Nach Wechsel-Chaos: HFC prüft juristische Schritte

Das Wechsel-Chaos vor dem Gegentreffer zum 2:2 beim Heimspiel des Halleschen FC gegen den SC Preußen Münster sorgte für reichlich Diskussionen – und hat möglicherweise noch ein Nachspiel: Der Hallesche FC prüft nun juristisches Schritte.

Folgenschweres Missverständnis

Groß war er, der Aufschrei des Halleschen FC nach dem Gegentreffer zum 2:2. Was war passiert? 83 Minuten standen auf der Uhr, als beide Teams wechseln wollten (die Szene im Video). Zunächst wurde der Wechsel beim SC Preußen angezeigt: Joel Grodowski kam für Rufat Dadashov. Da gleichzeitig auch der Hallesche FC tauschte, kam es zu einem folgenschweren Missverständnis. Denn sowohl Schiedsrichter Michael Bacher als auch Halles Pascal Sohm waren der Annahme, dass seine vermeintliche Auswechselung auf der Tafel angezeigt wurde – obwohl es bei Halle keinen Spieler mit der Nummer 27 (wie Grodowski) gab, der hätte eingewechselt werden können. Der Knackpunkt: Sohm trägt ebenso wie Münsters Dadashov die Rückennummer neun.

Der 27-Jährige wurde von Bacher daraufhin gebeten, das Spielfeld auf der gegenüberliegenden Seite zu verlassen. Problem: Nicht Sohm, sondern Terrence Boyd sollte beim Halleschen FC ausgewechselt werden. Dieser ging anschließend ebenfalls vom Platz und wurde wie angedacht durch Jan Washausen ersetzt. Doch noch bevor Washausen richtig im Spiel war, gab Bacher die Partie wieder frei. Mitten in dieses Chaos hinein traf Münster durch den gerade erst eingewechselten Grodowski zum 2:2. Halle war in dieser Situation in doppelter Unterzahl, da Boyd, Sohm und Washausen allesamt nicht im Strafraum waren. Möglich wurde das Wechsel-Chaos durch eine Regeländerung im Sommer, wonach die Spieler bei einer Auswechslung an der nächstgelegenen Linie vom Platz gehen sollen. Hätte der Wechsel (wie früher) vor den Trainerbänken stattgefunden, wäre der Fehler wohl sofort aufgefallen.

"Extrem bitter gelaufen"

So aber musste der Hallesche FC einen Wechsel vornehmen, "den wir gar nicht vornehmen wollten", schimpfte Trainer Torsten Ziegner bei "Magenta Sport" und war bedient: "Ich habe so etwas noch nie erlebt. Die Schiedsrichter haben uns vorgegeben, dass wir die Nummer neun rausnehmen mussten – nur, weil sie ein Schild falsch lesen. Das kann es doch nicht sein. Jetzt wird ein Spiel schon durch einen Lesefehler des Schiedsrichters entschieden."

Endgültig komplett war das Chaos nach dem Treffer: Der angedachte Wechsel (Washausen für Boyd) wurde annulliert, stattdessen standen nun beide Spieler auf dem Platz, während Sohm zur Bank ging – obwohl er gar nicht ausgewechselt werden sollte. "Das ist wirklich extrem bitter gelaufen und war ein riesen Missverständnis. Da fehlen mir die Worte", meinte Sohm. Boyd nahm den Unparteiischen gegenüber dem "MDR" derweil in Schutz: "Schiri-Sein ist so undankbar wie Ordnungsamt, von daher möchte ich auch nicht in deren Haut stecken.  Wenn wir ein Team sein wollen, das zu den Besten der Liga gehört, dann müssen wir das auch schon vorher – oder ohne diese Szene – klären."

HFC prüft Einspruch

Dennoch prüft der Hallesche FC nun, Protest einzulegen. Wie Pressesprecher Lars Töffling auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, habe man zunächst einen Vermerk im Spielberichtsbogen gemacht und "pro forma Einspruch" eingelegt. "Ob offiziell Einspruch eingelegt wird, entscheidet sich zu Beginn der kommenden Woche, wenn entsprechende Fachleute kontaktiert werden können." Es soll geprüft werden, welche Erfolgsaussichten ein offizielles juristisches Vorgehen haben könnte. Präsident Jens Rauschenbach sagte der "dpa" indes: "Der Schiedsrichter hat einen Regelfehler begangen, der das Endergebnis eindeutig beeinflusst hat." Ein Regelverstoß lag allerdings nicht vor, sodass ein Einspruch auf wackligen Beinen stehen würde. Vielmehr handelte es sich um ein Kommunikationsproblem, denn für den Schiedsrichter war der Wechsel abgeschlossen, als Sohm den Platz verlassen und Washausen diesen betreten hatte.

Allerdings stört sich der HFC daran, dass mit 27-Jährigen ein Spieler ausgewechselt werden musste, der dafür gar nicht vorgesehen war. Rückgängig gemacht wurde der Fehler nicht. Auch, dass Bacher die Partie bereits wieder angepfiffen hatte, obwohl Washausen noch gar nicht richtig auf dem Platz war, ist dem HFC ein Dorn im Auge. Zumal dem HFC bei der anschließenden Situation im Strafraum gleich drei Spieler fehlten. Ein überaus ärgerlicher und in dieser Form bisher einmaliger Wechselfehler, der dem Halleschen FC darüber hinaus die Tabellenführung gekostet hat. Zumindest wenn man davon ausgeht, dass das Tor für Münster sonst möglicherweise nicht gefallen wäre. Dass das Unentschieden am Ende aber durchaus in Ordnung ging, musste selbst Ziegner einräumen.

Die Szene im Video:

Hallescher FC vs. Preußen Münster

Wer sollte raus, wer rein? Mit dieser Frage waren die Protagonisten der Partie Hallescher FC gegen SC Preußen Münster in der Schlussphase überfordert. So fiel am Ende das 2:2. Die Erklärung zum "Wechseltheater" seht ihr hier.

3. Liga #HFCSCP

Gepostet von Sport im Osten am Samstag, 21. September 2019

   

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