"Muss ihn nicht mehr sehen": Disput zwischen Antwerpen und Enochs
Mit dem 2:0 in Zwickau feierte der 1. FC Kaiserslautern am Samstag den vierten Sieg in Folge und verteidigte damit den zweiten Tabellenplatz. Während der 90 Minuten ging es dabei durchaus emotional zu, direkt nach Schlusspfiff kam es außerdem zu einem kurzen Disput zwischen beiden Trainern.
"94 Minuten durchbeleidigt"
Was war passiert? Zunächst lief alles in den gewohnten Bahnen: FCK-Coach Marco Antwerpen bedankte sich beim Schiedsrichter, ehe er den Weg zu seinen Spielern suchte. Auf dem Weg dorthin kam Zwickaus Joe Enochs an ihm vorbei und bot den Handschlag an. Doch Antwerpen ging einfach weiter und würdigte seinen Trainerkollegen keines Blickes, was Enochs sichtlich überraschte. Kurz danach ging Antwerpen zurück und wieder an Enochs vorbei, dieses Mal tauschten sich beide Übungsleiter auch aus. Enochs nahm den FCK-Coach in den Arm, die Sache schien geklärt. Doch Antwerpen passte der Körperkontakt gar nicht. Er riss sich vom US-Amerikaner los und schubste ihn leicht weg. Das Gespräch zwischen beiden Trainern ging anschließend noch weiter, dieses Mal aber aus einigen Metern Entfernung. Was gesagt wurde und was der Auslöser war, blieb offen.
"Das war eher meine persönliche Beziehung zu diesem Trainer, und da muss man manchmal auch seinen eigenen Weg gehen und nicht immer rübergehen und die Hand geben", schilderte Antwerpen bei "MagentaSport". Beim "SWR" sagte er über den verweigerten Handshake: "Da muss er sich nicht wundern, wenn man 94 Minuten komplett durchbeleidigt wird. Die Wörter, die da gefallen sind, möchten Sie nicht hören." Co-Trainer Frank Döpper sprach gegenüber "Sport1" von einer "absoluten Frechheit, wie wir das ganze Spiel über behandelt wurden". Das Trainerteam des FSV Zwickau "ist das respektloseste, was ich je erlebt habe. So etwas haben wir schon lange nicht mehr erlebt."
Zwist mit den Zwickauer Fans
Enochs erklärte sich derweil so: "Ich wollte ihn (Marco Antwerpen, d. Red.) nicht angehen, sondern ihm nur zum Sieg gratulieren." Und der verweigerte Handschlag des FCK-Trainers? "Das muss er selber wissen. Ich bin 50 Jahre alt und brauchte solche Sachen nicht. Wir haben jetzt zweimal gegen sie gespielt, jetzt muss ich ihn nicht mehr sehen." So ganz stimmte das allerdings nicht, schließlich trafen beide Trainer auf der Pressekonferenz nochmal aufeinander. Diese verlief allerdings völlig ruhig und dauerte gerade mal fünf Minuten – der Disput kam nicht mal zur Sprache. Stattdessen wünschten sich beide Trainer gegenseitig fair "alles Gute" für den weiteren Saisonverlauf.
Während die Übungsleiter friedlich auseinander gingen, waren die 1.000 Zuschauer im Stadion gar nicht gut auf den FCK zu sprechen. Aus ihrer Sicht wurden die Roten Teufel von Schiedsrichter Martin Speckner in mehreren Szenen bevorzugt, was sich in "Schieber"- und "Lautern und der DFB"-Rufe äußerte. Antwerpen nahm wohl unter anderem diese Rufe zum Anlass, sich mit dem Schlusspfiff provokativ zu den Fans umzudrehen und ihnen höhnisch zu applaudieren. Die Konsequenz daraus waren gellende Pfiffe und Becher-Würfe in Richtung des FCK-Trainers, als dieser in die Kabine ging. Als er für die obligatorischen TV-Interviews zurückkam, flogen ihm erneut alles andere als Sympathiebekundungen der Zwickauer Anhänger entgegen, sodass er den Kopf schüttelte, Kehrt machte, das Interview absagte und sich zurück in die Katakomben begab – abgesichert von Ordnern, die kurzzeitig einschreiten mussten. "Wir wurden bespuckt und beschimpft", so Döpper.
"Bin sehr stolz"
Aber auch das war auf der Pressekonferenz schon wieder vergessen. Lieber sprach Antwerpen über die Leistung seiner Mannschaft, die zum vierten Mal hintereinander alle Punkte mitnahm. "Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Wir haben uns sehr gut präsentiert und waren die bessere Mannschaft." Das 1:0 durch den Premierentreffer von Terrence Boyd nach 38 Minuten sei "der Startschuss" gewesen. Danach habe der FCK "immer mehr die Spielkontrolle übernommen" und mit einem von Muhammed Kiprit verwandelten Elfmeter in Minute 57 "die Weichen endgültig auf Sieg gestellt". Mit dem Publikum im Rücken "war es sehr unangenehm, aber wir haben diese Bewährungsprobe bravourös bestanden".
Dass den Roten Teufeln unter der Woche krankheitsbedingt teilweise nur 13 Spielern zur Verfügung standen, machte sich nicht bemerkbar. Gleiches gilt für die Tatsache, dass Abräumer René Klingenburg aufgrund der Personalprobleme erstmals als Innenverteidiger aushelfen musste. Antwerpen bescheinigte dem 28-Jährigen, der als Ersatz von Kevin Kraus fungierte, eine "sehr, sehr gute Leistung". Nicht zuletzt durch eine Rettungstat auf der Linie kurz vor der Pause hatte Klingenburg großen Anteil daran, dass die Pfälzer im neuen Jahr weiter ohne Gegentor sind, den zweiten Tabellenplatz verteidigt und den Vorsprung auf Rang drei auf vier Zähler ausgebaut haben. Am nächsten Samstag kommt es nun zum Kracher gegen Tabellenführer Magdeburg. Bleibt der FCK auch gegen die Elbestädter ohne Gegentreffer, würden die Roten Teufel einen weiteren Schritt in Richtung 2. Liga machen, sodass es in der kommenden Saison möglicherweise nicht mehr zum Aufeinandertreffen von Antwerpen und Enochs kommt.
Der Disput im Video: