Niklas Hoheneder: Kulisse in Osnabrück wird uns motivieren
Aufsteiger RB Leipzig ist stark in die neue Saison gestartet. Nach neun Spieltagen steht das Team von Trainer Alexander Zorniger auf dem vierten Tabellenplatz. Ein Garant für den Erfolg ist Abwehrspieler Niklas Hoheneder, der bisher in allen neun Partien von Beginn an auf dem Platz stand. Der 27-jährige Innenverteidiger, der es zudem in die Elf des Monats August geschafft hat, stieß im Januar 2012 vom Karlsruher SC zu RBL, wo er sich seitdem vom Joker zum unverzichtbaren Stammspieler entwickelt hat. Vor dem heutigen Spitzenspiel gegen den VfL Osnabrück spricht der Österreicher im Interview mit liga3-online.de über den geglückten Aufstieg, den VfL Osnabrück sowie über die Saisonziele der Leipziger.
liga3-online.de: Herr Hoheneder, welche Erinnerungen kommen bei der Fahrt zum Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück hoch?
Niklas Hohenender: Sicherlich. Der Weg nach Lotte ist ziemlich ähnlich. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich mir den genauen Weg nicht gemerkt habe.
Wie wichtig war der Aufstieg in diesem Jahr?
Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir den Aufstieg nicht geschafft hätten. Davor haben wir es zweimal in Folge nicht geschafft. Einmal war ich persönlich dabei. Es ist eine Bestätigung der guten Arbeit. Es wird einem jedoch auch bewusst, was wir hätten verlieren können. Eine komplette Saison blieben wir ohne Niederlage in der Liga. Die Erwartungen waren höher als je zuvor. Das wir uns in zwei Spielen durchgesetzt haben, war enorm wichtig. Erstens für die Mannschaft und zweitens natürlich auch für jeden einzelnen Spieler. Es geht um Verträge und Zukunftspläne für jeden Einzelnen. Deswegen ist bei jedem RBL-Beteiligten ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen.
Wie groß war der Druck in diesem Spiel? Immerhin konnte Lotte in der Nachspielzeit die Verlängerung mit dem Treffer zum 2:0 erzwingen.
Nach dem ersten Treffer für die Sportfreunde Lotte gab es schon ein wenig Flattern. Während des Spiels haben wir uns aber relativ schnell wieder stabilisieren können. Das ganze Spiel haben wir nichts zugelassen. Dann bekommst du in der 93. Spielminute so ein dummes Gegentor. So etwas kann passieren. Das ist natürlich unglücklich. Nach dem 2:0 war Lotte komplett platt. Die haben alles dafür gegeben, um einen Treffer zu erzielen. Für die Verlängerung haben sie einfach keine Luft mehr gehabt. Uns hat es ausgezeichnet, dass wir den längeren Atem gehabt haben.
Nun zum heutigen Spitzenspiel beim VfL Osnabrück. Der VfL ist derzeit Tabellensiebter mit drei Punkten Abstand auf Leipzig. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Wir haben uns dieses Team auf Video angeschaut. Offensiv richtig starke Mannschaft, relativ aggressiv und auch sehr torgefährlich. Sie geben nie auf. Wenn sie vorne am Strafraum sind, wollen sie unbedingt das Tor machen. Zudem haben sie gute Einzelspieler im Kader. Wir haben natürlich auch gesehen, dass sie in der Abwehr verwundbar sind. Wir haben schnelle Stürmer in der Offensive. Mit dem 3:1-Sieg vom letzten Wochenende gegen den VfB Stuttgart II dürften wir auch genügend Selbstvertrauen für diese Aufgabe haben.
Rund 10.000 Zuschauer werden in der Osnatel-Arena erwartet. Die VfL-Fans gelten als stimmungsvoll und leidenschaftlich. Wahrscheinlich ein echter Trumpf für den Gegner, oder?
Schon im Auftaktspiel beim Halleschen FC haben wir einen guten Vergleich gehabt. Im Prinzip war das gesamte Stadion gegen uns. Dort haben wir auch einen sehr guten Vergleich gehabt. Das hat uns nochmal motiviert. Die ganze Mannschaft war richtig heiß auf dieses Spiel. Ich gehe davon aus, dass es in Osnabrück eine ähnliche Atmosphäre geben wird. Das motiviert und eher noch, wenn die gegnerischen Fans und auspfeifen, weil dies ein Zeichen von Respekt ist.
Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Spielzeit. Nerven die Auswärtspleiten in Wiesbaden und Elversberg?
So richtig schwach war das Spiel beim SV Wehen Wiesbaden nicht. Wir haben zwei blöde Fehler gemacht. Der SVWW hat aus zwei Chancen direkt zwei Treffer erzielen können. Was wir die Spiele davor immer verhindert haben, ist dort in die Hose gegangen. Trotz für die Gastgeber waren wir einfach die überlegene Mannschaft. In Elversberg haben wir uns in der letzten Minute blöd angestellt. Aus diesem Fehler haben wir gelernt. So etwas ist nun einmal passiert. Bis auf diese beiden Spiele war die Saison bisher ganz gut. Dafür, dass wir ein Aufsteiger sind und die Liga nicht gekannt haben, ist es schon in Ordnung.
Welche Mannschaften sehen Sie am Ende der Spielzeit vorn?
Das wird sich alles zeigen. Preußen Münster ist auch gut gestartet mit einem Sieg. Nun stehen sie auf dem 17. Platz. Deshalb bin ich da etwas vorsichtig. Es ist schwierig irgendwelche Prognose abzugeben. Es kann schnell gehen in dieser ausgeglichen 3. Liga. Man sieht auch, wie eng es da vorne zugeht, deshalb ist alles möglich.
Was ist für Euch in dieser Serie möglich? Euer Kader ist immerhin qualitativ sehr ansprechend besetzt.
Wir haben uns vor der Saison gesagt, dass wir uns das alles anschauen möchten. Natürlich haben wir auch gesehen, dass es bisher keine Mannschaft gegeben hat, die uns richtig überlegen gewesen ist. In vielen Spielen haben wir schon gut mitgespielt, teilweise waren wir klar besser. Keine Mannschaft hat uns in dieser Saison beherrscht. Das ist zweifelsfrei ein gutes Zeichen für uns.
Sie haben als Profi schon einiges erlebt. So sind Sie in Ihrem Heimatland Österreich, in Tschechiens erster Liga und auch in der 2. Bundesliga schon aktiv gewesen. Wie bewerten Sie allgemein die Qualität in der 3. Liga?
Die 2. Bundesliga ist wirklich sehr kampfbetont. Es hat dort auch recht viel mit Taktik zu tun gehabt. Es gab auch einige Teams mit spielerisch starken Akteuren. Insgesamt gab es jedoch viel Kampf während meiner Zweitligazeit. In der 3. Liga ist dagegen teilweise auch eine gute spielerische Klasse vorhanden. Natürlich ist die Qualität der Einzelspieler in der 2. Bundesliga deutlich höher. Spielerisch attraktiver ist hingegen die 3. Liga. Im Vergleich zu Österreich ist das Zuschauerinteresse teilweise größer. So waren beim Spitzenspiel in Ried teilweise 7000 Zuschauer im Stadion. Das liegt natürlich auch an den kleinen Stadien. Wir brauchen nicht darüber sprechen, dass Deutschland nicht vergleichbar mit Österreich ist.
Leipzig hat bisher neun Gegentreffer in neun Begegnungen kassiert. Gibt es noch Steigerungspotential?
Es ist noch im Rahmen. Sicherlich gibt es noch Verbesserungsbedarf, speziell bei unserer teils offensiven Spielweise, weil wir relativ hoch stehen, In der Regionalliga ist es meistens auch gut gegangen, weil bei den Gegner oft die Qualität gefehlt hat. In der 3. Liga ist es nun jedoch völlig anders, weil es stärkere Stürmer gibt. Es wäre ganz gewiss vermessen, wenn wir uns nun sagen würden, dass wir keine Gegentore mehr bekommen. Wir halten uns ganz gut und machen auch ganz gute Spiele im Defensivbereich.
Nun zu Ihnen persönlich. Bekanntlich haben Sie in der Vergangenheit für diverse U-Mannschaften in Österreich gespielt. Ist die österreichische Nationalmannschaft noch ein Thema?
Zu meiner Prager-Zeit bin ich relativ knapp an der Nationalmannschaft dran gewesen. Momentan mach ich mir dazu keine Gedanken. Ich habe dort gute Konkurrenten auf dieser Position. Dort ist Österreich sehr gut aufgestellt, deshalb ist dies für mich überhaupt gar kein Thema.
Vielen Dank für das Interview!
FOTO: GEPA Pictures