Neuzugänge: Das neue Gefüge des VfL Osnabrück steht
Wie nach eigentlich jeder Saison hat der VfL Osnabrück auch in dieser Sommerpause seinen Kader für die neue Drittliga-Spielzeit 2014/15 wieder fast komplett neu ordnen müssen. Die Lila-Weißen gehen nach bisherigem Stand mit insgesamt 13 Abgängen und elf Neuzugängen in ihre bereits vierte Drittliga-Saison in Folge. Anders als im letzten Jahr sei der Kader nach Aussage von VfL-Trainer Maik Walpurgis aber schon jetzt fast komplett, was die Vorbereitung auf die neue Saison mit Sicherheit enorm erleichtert.
Schwerwiegende Abgänge in der Offensive
Vor allem in der Offensive mussten die Osnabrücker in Person von Trainer Maik Walpurgis, der aufgrund des immer noch fehlenden Managers großen Anteil an den Transferaktivitäten des VfL hat, und Sportkoordinator Lothar Gans nach einigen schwerwiegenden Abgängen nachlegen. Mit Adriano Grimaldi (1. FC Heidenheim), Pascal Testroet (nach Leihe zurück zu Arminia Bielefeld) und Daniel Nagy (Ferencvaros Budapest) verließen die Lila-Weißen gleich drei wichtige Säulen im Angriff. Von den Namen her konnte der VfL diese Abgänge bisher noch nicht kompensieren. Zwar kommt mit dem offensiven Mittelfeldspieler Marcos Alvarez ein Mann mit vierminütiger Bundesligaerfahrung, bei seinem letzten Arbeitgeber Stuttgarter Kickers konnte er in der abgelaufenen Drittliga-Saison in 17 Einsätzen aber nur vier Tore erzielen – zwei davon gegen den VfL Osnabrück. Dennoch dürfte Alvarez in der kommenden Saison eine tragende Rolle im Spiel des VfL einnehmen. Für die vorderste Front haben sich die Osnabrücker bisher mit Rückkehrer Addy-Waku Menga (VfB Oldenburg) und Kevin Freiberger (Sportfreunde Lotte) verstärkt. Auch diese beiden müssen nach ihren Regionalliga-Erlebnissen aus der letzten Saison ihre Treffergenauigkeit auch in der 3. Liga erst noch unter Beweis stellen. Zwar kann Menga, der bereits zwischen 2002 und 2007 für den VfL unterwegs war, eine passable Bilanz von 23 Treffern in 32 Regionalligapartien vorweisen, ob der 30-jährige Kongolese sich aber nochmal zum Top-Stürmer der 3. Liga entwickelt, bleibt abzuwarten. Auch der 25-jährige Freiberger, der bereits im letzten Jahr kurz vor einem Wechsel zu seinem Befürworter Walpurgis nach Osnabrück stand, kann eine gute Quote mit 15 Treffern in 35 Spielen vorzeigen. In einer höheren Liga als der Regionalliga konnte sich aber auch der Essener noch nicht unter Beweis stellen. Mit Leon Neldner kann der VfL auf ein eigenes Nachwuchstalent zurückgreifen. Der 18-jährige Angreifer wird aber wohl eher als Ergänzungsspieler im Kader der Osnabrücker seinen Platz finden. So oder so wird im Sturm beim VfL wohl noch etwas passieren müssen.
Vielversprechendes Mittelfeld
Mit Milad Salem (SV Elversberg), Stephan Thee (SV Wacker Burghausen), Maik Odenthal (Borussia Mönchengladbach II), Christian Groß und Sofien Chahed (beide Sportfreunde Lotte) hat der VfL Osnabrück gleich fünf Spieler für das Mittelfeld verpflichtet, deren Anspruch nicht die Bank beim VfL sein dürfte. Aber auch im Mittelfeld gilt: Ein Kracher wurde nicht verpflichtet. Zwar konnte der VfL viele wichtige Mittelfeldspieler wie Massimo Ornatelli, Nicolas Feldhahn oder zuletzt auch Andreas Glockner halten, ein neues Herzstück nach dem Abgang von Daniel Nagy fehlt den Lila-Weißen augenscheinlich aber immer noch. Mit dem 26-jährigen rechten Offensivspieler Milad Salem und dem ebenso orientierten Stephan Thee konnten sich die Osnabrücker aber wichtige Drittliga-Erfahrung dazuholen. Beide Akteure spielten in ihren Vereinen in der letzten Saison eine tragende Rolle und können auf reichlich Erfahrung für die in diesem Jahr sehr gut besetzte 3. Liga zurückgreifen. Mit Christian Groß und Sofien Chahed hat Maik Walpurgis insgesamt drei Spieler von seinem ehemaligen Verein Sportfreunde Lotte zum VfL lotsen können. Von beiden konnte sich der VfL-Trainer als Coach des Regionalligisten bereits ein genaues Bild machen und weiß, wo deren Stärken liegen. Beide Spieler sehen ihre Position im defensiven Mittelfeld, welches sie zusammen in Lotte oft gut zusammenhielten.
