"Mussten viel Scheiße fressen": Hansa setzt Ausrufezeichen
Mit dem 4:0-Erfolg im Kellerduell gegen Rot-Weiss Essen hat Hansa Rostock nicht nur die Abstiegsplätze verlassen, sondern sich auch den Frust der letzten Wochen von der Seele geschossen und ein Ausrufezeichen gesetzt. Interimscoach Simon Pesch verriet nach der Partie das Erfolgsgeheimnis.
"Pure Erleichterung"
Er kam nach Spielende aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, Kevin Schumacher, der mit seinem Treffer zum 1:0 in Minute 37 den Weg zum zweiten Heimsieg der Saison geebnet hatte. "Es fühlt sich bombastisch an, bei vielen ist die Last abgefallen, dass wir den Fans und dem Verein etwas zurückgeben konnten", sagte der 26-Jährige bei "MagentaSport" und sprach von "purer Erleichterung", nachdem die Kogge aus den elf Partien zuvor nur zehn Punkte geholt hatte. "Wir, und vor allem die Fans, mussten in den letzten Wochen und Monaten, Jahren viel Scheiße fressen." Umso größer die Freude über den dritten Saisonsieg. Erstmals blieb die Kogge zudem ohne Gegentor. "Man hat gesehen, dass wir richtig gefährlich sein können, wenn wir Spaß haben."
Nachdem Chefcoach Bernd Hollerbach am Donnerstag freigestellt worden war, hatten die Co-Trainer Simon Pesch und Marcus Rabenhorst das Sagen an der Seitenlinie. Groß sei der Unterschied aber nicht gewesen, "da sie tagtäglich mit uns gerarbeitet haben", so Schumacher. Es sei nur darum gegangen, "dass wir gewinnen, Spaß haben, Zweikämpfe gewinnen und einen guten Auftritt hinlegen". Das hätten Pesch und Rabenhorst in den letzten Tagen vermittelt. "Sie hatten einen guten Matchplan, der auch aufgegangen ist."
"Man sieht ja, was hier los ist"
Unter anderem die Maßnahmen, Gebuhr von Anfang an zu bringen und Krohn sowie Naderi einzuwechseln, erwiesen sich als goldrichtig, waren sie doch allesamt vor dem gegnerischen Tor erfolgreich. "Zu viel Eigenlob" wollte Pesch aber vermeiden, da sich die Startelf auch durch die Frische der Englischen Woche ergeben habe. So spielte Gebuhr auch deswegen von Beginn an, weil Kapitän Franz Pfanne nicht ganz frisch war. Und dennoch: Der Einfluss des 35-Jährigen auf die Mannschaft war größer, als er denkt, hatte er in den letzten Tagen doch den Fokus auf ein positives Mindset gelegt – und damit offensichtlich einen Nerv getroffen.
"Wir wollten über nichts Negatives nachdenken, das haben wir in der Vergangenheit zu viel gemacht und dabei vergessen, was Hansa auszeichnet." Nämlich das Stadion mit einer überzeugenden Leistung anzuzünden. Das gelang. "Man sieht ja, was hier los ist", sprach der 35-Jährige von "purer Freude" und "Glücksgefühlen". Er habe mit der Mannschaft zeigen wollen, "dass es anders geht. Wir hatten unglaublich Bock darauf. Dann ist es einfach ein geiler Laden hier." Auch Pesch selbst ging auf der Bank emotional mit. "Es geht nicht um mich, aber dass ich nicht wie eine Parkuhr an der Seitenlinie stehe, ist ja auch klar. Wir haben uns drei Tage den Arsch aufgerissen für diesen Moment."
Pesch auch gegen Osnabrück auf der Bank?
Ob er auch am kommenden Samstag an der Seitenlinie stehen wird, ist offen. Was dafür spricht, sind die Aussagen von Sportchef Amir Shapourzadeh, wonach sich die Kogge bei der Suche nach einem neuen Trainer Zeit lassen will. "Zur Not machen wir es auch nochmal gegen Osnabrück", blickte Pesch mit einem Grinsen auf den nächsten Spieltag voraus. Der Mannschaft gab er derweil zwei Tage frei. Schumacher mahnte indes: "Es muss jedem klar sein, dass wir so weitermachen und an diesen Tag anknüpfen müssen. Dann wird es extrem schwierig, gegen uns zu gewinnen. Wir müssen den Arsch in der Hose haben." Die Abstiegsplätze haben die Rostocker mit dem klaren Heimsieg verlassen, in den nächsten Wochen soll es weiter bergauf gehen.