Nach Pleite in Chemnitz: Vollmann-Aussagen im Check

Als Hansa-Cheftrainer Peter Vollmann am Sonntag kurz nach der 0:2-Auswärtsniederlage seiner Kogge in Chemnitz mit den kritischen Fragen der Fernsehreporter konfrontiert wurde, reagierte er gereizt. Sein Team hätte neunzig Minuten Druck gemacht, sie hätten mitgespielt, sie hätten gekämpft – und sie hätten Moral gezeigt. „Wir haben zwei schreckliche Tore bekommen und ein Tor für uns, welches jedoch abgepfiffen wurde. Die Mannschaft hat ein ordentliches Spiel gemacht. Es war absolut in Ordnung, was die Spieler gespielt haben. Ich habe nicht gesehen, dass Chemnitz ein Prozent besser war“, kommentierte Vollmann nach der Partie. Die nackten Zahlen sehen allerdings anders aus: unterm Strich bleibt die 0:2-Niederlage, die fünfte nach neun Spieltagen und der unbefriedigende 16. Tabellenplatz. War Hansa dem Chemnitzer FC tatsächlich ebenbürtig, wie Vollmann behauptete?

„Wir haben neunzig Minuten Druck gemacht“

Nein! Hansa lag früh zurück (7. Minute), zeigte aber dennoch eine Leistungssteigerung gegenüber der 0:1-Klatsche zu Hause gegen Halle. Es dauerte jedoch eine halbe Stunde, bis die Rostocker erstmals gefährlich vor dem Tor der Gastgeber auftauchten. Vermutlich war dies ein Weckruf. Hansa agierte nun druckvoller und energischer. Das Spiel nahm Fahrt auf – bis zum erneuten Rückschlag in der 42. Minute. In der zweiten Hälfte bemühten sich die Hanseaten, jedoch spielte sich das Geschehen zunehmend im Mittelfeld ab. Lediglich in den letzten fünfzehn Minuten versuchten die Gäste noch einmal alles, scheiterten aber am Chemnitzer Schlussmann oder an der eigenen Unfähigkeit.

„Wir haben gekämpft und Moral gezeigt“

Jein! Das bedingungslose Aufbäumen, das "Wir-wollen-das-Spiel-drehen-Gefühl" fehlte den Hanseaten. Der unbedingte Wille, diese Partie zu gewinnen oder wenigstens einen Punkt aus dem Sachsenland mitzunehmen, fehlte. Immer wieder wurden Bälle leichtfertig verloren, es wurde zu langsam nachgerückt und schlussendlich fehlte die letzte Durchschlagskraft. Gefährliche Torchancen und Strafraumszenen gleich Mangelware. Nur in der Schlussviertelstunde, als die Kogge schon fast 70 Minuten mit 0:2 zurücklag, erfolgte ein Anrennen. Zugute halten kann man der Truppe von Peter Vollmann, dass sie nach der Pleite aus dem vergangenen Spiel in diesem Ostderby nicht von Beginn an die Segel strichen.

„Wir haben zwei schreckliche Tore bekommen“

Ja! Wieder waren es individuelle Fehler, die Hansa auf die Verliererstrecke brachten. Beim 1:0 der Gastgeber tanzte Ofosu an der linken Strafraumgrenze Markus Gröger aus, ehe Fink den Rückpass eiskalt verwerten konnte. Mitten in die Offensivaktionen von Hansa konterte Chemnitz mit dem 2:0. Und wieder leitete Mittelfeldspieler Ofosu den Angriff ein. Danneberg vollendete durch die Beine von Sebastian Pelzer mit einem Flachschuss, der vom rechten Innenpfosten ins Netz der Hanseaten trudelte. Das dürftige Defensivverhalten, welches schon seit geraumer Zeit ein Manko der Hanseaten ist, setzte sich in Chemnitz fort.

„Chemnitz war nicht ein Prozent besser“

Nein! Chemnitz war besser. Schlussendlich gewann Chemnitz nämlich diese Partie. Mit zwei Toren Unterschied. Die Chemnitzer Angriffe hatten mehr Struktur. Sie wirkten über das ganze Spiel betrachtet gefährlicher, agiler und konsequenter. Hansa nutzte ein bis zwei große Chancen nicht, Chemnitz hingegen nutzte auch zwei gute kleine Chancen perfekt aus.

Ebenso auffällig war die Reaktion der Hansafans. Unterstützten die 1.300 Anhänger von der Ostsee in der ersten Hälfte noch bedingungslos ihr Team, so verstummten Mitte der zweiten Halbzeit die Gesänge und die lautstarken Anfeuerungen. Gerade die treuesten der treuen Fans, die mit ihrem Team jedes zweite Wochenende viele Kilometer zurücklegen und es unterstützen, blieben stumm. Ein Zeichen auch für die Mannschaft, die nach Spielende die Konfrontation und Aussprache am Zaun suchte. Die Zeichen stehen auf Seegang an der Ostsee. Wie auch schon in den vergangenen Jahren navigiert sich die Kogge abermals in unruhige Gewässer.

FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

 

   

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