Nur drei Siege aus neun Spielen: Saarbrücken nur noch Mittelmaß?

Die Ansprüche sind beim 1. FC Saarbrücken traditionell etwas höher als bei anderen Drittliga-Vereinen. Das liegt allein schon an der mehrjährigen Bundesligazeit, die man als Bundesliga-Gründungsmitglied in den 60er Jahren und zu Beginn der 90er Jahre absolvieren könnte. Nun sind die Saarländer jedoch im Mittelmaß der Drittklassigkeit abgestürzt. liga3-online.de geht auf die Suche nach den Gründen für den Absturz.

Saarbrücken im Abwärtstrend

Der letzte Sieg des 1. FCS liegt schon einige Zeit zurück. Ende August konnte man gegen Wacker Burghausen mit 3:0 gewinnen. Seitdem ist man jedoch vom 9. bis auf den 13. Tabellenplatz abgerutscht. Das Mittelmaß hält derzeit Einzug im altehrwürdigen Ludwigspark. Die letzten Spiele konnten nicht mehr siegreich gestaltet werden. So wurden gegen unten stehende Mannschaften wie Erfurt und Karlsruhe die Duelle verloren und gegen die Offenbacher Kickers nur ein 2:2 erreicht. Auch spielerisch lässt sich eine Stagnation erkennen. Dabei entschieden häufig auch individuelle Fehler die Partien zugunsten der Kontrahenten. Das Torverhältnis ist bei einer Bilanz von 11:14 eigentlich recht ordentlich. Es gibt jedoch noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Chancenverwertung, wo häufig die Effizienz vor dem gegnerischen Tor arg zu wünschen übrig lässt.

Schmerzhafte Abgänge

Vor der Spielzeit hat man sich im Saarland durchaus realistische Gedanken um einen möglichen Zweitliga-Aufstieg gemacht. Auch deshalb gab es konkrete Planungen hinsichtlich eines möglichen Umbaus des veralteten Ludwigsparks der zwar immer noch über 35.000 Zuschauern Platz bietet, jedoch im Bereich des Komforts und der Einnahmesituation reichlich Verbesserungspotential aufweist. Gründe, warum sich die Situation beim Team von Trainer Jürgen Luginger so gestaltet, gibt es einige. Da wäre zum einen der Abschied vom ehemaligen Sportlichen Leiter Dieter Ferner, der sich lieber einem Trainerjob beim Oberligisten Borussia Neunkirchen widmen möchte. Auch die unzähligen Abgänge haben sich als äußerst schmerzhaft erwiesen. Besonders schmerzhaft war der Abgang von Kapitän Stephan Sieger, den es zum unterklassigen Team Astoria Walldorf gezogen hat. Auch der Abgang des erfahrenen Defensivspezialisten Martin Forkel, der von Ferner zum Nachbarverein Neunkirchen gelockt worden ist und vor allem des erst 20-jährigen Stürmers Johannes Wurtz, der eine bessere Perspektive beim Bundesligisten Werder Bremen erkannte, sind extrem schmerzhaft.

Neuzugänge mit Verbesserungspotential

Als Ersatz kam der bundesligaerfahrene Torwart Benedikt Fernandez und die drittligaerfahrenen Nicolas Jüllich, Kevin Maek, Markus Hayer und Serkan Göcer. Dazu erhalten die talentierten Michael Müller, Tim Knipping, Pascal Pellowski, Marcel Sökler, Artur Schneider und Tim Stegerer beim ehemaligen Bundesligisten eine Bewährungschance. Bisher konnten die Neuzugänge im Verbund mit den vorhandenen Spielern noch nicht dafür sorgen, dass Saarbrücken um die Aufstiegsplätze mitspielen kann. Die noch nicht perfekte Integration der Neuzugänge ist jedoch nur ein möglicher Grund für den suboptimalen Saisonstart, der mit einer Platzierung im tristen Mittelfeld deutlich unter den Ansprüchen der Vereins-Verantwortlichen liegt.

