"Nehmt die Stadt auseinander": Klos-Abschied unter Tränen

Ein torloses Remis gegen den Halleschen FC reichte Arminia Bielefeld am Samstag zum Klassenerhalt. Der Jubel und vor allem die Erleichterung waren groß – auch, weil der Rahmen für das letzte Liga-Heimspiel von Fabian Klos durch den erreichten Ligaverbleib mehr als stimmte. Der 36-Jährige verabschiedete sich anschließend unter Tränen – und mit einem Befehl an die Fans.

"Bin gerade komplett überfordert"

In der fünften Minute der Nachspielzeit war es soweit: Fabian Klos verließ unter stehenden Ovationen und tosendem Applaus der über 23.000 Arminia-Anhänger im Stadion den Platz, erhielt damit einen mehr als würdevollen Abschied. Wenige Sekunden später, als Schiedsrichter Patrick Alt die Partie beendete, sank der 36-Jährige neben dem Platz dann in einer Mischung aus Erleichterung und Erschöpfung zu Boden. Es war vollbracht – der Klassenerhalt stand fest. Während der Stürmer seinen Sohn auf den Platz holte, bildeten Mannschaft, Trainer und Betreuer ein Spalier vor der Südkurve, durch das Klos mit Tränen in den Augen und unter lautstarken Sprechchören der Fans hindurchschritt.

Um den langjährigen Bielefelder zu ehren, hatte sich Arminia einiges einfallen lassen. Zum einen wurde Klos symbolisch eine lebenslange Dauerkarte überreicht, zum anderen wurde der Stürmer zum ersten Ehrenspielführer der Vereinsgeschichte ernannt. In der kommenden Saison soll Klos zudem ein Abschiedsspiel in der Schüco-Arena erhalten. Als der Angreifer dann unter "Fabi, Fabi, Fabi"-Gesängen von den Rängen das Mikrofon in die Hand nahm, um ein paar Worte zu sprechen, musste er sich kurz sammeln: "Ich habe nichts vorbereitet, weil ich dachte, es bringt Pech." Um ein Haar wäre es auch in der Tat so gekommen, schließlich hatte Bielefeld mächtig Glück, dass Halles Crosthwaite in der Nachspielzeit den Pfosten traf. "Ich bin gerade komplett überfordert mit der Situation", gab er offen zu.

Klos mit Ansage an die Fans

In seiner Rede betonte er dann, dass die Mannschaft trotz der schwierigen Saison immer "komplett zusammengehalten" habe und dankte allen Weggefährten – vor allem seiner Frau und seinem Vater: "Mein Papa hat 13 Jahre mit mir gelitten und meine Frau musste aufgrund des Drucks und der Scheiße, die wir in den vergangenen Jahren gefressen haben, einiges an schlechter Laune ertragen. Dafür sage ich Entschuldigung." Mit Arminia habe Klos in den letzten Jahren "so viele unwirkliche Momente erlebt – sowohl im negativen als auch im positiven Sinn".

Danach dankte der 36-Jährige auch jedem einzelnen Arminia-Fan. "Weil alles, was ich gemacht habe, habe ich nicht fürs Geld, sondern für die Fans gemacht. Wir sind zusammen durch richtig schwere Momente gegangen. Ich werde immer einer von Euch sein." Zum Abschied machte Klos noch eine Ansage: "Alles, was wir beim Aufstieg durch Corona verpasst haben, holen wir heute nach. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Also nehmt die Stadt auseinander." Unter lautstarkem Jubel machte sich der Stürmer nach seinem 461. Pflichtspiel für den DSC anschließend auf die Ehrenrunde, ehe es auf den Zaun vor der Südtribüne ging und Klos nochmal den Einheizer gab. Bereits vor der Partie hatten die Anhänger ihren 'Fabi' mit einer riesigen Choreo verabschiedet.

Kniat: "Es fällt sehr viel Last ab"

"Er ist und bleibt eine Legende", würdigte Trainer Mitch Kniat den 36-Jährigen bei "MagentaSport". Am Abend wurde gemeinsam gefeiert: "Wenn er einlädt, sagt man nicht nein", so Arminias Coach, laut dem Klos in der Schlussphase stehend K.o. gewesen sei. "Er hat sich von A nach B geschleppt, wollte das Ding aber durchziehen." Am Ende reichte das erkämpfte 0:0 zum Klassenerhalt.

"Es fällt sehr viel Last ab", so Kniat "Normalerweise hasse ich Unentschieden, aber heute habe ich es zum ersten Mal geliebt." Der 38-Jährige sprach von einer "brutalen Saison", in der "viel schiefgelaufen" sei und "in der wir viele Fehler gemacht haben". Entsprechend war dem Arminia-Coach bewusst, "dass wir uns für diese Saison nicht feiern müssen". Dennoch werde er sich "ein, zwei Bier" gönnen, ehe es in den nächsten Wochen darum gehen werde, "Fehler zu analysieren und es nächstes Jahr besser zu machen". Dann ohne Klos – zumindest auf dem Platz.

Der Klos-Abschied im Video:

   

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