Nach dem Fehlstart: Halle sucht Abstimmung und einen Stürmer
Der Hallesche FC ist mit zwei Niederlagen aus den ersten beiden Saisonspielen schlecht in die neue Saison gestartet. Die Elf von Trainer Sven Köhler verlor den Ligaauftakt gegen RB Leipzig mit 0:1 im eigenen ERDGAS-Sportpark und musste sich am vergangenen Samstag auch gegen Rot-Weiß Erfurt mit 0:3 geschlagen geben. Kein Tor, vier Gegentore und viel Arbeit über die Pokalpause am Wochenende, so die ernüchternde Bilanz der Saalestädter. Denn auch im Benefiztestspiel gegen Hannover 96, welches am gestrigen Montag 0:1 endete, war eine Reihe von Schwierigkeiten auszumachen, die dem HFC den Saisonbeginn ziemlich madig machen.
Mannschaft noch nicht zusammengewachsen
„Misslingt es der Mannschaft, sich einzuspielen und einen gemeinsamen Strang zu finden, gibt es in Halle keine Einzelspieler, die diese Misere abwenden können.“ So prognostizierte liga3-online.de vor einigen Wochen ein mögliches Szenario für den Hallenser Saisonstart und hat, zumindest bisher, recht behalten. Keine Frage, der HFC hat sich in der Sommerpause signifikant verstärkt, leidet nun aber unter der fehlenden Zeit, als Mannschaft zusammenwachsen zu können. Mit den beiden Ostduellen gegen RB Leipzig, bei dem nicht nur die ganze 3. Liga, sondern auch mehrere andere Länder zusahen, und Rot-Weiß Erfurt hatte die Mannschaft zwei Auftaktbrocken vor sich, denen sich weder als Kollektiv noch im eins gegen eins gewachsen waren. Sorgte das Heimspiel gegen Leipzig noch für respektvollen Applaus, weil die Mannschaft immerhin mit Leidenschaft und Nachdruck für einen Heimsieg gekämpft hatte, so musste man in Erfurt mit Ernüchterung feststellen, dass das Zusammenspiel miteinander nicht funktioniert.
Lebedynski kein Thema mehr
Das galt zuletzt sowohl für die Defensive als auch für die Offensive, die auf erschreckende Art und Weise zum erneuten Schwachpunkt werden könnte, wenn der Verein vor dem Ende der Transferperiode nicht mehr aktiv wird. Pierre Merkel zeigte vor allem anfangs gegen RB Leipzig sehr gute Ansätze, scheiterte in den letzten Minuten aber an seiner Fitness und, damit verbunden, auch seiner Einstellung. Verübeln konnte man es ihm nicht, denn auf der Bank wartet kein adäquater Backup für den Ex-Braunschweiger, der mit der Eintracht in der vergangenen Saison in die Bundesliga aufstieg. Wie in der Vorsaison anfangs Nils Pichinot die einzige Sturmhoffnung darstelle und kläglich scheiterte, setzt Halle im Moment auch ausschließlich auf Merkel, arbeitet nach übereinstimmenden Medienberichten an einem Offensivtransfer. Selbst der Name Timo Furuholm, Goalgetter der Hallenser Rückrunde 12/13, geisterte durch die mitteldeutsche Medienlandschaft, war aber mehr Wunschdenken als realistisches Transfergerücht. Auch der Pole Mikolaj Lebedynski, der in der letzten Woche ein Probetraining absolvierte, ist kein Thema mehr. Der 22-Jährige war schon vor dem Testspiel gegen Hannover abgereist und wird aus eigenem Wunsch nicht nach Halle wechseln. Fraglich nun, wer den überforderten Merkel entlastet.
Kisiel bislang bester Neuzugang
Doch auch im Defensivbereich ist noch nicht alles optimal. Bei den Toren in Erfurt sah die Verteidigung der Hallenser nicht sonderlich gut aus, vor allem Rückkehrer Adli Lachheb musste das 1:0 für die Erfurter mehr oder weniger auf seine Kappe nehmen. Auch gegen Hannover gab es einige Szenen, in denen Defensivspieler große Lücken rissen, indem sie ohne Abstimmung zu zweit oder zu dritt zum ballführenden Gegner gingen. Was gegen ebenfalls uneingespielte Teams wie Leipzig oder Hannover, die im Testspiel munter durchwechselten, noch gelang, wurde spätestens bei einer eingespielten Mannschaft wie Erfurt bitter bestraft, die die offenen Räume nutzte und Halles Torwart Kisiel drei Tore einschenkte. Kisiel ist übrigens nach den ersten beiden Spieltagen der einzige klare Gewinner der Saalestädter. Seine Paraden gegen Leipzig waren erstklassig und auch gegen Erfurt konnte er bei den Gegentoren nichts mehr entgegensetzen.
Gefahr nur durch Standards
Doch ein starker Torwart reicht nicht aus, um selbst Tore zu erzielen. Bisher ging ernsthafte Torgefahr, sowohl gegen Leipzig, als auch gegen Erfurt und Hannover, ausschließlich von Standardsituationen – Freistößen, Eckbällen und ihren entsprechenden Nachschüssen – aus. So setzte Kristian Kojola gegen Hannover einen Kopfball nach einer Ecke auf die Linie, Wagefeld einen Freistoß an die Latte. Und auch Akaki Gogias Drehschuss in Erfurt ging aus einem Eckball hervor. Aus dem Spiel passierte in Halle zuletzt nicht viel und hier wird auch der Hauptansatz sein, den Trainer Sven Köhler mit der Mannschaft in den kommenden knapp 2 Wochen bis zum Heimspiel gegen Wiesbaden erarbeiten wird. Nach zwei Spielen ist die Saison natürlich noch lange nicht gelaufen, aber für die Stimmung im Verein kann es nur förderlich sein, wenn die Hallenser gegen Wiesbaden endlich punkten.
FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photografie