Auf die Grundtugenden muss gebaut werden

Neben Komponenten von Pech und Glück, was bei individuellen Fehlern genauso vorkommt, wie beim Vergeben von hochkarätigen Tormöglichkeiten, ist jedoch auch eine Tendenz erkennbar, dass das Selbstvertrauen auf dem Spielfeld sehr schwächlich daherkommt. Das vergangene Spiel gegen das Team aus dem Tabellenkeller, RW Erfurt, war ein perfektes Spiegelbild für die derzeitige Verfassung des Teams aus dem Saarland. Mit 0:2 verlor man gegen RWE völlig verdient. Für FCS-Boss Paul Borgard war es einfach nur „katastrophal“, sein Vorgänger Horst Hinschberger fand diese Vorstellung des Luginger-Teams einfach nur „ganz, ganz schwach.“ Es fehlte die Aggressivität in den Zweikämpfen, auch die Körpersprache war nicht von Wille und Leidenschaft gekennzeichnet. Auch Saarbrückens Abwehrroutinier Mark Lerandy bemängelt gegenüber der Saarbrücker Zeitung die Fehler im Spiel seiner Mannschaft: „Erfurt hat das gezeigt, was uns sonst auszeichnet: Zweikampfstärke und Effektivität“, so der 30-Jährige, „und wir werden im Moment für jeden Fehler bestraft.“

Fehlende Zweikampfstärke, Konzentration

Womit er Recht haben dürfte, denn es war zum wiederholten Male eine Standardsituation, die zu einem gegnerischen Treffer geführt hat. Die Neuzugänge sollten diese Schwäche eigentlich beheben, doch bisher konnten sie ihre zweifelsfreien Qualitäten noch nicht wunschgemäß in die Realität umsetzen. Auch dir Torgefahr war ein echtes Manko, denn nur drei herausgespielte Tormöglichkeiten in einem Heimspiel bieten reichlich Luft nach oben. Entscheidend ist aber vor allem die Tatsache gewesen, dass die Motivation beim Gast aus Thüringen größer schien. Irgendwie war der FCS seltsam gehemmt, während des Spiels. Deshalb kam der Ex-Verein von solch illustren Namen wie Andreas Brehme oder Anthony Yeboah nicht richtig in die Zweikämpfe und agierte erschreckend harmlos. Deshalb war das Fazit von Verteidiger Tim Stegerer auch nur allzu verständlich, der enttäuscht anmerkte: „Wir haben auf jeder Position einfach zu wenig Zweikämpfe gewonnen.“ Eine Grundtugend, wenn man wieder auf den Erfolgsweg zurückkehren möchte.

Gezielte Vorbereitung auf den nächsten Gegner

Es muss sich einiges ändern im südwestlichen Gipfel der Bundesrepublik, in der Fußball einen ganz besonderen Stellenwert besitzt. Nicht umsonst wurde in den 50er Jahren ein Stadion solch eines Ausmaßes konzipiert. Deshalb war die enttäuschende Zuschauerzahl von gerade einmal knapp über 3000 beim letzten Heimspiel gegen RW Erfurt auch ein Beleg, dass auch die einst so treuen Anhänger diesem sportlichen Treiben mit Skepsis gegenüberstehen. Die Primärtugenden sollten wieder an den Tag gelegt werden, möchte man auch das Publikum zurückgewinnen. Im Training muss explizit an den gezeigten Schwächen gearbeitet werden. Auch Begegnungen wie das Saarlandpokalspiel beim A-Ligisten SV Altstadt sollte dazu genutzt werden, um wieder Selbstvertrauen zu tanken. Mit 18:0 konnten einige Kicker ihr Können demonstrieren und Rückenwind für die kommenden, schweren Liga-Aufgaben sammeln. Besonders die Spielfreude konnte wieder geweckt werden, was sicherlich auch dem ehrgeizigen Trainer Luginger gefreut haben dürfte. Dennoch weiß er, dass die Trainingseinheiten bis zum Samstagsspiel bei den Stuttgarter Kickers intensiv genutzt werden.

FOTO: Sven Rech

   

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