Nach dem Rauswurf: Was brach Christian Brand das Genick?

Es war eine Art Standardfloskel, mit der der F.C. Hansa Rostock am Samstagabend die Entlassung von Trainer Christian Brand begründete. So führte Sportvorstand René Schneider "unterschiedliche Auffassungen über die strategische sportliche Ausrichtung" an. Doch was brach Brand so kurz vor Saisonende das Genick? Ein Kommentar.

Neuzugänge hielten nicht, was sie versprachen

Noch auf der Pressekonferenz nach dem 1:2 gegen Rot-Weiß Erfurt sprach Brand von einem "tollen Spiel" und "fußballerisch von einem Riesenschritt nach vorn“. Worte, die gerade aufgrund der fehlenden sportlichen Entwicklung über Monate hinweg betrachtet, wieder einmal vor Ironie tropften und jeden Hansa-Anhänger mit dicken Fragezeichen auf der Stirn ins Wochenende entließen. Es waren die getätigten Neuverpflichtungen, die zum Rückrundenstart Lust auf mehr machten. Hochkaräter und vielversprechende Namen wie Amaury Bischoff, Christopher Quiring, Tim Väyrynen und Joshua Nadeau sollten Investitionen für das Ziel 2. Bundesliga sein, welches spätestens 2019 erreicht werden soll. Der augenblickliche Platz 14 steht hierbei jedoch in keinem Verhältnis zu diesem Ziel.

Sportliche Stagnation seit Monaten

Die Tendenz der Rostocker aus den vergangenen Spielen war alarmierend: So gelangen in der Rückrunde lediglich vier Siege, zuletzt setzte es drei Pleiten in Folge. Die Heimbilanz des FCH liest sich noch desaströser: Nur vier Mal konnten sich die Hansa-Fans in dieser Saison über drei Punkte freuen. Zu wenig! Im Viertelfinale des Landespokals entging Hansa im Elfmeterschießen gegen den Verbandsligisten aus Greifswald nur knapp einer Blamage. Eine gewisse Selbstkritik seitens Christian Brand blieb aus, vielmehr eckte sein sportlicher Führungsstil bei einigen Spielern an. Es folgten (unerklärliche) Suspendierungen und Kaderstreichungen. Brand, dessen Vertrag erst im Januar bis 2019 vorzeitig verlängert wurde, stand nach nur einem Sieg bereits Anfang April enorm unter Druck. Nur die Erfolge gegen Spitzenreiter Duisburg und in Mainz retteten dem 44-Jährigen den Job, bevor er kurz vor Saisonende erneut ins Straucheln geriet.

Vorzeitige Vertragsverlängerung ein Fehler?

War die vorzeitige und überraschende Vertragsverlängerung im Januar zwingend notwendig oder gar ein Fehler? Ein Fehler, den der FCH jetzt teuer zu stehen kommen könnte, steht Brand nun doch bis Sommer 2019 auf der Gehaltsliste. Andererseits mussten die Verantwortlichen reagieren, denn aus internen Kreisen hörte man immer wieder, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer gestört war. So sollen Spieler, deren Vertrag zum Saisonende ausläuft, ihren Verbleib in Rostock vom Trainer abhängig gemacht haben. Ein Fakt, der letztlich eine große Rolle spielte, da mehr als die Hälfte des Teams (14 Akteure) im Sommer Hansa verlassen könnten. Spekulativ bleibt, ob auch am Ende die interne Kommunikation zwischen Brand und dem Aufsichtsrat, der noch im Januar die Vertragsverlängerung abnickte, gestört war.

Rauswurf Resultat einer ernüchternden Spielzeit

Fakt ist: Christian Brand war in Rostock ein Trainer mit einer klaren Kante, der es trotz der großartigen Rückrunde der Vorsaison und der nahezu gleichen Mannschaft aus 2015/16 nicht wie erhofft schaffte, Hansa sportlich voranzutreiben. Trotz des vorzeitigen Klassenerhalts stagnierte die sportliche Entwicklung, hinzu kamen die internen Differenzen. Der Zeitpunkt ist fragwürdig, aber beides kombiniert hat am Samstagabend einen Spieltag vor Saisonende das Fass zum Überlaufen gebracht. Eine ernüchternde Saison fand damit ihren "krönenden" Abschluss und wieder einmal schaffte es ein Trainer nicht, in Rostock eine gesamte Spielzeit zu überdauern. Kontinuität ist an der Ostsee immer noch ein Fremdwort…

   

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