Nach Insolvenz: RWE-Zukunft im Steigerwaldstadion ungewiss
Spielt der FC Rot-Weiß Erfurt auch in der kommenden Regionalliga-Saison im Steigerwaldstadion? Diese Frage beschäftigt derzeit nicht nur die Fans, sondern auch die Stadt. Unterdessen wurde bekannt, dass RWE das Insolvenzverfahren nun doch nicht in Eigenverwaltung durchführen wird.
RWE weiterhin im Steigerwaldstadion?
Für über 41 Millionen Euro wurde das Steigerwaldstadion zwischen 2014 und 2016 umgebaut, nun ist offen, ob RWE auch in Zukunft darin spielen wird. "Es ist der Worst-Case eingetreten, vor dem immer gewarnt wurde: RWE droht als Ankermieter zu verschwinden", wird CDU-Fraktionschef Michael Panse in der "Bild" zitiert, nachdem es am Mittwoch zu einem Treffen zwischen der Stadt und dem Verein gekommen war. Knackpunkt sind vor allem die Finanzen: Während Rot-Weiß derzeit 275.000 Euro pro Saison an Miete zahlt, könnte der Betrag in der Regionalliga nach Angaben der Zeitung auf unter 100.000 Euro sinken. Derzeit fließt aufgrund der Insolvenz gar kein Geld mehr, auch die 200.000 Euro, die RWE der Stadt noch schuldet, verschwinden wohl in der Insolvenzmasse. Dennoch stellt Stadtsprecher Henry Köhlert klar: "Wir tun alles, damit der Verein die Saison vernünftig in der Arena zu Ende spielen kann." Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest. Aus diesem Grund soll Rot-Weiß Erfurt nach "Bild"-Angaben bereits beim FSV Wacker 03 Gotha angefragt haben, ob deren Volkspark-Stadion im Zweifel zur Verfügung stünde.
RWE-Insolvenz doch nicht in Eigenverwaltung
Hinter den Kulissen wird unterdessen weiter an der Sanierung des insolventen Vereins gearbeitet – allerdings anders als bisher geplant. Wie die Thüringer am Donnerstag bekanntgaben, wird RWE nun doch ein klassisches Insolvenzverfahren durchlaufen. Demnach seien das Präsidium, der vorläufige Sachwalter und der fünfköpfige vorläufige Gläubigerausschuss darüber einig geworden, beim Amtsgericht Erfurt zu beantragen, die Eigenverwaltung zu beenden. Das Gericht habe dem stattgegeben und den bisherigen Sachwalter, Rechtsanwalt Volker Reinhardt, zum vorläufigen Insolvenzverwalter berufen. Präsident Frank Nowag hat seine Befugnisse als Eigenverwalter niedergelegt, bleibt mit nun weniger Macht aber im Amt. "Man hat sich für das klassische Insolvenzverfahren entschieden, weil wir in dieser kritischen Phase klare Strukturen und kurze Wege brauchen und keine Unstimmigkeiten“, erklärt Reinhardt in einer Pressemitteilung.
Der neue vorläufige Insolvenzverwalter wird, gemeinsam mit dem Präsidium und mit der Rückendeckung des vorläufigen Gläubigerausschusses, dem auch RWE-Trainer Stefan Emmerling angehört, die Geschäfte fortführen. "So sind wir optimal aufgestellt, um die Sanierung zu beginnen", macht Reinhardt klar. Ziel sei es, mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um eine gute Lösung für den Verein und für die Gläubiger zu erreichen. "Wir wollen Rot-Weiß Erfurt wirtschaftlich wieder auf solide Füße stellen und sportlich in der nächsten Saison einen erfolgreichen Neustart in der vierten Liga hinlegen", so Reinhardt.
"Ohne die Unterstützung der Sponsoren wird es schwierig“
Zunächst soll mit der Unterstützung des vorläufigen Gläubigerausschusses ein Insolvenzplan erstellt werden, über welchen die Entschuldung und Umstrukturierung des Vereins erfolgen soll. Als erste Maßnahme wird den Mitarbeitern und Spielern das ausstehende Februar-Gehalt ausgezahlt. Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, das die Löhne und Gehälter für drei weitere Monate sichert, ist in Vorbereitung. Reinhardt hat seine Tätigkeit bereits seit Freitag letzter Woche aufgenommen und will die Gespräche mit den Beteiligten weiterführen, um sie für den Bestand und die Zukunft des Vereins zu gewinnen. "Ohne die finanzielle Unterstützung der Sponsoren wird es schwierig“, weiß Reinhardt und betont: "Und ich rechne auch mit der tatkräftigen Unterstützung der Fans." Seine Devise: "Wir starten neu – zusammen mit den Fans für RWE." Sportlich geht es für Rot-Weiß Erfurt am Samstag mit einem Heimspiel gegen Fortuna Köln weiter – im Steigerwaldstadion.