Newcomer André Hahn: Von der 3. Liga in den WM-Kader
Als Bundestrainer Joachim Löw am Donnerstag seinen 30-köpfigen vorläufigen WM-Kader bekannt gab, wusste André Hahn bereits von seinem Glück. Für den Kicker vom FC Augsburg kann der große Traum von der Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft wahr werden. Bereits beim Testspiel der DFB-Elf gegen Chile gehörte der gebürtige Otterndorfer zum Aufgebot, verpasste aber sein Länderspieldebüt. Das Erstaunlichste am kometenhaften Aufstieg des 23-Jährigen, der im Sommer zu Euro-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach wechseln wird, ist die Tatsache, dass er vor gerade einmal anderthalb Jahren noch in der 3. Liga für die Offenbacher Kickers spielte. Seitdem gilt Hahn als der Newcomer im deutschen Profifußball.
HSV-Scouts entdecken ihn in der A-Jugend
Seine ersten Schritte im Fußballgeschäft machte André Hahn bei seinem Heimatverein TSV Otterndorf. Über die Station LTS Bremerhaven gelang Hahn schließlich der Sprung in die U19-Mannschaft von Rot-Weiß Cuxhaven beziehungsweise des FC Bremerhaven. Im Sommer 2008 wurde der A-Jugendliche von Scouts des Hamburger SV entdeckt. Folgerichtig bestritt Hahn sein erstes Spiel für die U19 des HSV im August 2008. Am Ende der Spielzeit kam der großgewachsene Flügelspieler auf sieben Einsätze in der A-Jugend-Bundesliga. Außerdem spielte er 14-mal für die zweite Mannschaft der Hamburger in der Regionalliga Nord. In seinem ersten festen Jahr im Seniorenbereich kam der Mittelfeldspieler auf 24 Partien in der Regionalliga. Hahn schoss in der Saison 2009/2010 ein einziges Tor. Bei den Hamburgern sollte es für ihn allerdings nicht weitergehen.
Keine Perspektive mehr bei TuS Koblenz
Nach einem kurzen Intermezzo bei Regionalligist FC Oberneuland begab sich der beidfüßige Hahn in der Winterpause 10/11 zur TuS Koblenz in die 3. Liga. Schnell erarbeitete er sich einen Stammplatz an der Mosel. Doch zum Ende der Spielzeit zogen sich die Koblenzer aufgrund finanzieller Zwänge aus der dritthöchsten deutschen Spielklasse zurück und wagten einen Neuanfang. "Wir wurden zwar am letzten Trainingstag vorgewarnt und wussten, dass die Situation für den Verein kritisch ist. Aber, dass es so schnell gehen würde, haben wir nicht erwartet”, erinnerte sich Hahn damals. Deshalb schloss er sich dem Drittligisten Kickers Offenbach an. Schon in seinem ersten Jahr bei den Hessen avancierte der heute 23-Jährige zu einem Leistungsträger und trug mit drei Toren in 31 Spielen maßgeblich zum Klassenerhalt der Kickers bei. Zudem legte er vier Treffer für seine Mitspieler auf. Ähnlich wichtig sollte Hahn in der folgenden Runde für den OFC werden. Dabei hätte der erste Spieltag für ihn kaum schlechter beginnen könne. Nach 35 Minuten sah der Flügelflitzer die Rote Karte und wurde für drei Spiele gesperrt. Doch in den elf Spielen nach seiner Sperre war Hahn so wichtig für seinen OFC, dass selbst Vereine aus der 1. Liga auf den jungen Sprinter aufmerksam wurden.
Wechsel zum FC Augsburg – Sprung zum DFB
So wechselte er bereits Anfang 2013 zu Bundesligist 1. FC Augsburg. Die Ablöse für den Drittligaspieler betrug 250.000 Euro. Unter Trainer Markus Weinzierl gelang nicht nur der Klassenerhalt im Oberhaus, sondern auch eine beeindruckende Rückrunde. 16 Spiele absolvierte der Shootingstar auf Anhieb. Drei Vorlagen gab Hahn, der durch seine langen Laufwege bekannt geworden ist. Kaum jemand kann so viel laufen wie André Hahn. Auch in der aktuellen Saison ging es weiter steil bergauf. Ganz elf Tore markierte Hahn für den FCA. Diese erstaunliche Torquote blieb auch Bundestrainer Joachim Löw nicht verborgen. Löw nominierte Hahn im März für das Länderspiel gegen Chile. Nur wenige Tage später unterschrieb der Rechtsaußen bis 2018 bei Borussia Mönchengladbach. Circa 2,2 Millionen Euro zahlten die Fohlen für seine Dienste. Mit den Gladbachern möchte er in der kommenden Saison sogar auf internationalem Parkett angreifen. Doch zunächst hat Hahn eine noch größere Chance. Seine Nominierung für den vorläufigen WM-Kader muss noch nicht das Ende gewesen sein.