur ersten Mannschaft." Auch Wald sagte: "Wir müssen das Gesamtpaket anbieten und das Gesamtpaket sind die Trainingsmöglichkeiten und dass wir den jungen Spielern mehr Zeit geben können, weil der Druck nicht so groß ist wie in Dortmund oder Schalke. Wir können Spieler weiterentwickeln. Die werden bei uns nicht so schnell aussortiert oder fallen durchs Rost, wie in der Bundesliga. Durch die Dichte der NLZ im Ruhrgebiet können wir durchaus profitieren."
Der Slogan "Gemeinsam für Duisburg" sei inzwischen jedoch verloren gegangen, wie Wald eingestehen musste: "Da sind wir mit Schuld, das ist uns nicht gelungen. Die Kommunikation nach innen ist okay. Die Kommunikation nach außen haben wir leider verpasst, daran werden wir arbeiten. Darin müssen wir besser werden." Auch Grlic zeigte sich im Hinblick auf die Transparenz nach außen selbstkritisch: "Die Stärke von uns allen war immer, dass wir Fans und Sponsoren Rede und Antwort stehen. Das ist im Moment schwer, aber das war auch ein Fehler von uns. Aus Fehlern lernen wir." Um im sportlichen Bereich künftig besser aufgestellt zu sein, läuft die Suche nach einem Sportvorstand. "Wir sind an zwei Kandidaten dran", berichtete Wald. Zunächst steht am Samstag aber das wichtige Spiel beim 1. FC Kaiserslautern an. Ob der MSV dann zumindest sportlich die Wende einleitet?