"Müssen solche Spiele gewinnen" – Kickers belohnen sich nicht

1:1 bei Rot-Weiß Erfurt. Ein Ergebnis, welches viele Anhänger der Stuttgarter Kickers und auch ein Teil der Mannschaft vor dem Anpfiff so vielleicht unterschrieben hätten. Nach dem Abpfiff sah die Gefühlswelt bei den Blau-Weißen jedoch anders aus. "Wir hatten viel mehr Ballbesitz und Spielanteile. Für den Aufwand, den wir betreiben, sollten wir uns meiner Meinung nach dann auch belohnen. Es wäre mehr drin gewesen. Man hat während des Spiels gemerkt, dass wir gewinnen wollten und das wäre auch möglich gewesen", sagte Mittelfeldspieler Daniel Kaiser nach der Partie gegenüber liga3-online.de. Über weite Teile der Partie trat das Team von Trainer Horst Steffen wie eine Heimmannschaft auf. Der Ball lief durch die eigenen Reihen, die gefährlichen Ansätze der Thüringer konnten an einer Hand abgezählt werden.

Nach dem Ausgleich den Faden verloren

Nach 50 Minuten gingen die Schwaben folgerichtig in Führung. Mit einem klasse Freistoß traf Daniel Kaiser aus rund 22 Metern zur Gästeführung. "Ich habe schon, als ich den Ball getroffen habe, gemerkt, dass der richtig gut auf das Tor kommen wird. Dass der so unter die Latte knallt, wünscht man sich natürlich. Ich bin auf jeden Fall stolz darauf", sagte der 24-Jährige. Es war sein erstes Drittligaspiel von Beginn an. Da Kapitän Vincenzo Marchese noch immer verletzt ist und Marco Gaiser gegen den SC Preußen Münster zum fünften Mal die gelbe Karte sah, schenkte Steffen ihm das Vertrauen. Dies zahlte er eindrucksvoll zurück.

Eher aus dem Nichts kam Rot-Weiß Erfurt durch Carsten Kammlott nach einer Stunde zum Ausgleich. Danach kamen die Thüringer besser in die Partie, den Kickers war die zunehmende Verunsicherung anzusehen. "Wir haben es bis zum 1:0 super gespielt. Nach dem Ausgleich ging vielleicht ein kleiner Ruck durch das Team. Man denkt sich: Schon wieder ein Aussetzer und ein Gegentor. Und dann dauert es, ehe man sich fängt", erklärte Kaiser. Auch Steffen zeigte sich nach den 90 Minuten enttäuscht: "Ich bin nicht richtig glücklich mit dem Punkt", sagte der 45-Jährige. "Wir wollen eigentlich jedes Spiel gewinnen – auch auswärts. Auch heute war sichtbar, dass wir das Spiel gewinnen und dominieren wollten. Aber letztlich haben wir nach dem tollen 1:0 die Ordnung verloren." Auch Gründe dafür hatte er parat: Es ist ein bisschen Überschwang der Mannschaft. Unser Spiel ist natürlich auch extrem aufwändig. Und da muss man sich zu 100 Prozent konzentrieren und darf sich keine Fehler erlauben."

"Man kann nicht alles schlecht reden" 

Doch es war nicht alles schlecht: "Ich nehme mit, dass wir wieder dominant gespielt haben. Das Landespokalaus ist verkraftet. Wir sind in Erfurt wie eine Heimmannschaft aufgetreten. Das ist eine Qualität, die man der Mannschaft zusprechen muss. Aber wenn wir oben dranbleiben wollen, müssen wir eben auch versuchen, solche Spiele zu gewinnen. Wir wollen schauen, dass wir auch weiter unsere Heimspiele gewinnen, denn da sind wir stark." Dies sah auch Kaiser so: "Man kann nicht alles schlecht reden. Wir haben auswärts wieder einen Punkt geholt – fahren ja nicht mit leeren Händen nach Hause. Mit dieser Motivation sollten wir einfach wieder unser nächstes Heimspiel bestreiten und drei Punkte holen."

Am kommenden Wochenende gastiert mit Holstein Kiel kein leichter Gegner. Die Norddeutschen sind mittlerweile seit neun Partien ungeschlagen und haben sich mit 28 Punkten – wie die Kickers – an die Spitzengruppe der Liga herangepirscht.

   

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