Nur ein Punkt aus acht Spielen: Trainerwechsel verpuffen komplett

Es war ein in der 3. Liga historisches Ereignis, als sich zwischen dem 31. Januar und 6. Februar mit 1860, Halle, Ingolstadt, Zwickau und Dortmund II nacheinander gleich fünf Klubs von ihren Trainern getrennt haben. Allein: Der erhoffte Effekt daraus ist – zumindest bislang – angesichts von nur einem Punkt aus acht Spielen jedoch völlig verpufft.

Guerino Capretti: Zwei Spiele, null Punkte

Nur knapp 24 Stunden benötigte der FC Ingolstadt, um nach der Trennung von Rüdiger Rehm mit Guerino Capretti dessen Nachfolger vorzustellen. Nachdem die Schanzer die ersten drei Partien im neuen Jahr verloren hatten, sollte unter dem 41-Jährigen die schnelle Wende erfolgen, um die Aufstiegsplätze nicht aus den Augen zu verlieren. Die Realität sieht jedoch anders aus: Anstatt sich im Kampf um die 2. Bundesliga zurückzumelden, hat der FCI weiter an Boden verloren. Denn nach der Auftaktpleite gegen die U23 des BVB, die zuvor sechsmal in Folge verloren hatte, ging Ingolstadt unter Capretti am Samstag auch gegen den VfL Osnabrück, der damit den siebten Sieg in Folge feierte, als Verlierer vom Platz. Zwei Spiele, zwei Niederlagen und jetzt bereits 13 (!) Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz: Von der 2. Liga wollen die Schanzer daher vorerst nichts mehr wissen.

Günther Gorenzel: Zwei Spiele, ein Punkt

Ganz ähnlich ist die Lage bei 1860 München, wo nach dem Aus von Michael Köllner mit Günther Gorenzel der Sport-Geschäftsführer übernahm. Auch die Löwen mussten zwei Tiefschläge hinnehmen, gaben erst eine 2:0-Führung in Oldenburg ganz spät noch aus der Hand und unterlagen am Samstag schließlich dem zuvor 17 Mal sieglosen SV Meppen. Präsident Robert Reisinger will die Saisonziele nun "neu definieren" – und spricht gar davon, dass es nun zunächst um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt gehe. Weil das Ziel "natürlich ein anderes" gewesen sei, scheinen die Tage von Gorenzel gezählt. Bei einer Sitzung des Aufsichtsrates am Donnerstag könnte sein Aus beschlossen werden. Dann stünden die Löwen vorerst ohne sportliche Leitung dar.

Jens Kiefer: Zwei Spiele, null Punkte

Ganz andere Sorgen hat der Hallesche FC, der nach nur einem Punkt aus den letzten sieben Spielen mittlerweile auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht ist. NLZ-Leiter Jens Kiefer sollte die Mannschaft nach der Trennung von André Meyer wieder in die Spur führen, kassierte aber erst ein historisches 1:7-Debakel in Dresden und verlor mit seinem Team dann auch gegen die U23 des SC Freiburg mit 1:3. Selbst eine Führung reichte nicht. Nun liegt es an Sreto Ristic, die Wende einzuleiten. Der Kroate weiß: "Es ist keine einfache Aufgabe. Tabellenmäßig geht es nicht weiter nach unten. Wir fangen alle bei null an. Aufgeben ist keine Option", wird er in der "Bild" zitiert. Direkt zum Debüt wartet mit der Partie gegen Oldenburg ein Sechs-Punkte-Spiel.

Robin Lenk: Ein Spiel, null Punkte

Beim FSV Zwickau musste mit Joe Enochs der dienstälteste Übungsleiter der 3. Liga gehen, Co-Trainer Robin Lenk übernahm und sollte vor allem die Zwickauer Tugenden wie Laufbereitschaft und Kampf zurückbringen. Das gelang in Duisburg auch durchaus, allerdings erlaubten sich die Schwäne derart viele individuelle Fehler, dass am Ende eine 0:4-Pleite zu Buche stand. Noch in dieser Woche soll der Enochs-Nachfolger vorgestellt werden, Top-Favorit ist nach "Bild"-Angaben Ronny Thielemann. Erfahrung als Cheftrainer im Profifußball kann der 49-Jährige noch nicht vorweisen, stand aber jahrelang als Co-Trainer unter Jens Härtel in der 3. Liga an der Seitenlinie. Sein Debüt hätte es allerdings in sich: Am Samstag gastiert der souveräne Tabellenführer aus Elversberg beim FSV.

Jan Zimmermann: Ein Spiel, null Punkte

Die wohl seltsamste Trainer-Entlassung vollzog vor einer Woche die U23 von Borussia Dortmund. Obwohl die Westfalen mit 2:1 in Ingolstadt gewannen und damit die Serie von sechs Pleiten am Stück beendeten, musste Christian Preußer gehen. Dass ein Trainer trotz eines gewonnen Spiels freigestellt wurde, dürfte ein Novum in der Geschichte der 3. Liga gewesen sein. Ersetzt wurde der 39-Jährige durch Jan Zimmermann, der mit seiner neuen Mannschaft prompt 1:2 gegen Saarbrücken verlor – und das trotz Führung.

Fazit

Es zeigt sich also: Ein Trainerwechsel führt längst nicht automatisch und schon gar nicht sofort zum Erfolg. Dass gleich alle fünf Vereine, die seit dem 31. Januar den Übungsleiter gewechselt haben, auch mit einer Veränderung an der Seitenlinie bislang nicht siegreich waren, ist in dieser Häufung mehr als kurios. Lag es vielleicht doch nicht am Trainer? Ins Bild passt auch: Der SV Meppen, der trotz einer Serie von 17 sieglosen Spielen an Stefan Krämer festhielt, wurde dagegen mit drei Punkten belohnt.

   

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