MSV: Sieg gegen Lübeck kann nur der Anfang gewesen sein

Der MSV ist wieder da! Gut, soweit ist es noch nicht. Aber als Santiago Castaneda gegen Lübeck in den Knick traf – noch dazu in der Nachspielzeit – explodierte das Duisburger Stadion wie selten zuvor in der jüngeren Vereinsgeschichte. Selbst der neutralste Zuschauer wusste, dass das vielleicht das wichtigste Tor der Saison für die Zebras war. Genauso ist allen klar, dass das erst der Anfang sein kann. Ein Kommentar.

Lange vermisster Hoffnungsschimmer

Kämpfen, kratzen, beißen. Hauptsache Leidenschaft. Das ist es, was das MSV-Publikum seit Wochen, schon seit Monaten, von seiner Mannschaft verlangt. Mehr traut man sich mittlerweile gar nicht mehr zu wünschen. Der rückläufige Zuschauerschnitt zeigte zuletzt drastische Entwicklungen am Interesse der Zebras. Wie viel wurde schon von wachsender Gleichgültigkeit und schwindendem Ärger geschrieben? Als Santiago Castaneda gegen Lübeck einen verunglückten Klärungsversuch mit dem zweiten Kontakt in den Winkel hämmerte – da war alles vorherige für einen kurzen Moment vergessen, denn knapp 8.000 Zuschauer fegten das Dach der Arena mit ihrem Jubel weg.

Das Herzblut für den MSV Duisburg, es ist noch da. Das dürfte die Mannschaft gespürt haben. Obwohl sie in klirrender Kälte nicht so an den Fanblock kam, wie es sich die Zuschauer erhofft hatten. Ein Fingerzeig an die Dauernörgler vom Meidericher Spielverein? Viel mehr wohl eher gesunder Realismus: jeder Beteiligte in Duisburg wird nämlich wissen, dass der Sieg gegen den VfB Lübeck – so erlösend er am Ende war – erst der Anfang sein kann. Noch immer stehen die Zebras fünf Punkte hinter dem rettenden Ufer. Oder anders ausgedrückt, sie stehen wieder fünf Punkte hinter dem rettenden Ufer. Das ist ein lange vermisster Hoffnungsschimmer für den MSV, der seit Wochen kein Land gesehen hat.

Struktur, Plan und Perspektive gefordert

Zumal die Zebras im Hintergrund einiges bewegen wollen. Im kommenden Frühjahr werden die Geschäftsführer Peter Mohnhaupt (Marketing) und Thomas Wulf (Finanzen) gehen, der MSV kündigte eine neue Gesamtstruktur im Verein an. Schon länger werden in Fankreisen zahlreiche Namen spekuliert, die als Gesicht eines neuen Konzepts interessant wären. Denn das ist es, was der MSV immer noch braucht. Neben der kurzfristigen sportlichen Rettung täte den Zebras als Verein ein Leitbild gut – und einen Plan, wie man dorthin kommt. Das ist vielleicht schon wieder einen Gedanken weiter gedacht als in der Situation angemessen ist. Aber Cheftrainer Boris Schommers wirkt bislang so, als könne er eine solche Struktur verfolgen und umsetzen. Ein gutes Beispiel: Der vielfach geforderte U19-Stürmer Kaan Inanoglu wurde nicht während einer Englischen Woche ins kalte Wasser geworfen, sondern nun mit Ruhe ins Profitraining herangeführt.

So hat Schommers bislang auch schrittweise die Veränderungen an seiner Startelf vorgenommen. Die Punktausbeute des Trainers ist schwach, so viel ist auf dem Papier klar. Doch die Mannschaft scheint ihm zu folgen, weil er eine Idee verfolgt. Auch dahingehend sind weitere Erfolge wichtig, um potentiellen Wintertransfers einen Wechsel schmackhaft zu machen. Die Perspektive in Meiderich darf nicht aussichtslos sein, denn finanzielle Argumente werden am Ende des Tages wohl weniger für Transfers nach Duisburg entscheidend sein. Ein Sieg könnte ausgereicht haben, um dem MSV – und vom MSV – wieder ein Zeichen zu geben, dass er für etwas stehen kann. Daran wird nun logischerweise weiter gearbeitet werden, um das zarte Pflänzchen nicht direkt wieder zu zertreten.

   

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