Niederlage gegen Bielefeld – Ratlosigkeit in Rostock
„Auf diesem Platz ist es viel einfacher ein Tor zu verteidigen, als eines zu erzielen.“ – Stefan Krämer, Trainer von Arminia Bielefeld schaffte es in der obligatorischen Pressekonferenz nach dem 0:2-Sieg seiner Mannschaft in Rostock, ein großes Stück der Misere der Hanseaten mit einem Satz zu beschreiben. Immer wieder schwenkte die Kamera des NDR, welcher das Spiel live übertrug, über die hanseatische Grün-, oder eher Braunfläche, man sah Krater, als hätte die in Mecklenburg-Vorpommern beliebte Motorsportart Speedway zuletzt in der DKB-Arena Station gemacht. Die bittere Wahrheit bleibt, dass der schier endlose und schneereiche Winter nicht nur dem Platz in Rostock, sondern auch der Spielfreude und dementsprechend dem Erfolg des FC Hansa Rostock arg zugesetzt hat. Das Spiel gegen Bielefeld wurde zum Fehlpassfestival, zwei klare Chancen gab es im gesamten Spiel, beide für Bielefeld, beide führten zu Toren.
Was hätte besser laufen können?
Was hätte besser laufen können, in einer Mannschaft die nicht eingespielt ist, weil sie aufgrund anhaltenden Misserfolgs und Verletzungen immer wieder neu zusammengeworfen wird, weil sie aufgrund stetigen Drucks keine Chance hat sich in Ruhe einzuspielen und weil sie über einen in einer Fußballsaison schier ewigen Zeitraum nicht einmal einen Trainingsplatz hatte und stattdessen auf Kunstrasen trainierte? Was tun, wenn die technisch beschlagenen Winterneuzugänge auf einmal hohe und weite Bälle nach vorne schlagen sollen, feine Techniker, wie der hochtalentierte Philipp Klement ihre Stärken nicht ausspielen können? Und was, wenn der nötige Stoßstürmer, der für dieses Notsystem elementar wichtig ist, verletzt ausfällt und hinter ihm nur Stürmer stehen, die eine fußballerische Philosophie bevorzugen, welche auf flachen Pässen in den Lauf aufbaut, eben die Philosophie, die der Rasen unmöglich macht?
Bielefelder Leidensgenossen
Was Rostock fehlte, zeigte Bielefeld demgegenüber leidenschaftlich. Die Moral, trotz indiskutabler Bedingungen und vieler Fehlpässe immer wieder aufzustehen. Das Klima in einer über mehr als eine Saison fest eingespielte Mannschaft, die sich aus eigener Arbeitskraft an der Tabellenspitze festgespielt hat. Dabei vergaß so mancher, über welchen Weg die Bielefelder zu diesem Erfolg gekommen waren. Beinahe-Insolvenz, Ausverkauf und Abstiegskampf, so litt man im vergangenen Jahr in Bielefeld und trotzdem gab man dem Trainer das Vertrauen und die Ruhe ein Team aufzubauen, was heute unter gleichen Bedingungen wie die Hanseaten siegreich vom Platz gehen konnte. Dieses Vertrauen scheint Marc Fascher nicht mehr zu erhalten, nach dem Spiel äußerte sich Sportchef Uwe Vester eher bedeckt über die Zukunft seines Trainers, dem Mann, dessen Philosophie er vor wenigen Wochen noch nachdrücklich gelobt hatte. Nach dem Spiel fiel nahezu jeder Blick im Stadion auf den Rostocker Trainer, der schon während des Spiels, nach dem zweiten Tor, psychisch leer wirkte. In Stich ließ ihn seine Mannschaft heute nicht, in beinahe jedem der letzten 15 Spiele zeigte die Mannschaft den Willen, die Misere zu beenden, dem Trainer für sein Vertrauen zu danken. Einmal klappte es, beim einzigen Sieg gegen Burghausen, worauf das einzige Mal in dieser Serie folgte, bei dem sich die Mannschaft tatsächlich „abschlachten“ ließ, das 1:3 in Halle.
Faschers Zukunft völlig offen
Wie die Zukunft in Rostock nun aussieht, steht momentan völlig in den Sternen. Mit oder ohne Fascher, die Mannschaft ist es, die den Klassenerhalt stemmen muss. Nach wie vor gelten die kommenden Spiele gegen Aachen, Babelsberg und Dortmund II als Schlüsselspiele. Nur ein Sieg und ein Unentschieden aus diesen Partien könnten schon reichen, um die nächste Saison drittklassig planen zu können. Ob die Zukunftsplanung Marc Fascher beinhaltet, dass wird sich spätestens Anfang der kommenden Woche zeigen.
FOTO: Sebastian Heger