Nach taktischem "Kniff": DFB leitet Ermittlungen gegen Kniat ein

Ein taktischer "Kniff" von Arminia-Trainer Mitch Kniat brachte am Sonntagabend beim Spiel in Köln nicht nur Viktoria-Coach Olaf Janßen in Rage, sondern sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Nun hat sich der DFB eingeschaltet und ein Ermittlungsverfahren gegen den 39-Jährigen eingeleitet. Das teilte der Verband auf Anfrage von liga3-online.de mit.
Kniat ließ Kersken eine Verletzung vortäuschen
69 Minuten waren am Sonntagabend im Sportpark Höhenberg gespielt, als sich Arminia-Keeper Jonas Kersken nach einem Torschuss der Kölner ohne erkennbaren Grund auf den Boden setzte, eine Verletzung am Rücken andeutete und sich behandeln ließ. Daraufhin holte Trainer Mitch Kniat seine Mannschaft zu einer taktischen Besprechung an die Seitenlinie. Nach einer kurzen Behandlung konnte Kersken nach zwei Minuten weitermachen und die Partie auch zu Ende bringen. Keine sonderliche Überraschung, denn verletzt war Kersken offensichtlich nicht. Stattdessen hatte er die Verletzung auf Anweisung von Trainer Mitch Kniat offenbar nur vorgetäuscht, um über eine Grauzone im Regelwerk, wonach das Spiel nicht fortgesetzt werden kann, wenn ein Torhüter behandelt wird, eine Art Auszeit zu ermöglichen.
Während sich Kersken nach der Partie unschuldig gab und auf eine lange Saison verwies, die Spuren hinterlassen habe, gestand Kniat den taktischen "Kniff" mit Verweis auf eine Grauzone im Regelwerk offen ein: "Ich kann die Aufregung verstehen, aber das sind die Regeln. Man kann es natürlich als unsportlich titulieren, aber wenn Spieler auf dem Boden liegen bleiben, haben sie auch ganz selten eine Verletzung." Bereits nach dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken Mitte März hatte der Arminia-Coach laut der "Neuen Westfälischen" gesagt: "Das mit dem Torwart ist bei uns auch immer geplant. Kersken hat nichts, sondern wir wollen taktisch ein paar Änderungen vornehmen. Es gibt ein paar Kniffe, die die Jungs lernen müssen."
Geldstrafe droht
Die Schiedsrichter seien bei derartigen Aktionen weitgehend machtlos, wie Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, gegenüber der "Sportschau" betont: "Man kann dem Torhüter grundsätzlich nichts beweisen. Und die anderen Spieler verhalten sich bei einer Taktikbesprechung ebenfalls regelkonform, wenn sie das Spielfeld nicht verlassen." Publik wurde das Agieren des Bielefelder Trainers durch Viktoria-Coach Olaf Janßen, der dieses im Nachgang öffentlich als "unter aller Kanone" bezeichnet hatte. Zumal es nicht das erste Mal in dieser Saison gewesen sei. "Das macht man nicht, das ist unsportlich und nicht im Sinne des Erfinders. Denn was passiert, wenn das jeder macht?"
Wohl auch, um das zu verhindern, hat der DFB-Kontrollausschuss am Dienstag ein Ermittlungsverfahren gegen Kniat eingeleitet. Im ersten Schritt sei der 38-Jährige angeschrieben und zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert worden. "Nach Vorliegen und Auswerten der Stellungnahme wird der Kontrollausschuss über den weiteren Fortgang des Verfahrens entscheiden", heißt es. Gut möglich, dass Kniat wegen Missachtens der Fairplay-Grundsätze mit einer Geldstrafe rechnen muss – auch, wenn kein Regelverstoß begangen wurde. Klar scheint, dass er den "Kniff" künftig nicht mehr anwenden wird, nachdem dieser nun bundesweit publik geworden ist. Janßen indes wird das Auswärtsspiel bei Energie Cottbus am Samstag von der Tribüne aus verfolgen müssen, nachdem er sich zu vehement über den "Kniff" aufgeregt, die Coaching Zone verlassen und dafür die rote Karte gesehen hatte.
Kommentar: Arminia, das habt ihr doch gar nicht nötig