"Nächstes Jahr Holzbank?": Wie Santelli den FWK retten will

Vor sieben Monaten endete seine Interimszeit, jetzt ist Ralf Santelli zurück auf der Trainerbank der Würzburger Kickers. Parallelen zu seiner ersten Amtszeit sah der 53-Jährige nicht – doch er muss jetzt Punkte einfahren, was seinen Vorgängern nicht gelang. Am besten schon im direkten Kellerduell mit Duisburg (Samstag, 14 Uhr).

"Anruf um 21 Uhr bekommen"

Am Mittwochabend war Ralf Santelli noch als NLZ-Leiter der Würzburger Kickers zu einem Radio-Interview geladen, tags darauf saß er für seine Vorstellung als neuer Cheftrainer in der Pressekonferenz. "Ich habe den Anruf um 21 Uhr bekommen und habe dann viel telefoniert und mir viele Gedanken gemacht. Ich habe sehr wenig und sehr schlecht geschlafen", gab Santelli nach seiner Rückkehr auf den Trainerposten preis. Humor brachte er trotzdem mit: "Ich habe ungefähr 54 WhatsApp-Nachrichten, 15 SMS und 19 Anrufe seit 9 Uhr heute morgen. Ich gehe davon aus, dass sich keiner gemeldet hat, um zu sagen, dass das hoffentlich schief geht."

Sieben Monate nach dem Zweitliga-Abstieg ist Santelli somit zurück, um die Scherben erneut aufzusammeln – und bestenfalls wieder zusammen zu setzen. Zwei Trainer hat der FWK zwischen den Amtszeiten des 53-Jährigen verschlissen. "Ich bin mir der Ehre dieses Vertrauens, aber auch der Verantwortung absolut bewusst", nahm Santelli die erneute Herausforderung an. Parallelen zur damaligen Situation – der NLZ-Leiter übernahm den Tabellenletzten mit zehn Punkten Rückstand auf das rettende Ufer – sah er nicht. Allein schon aufgrund der Zeit, denn beim letzten Rettungsversuch hatte Santelli nur sechs Wochen für neun Spiele. Nun soll es in 13 Partien gelingen. Allerdings beträgt der Rückstand auf Rang 16 bereits sechs Zähler.

Appell an die Medien

Die Anforderungen an den 53-Jährigen liegen klar auf der Hand. "Dass wir etwas verändern werden und müssen, das weiß jeder. Da muss man kein Fußballlehrer sein", machte sich Santelli nichts vor. Dennoch will er auf der Vorarbeit seiner Vorgänger aufbauen. "Sie haben einen guten Job gemacht. Sie haben keine Punkte geholt, das muss man so benennen, aber ich finde hier eine Mannschaft vor, die intakt ist. Da kann man ansetzen", kündigte der Übungsleiter an. Rein von der Spielweise her zog er sogar den direkten Vergleich zu Danny Schwarz, dessen Stil ihm sehr gelegen kommt. "Ich coache nur anders. Nicht besser, nicht schlechter, sondern einfach anders."

Im Training wird der 53-Jährige dann auch wieder auf Marvin Pourié zurückgreifen, dessen Rückkehr er offen gegenübersteht. Grundsätzlich will Santelli unvoreingenommen in die Situation gehen. "Es geht um Nuancen, wirklich im Basic-Bereich. Was man im Jugendbereich lernt und oben manchmal etwas vergessen hat", beobachtete der Trainerrückkehrer bis dahin. Wie ihm das gelingen wird? Nicht alleine, wie sich Santelli sicher war – und deswegen nahm er inklusive der Medienrunde alle mit ins Boot: "Es geht hier um Arbeitsplätze, sicher auch um euch. Wollt ihr nächstes Jahr in Rosenheim auf der Holzbank sitzen und in der Regionalliga schreiben oder wollt ihr weiterhin in diese Stadien? Es ist ein Wir-Produkt, nur zusammen kriegen wir die Kurve."

Kellerduell zum Auftakt

Im bestmöglichen Fall beginnt Santelli seine Aufholjagd bereits im kommenden Heimspiel gegen Duisburg (Samstag, 14 Uhr). "Ein Gegner, der tabellarisch eine ähnliche Situation vorzuweisen hat wie wir", bewertete der 53-Jährige das Kellerduell, dessen Sechs-Punkte-Charakter er durchaus nachvollziehen konnte. Dass der Gegner gerade in der Offensive eine "unheimliche Dynamik und Schlagkraft" hat – also etwas, dass dem FWK bislang abging – beunruhigte Santelli nicht.

"Jeder von uns muss drei bis fünf Prozent mehr Leistung und Engagement bringen. Wenn elf Spieler das hinkriegen, dann haben wir einiges bewegt. Das muss ich einfordern", machte Santelli keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Und vielleicht gibt es noch die berüchtigten psychologischen Tricks dazu: "Vielleicht drehe ich die Tabelle um und sage den Jungs, die wollen euch vom Thron stoßen." Dem FWK dürfte alles, was hilft, recht sein.