Verstärkung auf den Außenbahnen
Für die Verteidigung hat sich der VfL Osnabrück nach Abgängen von Marcel Stadel (TuS Dassendorf), Timo Kunert (1. FC Saarbrücken), Jeremy Karikari (SV Elversberg) und Sebastian Neumann (VfR Aalen) bisher nur auf den Außenbahnen verstärkt. Marcel Kandziora kommt mit Zweitliga-Erfahrung vom FSV Frankfurt, hat mit Kapitän Alexander Dercho aber einen Mann mit Stammplatzgarantie vor sich, wenn er fit ist. Zur Zeit laboriert Dercho jedoch an einem Muskelfaserriss und wird wohl noch drei Wochen lang ausfallen und dementsprechend den Saisonauftakt wohl verpassen. Eine Chance für Kandziora, der nach seinem Engagement in der 2. Bundesliga nun nochmal einen Schritt zurück in die 3. Liga macht. Für die rechte Verteidigerposition wurde Kim Falkenberg vom 1. FC Saarbrücken nach Osnabrück gelotst. Der 26-Jährige hatte sich in einem Testspiel jedoch einen Faszienriss im muskulären Bindegewebe des Oberschenkels zugezogen und wird den Lila-Weißen wohl noch bis zu zehn Wochen fehlen. In der Verteidigung hat der VfL dementsprechend noch Nachholbedarf. Trainer Walpurgis ist nach den Ausfällen von Dercho und Falkenberg noch auf der Suche nach einem Außenbahnspieler sowie einem fähigen Innenverteidiger hinter David Pisot und Florian Krebs.
Osnabrück verzichtet auf Stars
Der VfL Osnabrück geht nach den bisherigen Neuzugängen ohne einen Kader gespickt mit individuell starken Spielern in die kommende Spielzeit. Das große Plus der Lila-Weißen ist in diesem Jahr, dass das neue Gefüge der Mannschaft bereits früh in der Vorbereitung stand. So kann sich ein Kollektiv entwickeln, dessen Wirkungs- und Entwicklungspotenzial bis jetzt noch nicht einzuschätzen ist. Aufschluss könnten die kommenden Testspiele gegen Werder Bremen II (07. Juli), den SC Paderborn (12. Juli) und Bundesligisten Borussia Dortmund (22. Juli) geben. Am 26. Juli startet der VfL Osnabrück dann gegen Energie Cottbus vor heimischem Publikum um 18 Uhr in die neue Saison. Trainer Maik Walpurgis muss und will den Spielermarkt bis zum Ende sondieren. Mindestens ein Stürmer und ein Innenverteidiger sollen noch kommen. Zuletzt begrüßte Walpurgis mit Thomas Rathgeber (Saarbrücken) und Jeron Al-Hazaimeh (Chemnitz) zwei Testspieler, die in diese Anforderungsprofile passen. Bei beiden darf aber nicht mit einer schnellen Entscheidung gerechnet werden. Zuletzt müssen die Lila-Weißen auch noch auf die U23-Regel des DFB Acht geben. Denn nach den Statuten des DFB müssen mindestens vier Spieler bei jedem Pflichtspiel auf dem Spielberichtsbogen erscheinen, die unter 23 Jahre alt sind und für eine Auswahlmannschaft des DFB auflaufen könnten. Diese Regel erfüllen bisher nur Leon Neldner, Marcos Alvarez, Maik Odenthal und der portugiesische U21-Nationaltorhüter Daniel Heuer Fernandes, solange er nicht für die A-Nationalmannschaft Portugals aufläuft. Deshalb gibt es für Walpurgis genau zwei Anforderungen an die noch kommenden Spieler: "Erstens: Er muss uns sportlich deutlich und sofort weiterbringen. Zweitens: Er muss uns bezüglich der U-23-Regel helfen", wie er gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte. Die Kaderplanungen beim VfL Osnabrück sind also noch nicht komplett abgeschlossen.
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