Nach Wirbel um Gewaltvideo: Backhaus äußert sich

Weil er ein Gewaltvideo von Kevin P., einem Hooligan mit rechtsextremer Vergangenheit und mehrfach vorbestraftem Anhänger der Alemannia, erhalten hatte, muss Aachen-Coach Heiner Backhaus ab Mitte Februar in einem Gewaltprozess als Zeuge aussagen. Im Rahmen der Spieltags-Pressekonferenz vor der Partie gegen Energie Cottbus äußerte sich der 42-Jährige nun dazu.

"Bin aus allen Wolken gefallen"

Für gewöhnlich sind die Pressekonferenzen bei Alemannia Aachen stets launig. Nicht so jedoch am Donnerstag. Nach den schweren Vorwürfen, er habe das besagte Gewaltvideo nicht nur erhalten, sondern auch gesehen und gar goutiert, war es Backhaus ein Bedürfnis in eigener Sache Stellung zu nehmen. In einem rund siebenminütigen Statement sprach der 42-Jährige über sein Wertesystem, bestehend aus "Teamfähigkeit, Respekt, Wertschätzung" und betonte, dass dieses ein maßgeblicher Teil für den Aufstieg gewesen sei. Vor seiner Zeit in Aachen sei er mehrere Jahre im Ausland tätig gewesen, sei immer mit Demut und Dankbarkeit empfangen worden und habe diese Werte auch zurückgegeben. Beim FC International Leipzig habe er Flüchtlingen eine Chance gegeben, in Aachen habe er zuletzt die Abfahrt nach Verl verlegt, damit die muslimischen Spieler beten können.

"Jetzt bin ich als Zeuge zu einen Gerichtstermin geladen und bin aus allen Wolken gefallen, weil ich überhaupt gar keinen Bezug mehr zu den Ereignissen hatte, die mich in Berührung mit so einer Straftat hätten führen können." Es sei für ihn "unerträglich", mit Rechtsradikalität in Verbindung gebracht zu werden, "weil mein Wertesystem das gar nicht zulässt". Er habe ein Leben lang davon profitiert, "dass mich Menschen gut behandeln im Ausland. Und dass ich nie Opfer Gewalt wurde. Ich habe in meinem Leben nie einem Menschen körperliche Gewalt zugefügt", versicherte der Alemannia-Coach. Die Vorwürfe würden ihn, aber auch seine Familie "sehr belasten". Sogar seine Mutter und seine Kinder würden darauf angesprochen werden. "Das ist nicht einfach."

"Habe nicht gewusst, wer dieser Mensch war"

Zum Kontakt mit dem angeklagten Kevin P. war es gekommen, als Backhaus auf Bitten des Vereins in einer Suppenküche ausgeholfen habe. Kevin P. habe er daraufhin seine Nummer gegeben, allerdings rein für dessen karitative Institution. "Ich habe an dem Abend nicht gewusst, wer dieser Mensch war", beteuerte Backhaus. "Im Nachgang hätte man mich davor schützen müssen, wenn das jemand gewusst hätte, wer dieser Mensch war." Das im Dezember 2023 von Kevin P. an mehrere Adressaten verschickte Gewaltvideo habe er zwar erhalten, es aber weder gesehen oder für gut befunden. "Hätte ich etwas gesehen, hätte ich das selbstverständlich den Behörden gemeldet." Etwas anderes sei mit seinem Wertesystem nicht vereinbar.

Im Rahmen des Gerichtsprozesses werde er "schonungslos" darlegen, wie sich Situation für ihn zugetragen habe. Unabhängig vom Prozess hielt Backhaus zudem fest: "Gewalt, Rassismus und Extremismus haben in einer aufgeklärten Gesellschaft nichts verloren. Das ist nicht nur ein Thema für den Verein, das ist ein Thema für die Gesellschaft. Das ist viel wichtiger als das nächste Spiel. Wir sind angehalten, über diesen Verein für diese Gesellschaft Werte zu schaffen.“

   

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