Nach Niederlage: Jena-Fans attackieren Schiedsrichter
Die Erfolgsserie ist gerissen: Nach zuletzt vier Siegen in Folge musste der FC Carl Zeiss Jena gegen die Würzburger Kickers am Samstagnachmittag eine bittere 3:4-Niederlage einstecken. Nach Abpfiff wurde Schiedsrichter Markus Wollenweber von aufgebrachten Fans attackiert.
Klappstuhl geworfen
Es waren unschöne Szenen, die sich kurz nach Abpfiff vor dem Spielertunnel abspielten. Als das Schiedsrichter-Gespann um Markus Wollenweber unter lautstarken Pfiffen und "Schieber"-Rufen in Richtung Kabinentrakt ging, kletterten Fans von der Haupttribüne über einen Zaun in den Innenraum. Der Sicherheitsdienst musste sie zurückgedrängen und von Handgreiflichkeiten gegenüber Wollenweber abhalten. Doch die Absicherung des Schiedsrichter-Teams glückte nur bedingt: Als einer der beiden Linienrichter gerade in den Tunnel ging, bekam er von einem Zuschauer einen leichten Schlag auf den Rücken. Anschließend warf ein Fan sogar einen Klappstuhl in Richtung des Schiedsrichter-Gespanns, verfehlte das Ziel aber.
Der mutmaßliche Täter wurde nach der Partie ausfindig gemacht. Gegen ihn und weitere Fans wurde nach Polizeiangaben Anzeige erstattet. "Ich hoffe und wünsche mir, dass da niemand körperlich angegangen oder verletzt wurde", waren auch Trainer Lukas Kwasniok die Szenen rund um den Abpfiff nicht entgangen. Der FCC muss nun mit einer neuerlichen Geldstrafe seitens des DFB rechnen. Erst am Freitag waren die Thüringer mit einer Strafe in Höhe von 9.500 Euro wegen des unsportlichen Verhaltens der eigenen Anhänger belegt worden, insgesamt beläuft sich die Strafsumme in dieser Saison bereits auf 49.200 Euro.
Worüber sich die Jenaer Zuschauer so aufregten: Erst gab Wollenweber in der 64. Minute nach einem Foul von Kurzweg an Starke keinen Elfmeter, dann erkannte er den Treffer von Simon Skarlatidis zum 4:2 in der 82. Minute trotz einer vermeintlichen Abseitsposition in der Entstehung an. "Wir hatten in Zwickau auch schon das Pech mit dem Abseits. Grundsätzlich hoffe ich darauf, dass die Dinge sich ausgleichen. Wir können es ja jetzt nicht mehr ändern", gab sich Trainer Lukas Kwasniok am Mikrofon der "Telekom" diplomatisch. Auch später in der Pressekonferenz wollte er die Leistung des Schiedsrichters nicht kommentieren.
"Wir haben ein gutes Spiel gemacht"
Stattdessen widmete sich der FCC-Trainer dem sportlichen Geschehen: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber zu viele Phasen gehabt, wo wir die Leistung nicht aufrecht erhalten konnten." Phasen, in denen Jena vier Gegentore kassierte. Kwasniok beklagte im Nachhinein, dass sein Team in den eigenen Drangphasen nicht schneller nachlegen konnte – bei drei erzielten Treffern waren die Jenaer einem Punktgewinn schließlich nicht völlig fern. "Wir haben den Lucky Punch zwar ein paar Mal liegen, aber können ihn nicht machen", stand der FCC am Ende mit leeren Händen da.
Dennoch bleibt Jena vorerst über dem Strich – im Tabellenkeller konnte am Samstag keine Mannschaft einen Punkt einfahren. Umso ärgerlicher ist es aus Sicht des FCC, dass die eigene Chance verpasst wurde. "Heute stehen wir als Verlierer da, aber unser Selbstvertrauen leidet in keinster Form. Wir sind glücklich, dass wir in der Verlosung dabei sind", besann sich Kwasniok auf das Wichtigste, denn nach vier Siegen in Folge ist Jena im Schlussspurt noch alles zuzutrauen. Dann kommt es wieder auf die eigene Leistung an, die "Leistung anderer werde ich nicht kommentieren", so Kwasniok. Am nächsten Samstag muss Jena nach Meppen, dann gastiert der TSV 1860 München zum entscheidenden Spiel im Ernst-Abbe-Sportfeld.