Nach Spiel in Saarbrücken: Bartnitzki im Internet heftig bedroht
Mit mehreren Fehlentscheidungen beim Spiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem FC Ingolstadt (0:2) hatte Schiedsrichter Daniel Bartnitzki am vergangenen Samstag für mächtig Frust bei den FCS-Fans gesorgt. Einige schossen im Nachgang jedoch über das Ziel hinaus und bedrohten den 27-Jährigen im Internet. Gleichzeitig räumt der Unparteiische aber Fehler ein – und äußert sich zu dem umstrittenen Instagram-Post.
"Bitte häng dich von der Brücke"
Es sei das schwierigste Spiel seiner Karriere gewesen, erzählt Bartnitzki in einem Interview mit der "Thüringer Allgemeinen". Laut der Analyse von liga3-online.de-Experte Babak Rafati lag der gebürtige Erfurter bei der Partie in gleich vier Entscheidungen gegen die Saarländer falsch. Nachdem er mit wütenden "Schieber, Schieber"-Rufen und lautstarken Pfiffen aus dem Ludwigsparkstadion verabschiedet worden war, hatten es einige Fans auf die Social-Media-Konten des 27-Jährigen abgesehen. Er habe Nachrichten wie "Wenn wir dein Auto finden, hast du mehr als nur blaue Flecken" und "Bitte häng dich von der Brücke" erhalten. Seine Konten habe er daraufhin auf privat gestellt, "um mich und mein Umfeld zu schützen. Es waren weit über hundert Nachrichten und Kommentare dieser Art".
Auch wenn einige FCS-Anhänger mit den Bedrohungen gegen Bartnitzki eine Grenze überschritten haben, räumte der Unparteiische Fehler in der Spielleitung ein: "In der ersten Halbzeit hätte Saarbrücken einen Handelfmeter kriegen müssen, da hatte ich leider keinen optimalen Blick auf die Situation." Und die gelb-rote Karte gegen Boné Uaferro nach dessen Beschwerde über das nicht gegebene Tor hätte er "mit mehr Fingerspitzengefühl vermeiden können". Die rote Karte gegen Calogero Rizzuto sei dagegen "okay" gewesen, da der 32-Jährige nach Ansicht von Bartnitzki nachgetreten habe. Die TV-Bilder widerlegen das allerdings. Dennoch ist der Rizzuto vom DFB-Sportgericht für zwei Partien gesperrt worden. Auf einen Einspruch verzichtete der FCS.
Warum er sich nicht direkt nach dem Spiel zu den Szenen geäußert hatte, erklärt der Unparteiische so: "Nach so einem Spiel, wo man schon auf dem Platz merkt, dass sich eine Eigendynamik entwickelt, die man nicht unterbunden bekommt, ist man natürlich auch als Schiedsrichter emotional dabei. Gerade, weil es mein erstes Jahr in der Dritten Liga ist." Er habe etwas Abstand gebraucht, wollte sich die Szenen in Ruhe anschauen und analysieren. Gleichwohl habe er es als positiv empfunden, dass Rizzuto und Sportdirektor Jürgen Luginger nach dem Spiel bei ihm gewesen seien "und wir sehr gut und sachlich miteinander geredet haben".
Bartnitzki äußert sich zu Instagram-Post
Für Wirbel hatte außerdem ein Instagram-Beitrag Bartnitzkis aus dem Jahr 2022 gesorgt. Dort zeigte er sich bei einem Fahrsicherheitstraining aus dem "Audi Driving Experience Center". Brisant war das Foto deshalb, weil "Audi" bekanntlich Gesellschafter beim FC Ingolstadt ist, 19,9 Prozent der Anteile hält und damit zu den wichtigsten Geldgebern des Vereins gehört. In den sozialen Netzwerken waren daher Verschwörungstheorien aufgekommen, wonach Bartnitzki dem Auto-Hersteller und damit auch dem FC Ingolstadt nahestehen und deshalb in den strittigen Szenen zugunsten der Schanzer entschieden haben soll. Der DFB hatte auf Anfrage von liga3-online.de aber mitgeteilt, dass das Foto rein "privater Natur" sei und es "keinen Grund zur Annahme" gebe, "dass seine Neutralität als Unparteiischer dadurch in irgendeiner Form beeinträchtigt ist".
Bartnitzki räumt ein, dass das Bild im Zusammenhang mit dem Spiel gesehen "sicher unglücklich" sei, betont aber, dass die daraus entstandenen Verschwörungstheorien "sehr weit hergeholt" seien. "Das war ein Foto aus dem Jahr 2020 von einem privaten, von mir bezahlten Fahrsicherheitstraining bei Audi, das rein gar nichts mit meinem Engagement als Schiedsrichter zu tun hatte." Querverbindungen von Schiedsrichtern zu möglichen Sponsoren gebe es immer, "sonst dürften wir keine Versicherung mehr abschließen und keine Automarke fahren. Aber sicher werde ich nun noch mehr aufpassen, was ich online poste und was nicht."
Für Bartnitzki, der seit dieser Saison in der 3. Liga pfeift, war die Partie zwischen Saarbrücken und Ingolstadt der sechste Einsatz in dieser Saison. "Das Wichtigste ist, aus den Fehlern zu lernen und es in den nächsten Spielen besser zu machen. Je schneller und besser das gelingt, desto besser ist es fürs Selbstvertrauen. Auch wir Schiedsrichter sind nur Menschen." Bei einem Spiel beider Klubs wird er zumindest in den nächsten Monaten aber wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.