Offener Brief: Fortuna-Investor Schwetje droht mit Rückzug

Beim 0:7 gegen Wehen Wiesbaden kassierte Fortuna Köln am Sonntag die höchste Heimniederlage seiner Vereinsgeschichte und auch sonst ist die Stimmung bei den Südstädtern derzeit alles andere als gut. In einem offenen Brief auf der Homepage der Fortuna droht Investor Michael W. Schwetje nun sogar mit einem Rückzug. Hintergrund ist die Auseinandersetzung mit Teilen einiger Fans.

"Zeit, über Konsequenzen nachzudenken"

Seit über zehn Jahren unterstützt Schwetje die Fortuna als Investor, steht bei einigen Fans jedoch schon seit längerer Zeit in der Kritik – und diese wurde am Sonntag beim Spiel gegen Wiesbaden mehr als offensichtlich. Als der 51-Jährige vor dem Spiel zum einem Interview mit "Telekom Sport" kam, schallten ihm von zwei Fangruppen aus dem Bereich "Stehplatz Mitte" lautstarke "Schwetje raus"-Rufen entgegen, zudem flogen Gegenstände in seine Richtung. In einem offenen Brief erklärt Schwetje nun: "Wenn es mir keinen Spaß mehr macht, zu einem Heimspiel der Fortuna zu gehen und ich Angst haben muss, dass meine Familie dabei unglücklich wird, dann ist es Zeit, über Konsequenzen nachzudenken." Die Diffamierungen seien "höchst verletzend" und seiner Frau und seinen beiden Kindern (7 und 9 Jahre) "absolut nicht zuzumuten" gewesen. "Ich wünsche keinem, von denjenigen, die (…) ihre Parolen geschrien haben, dass sie einmal auf der anderen Seite stehen und dies ihrer Familie erklären dürfen", sagt Schwetje und spricht von einem "einschneidenden Erlebnis".

Nach den Ereignissen am Sonntag sieht der Fortuna-Geschäftsführer "keine Basis mehr für eine vernünftige Gesprächsatmosphäre" mit den beiden Fangruppierungen. "Es tut mir in der Seele weh, dass das, wofür ich zehn Jahre gekämpft habe (und dabei spielt Geld nicht die geringste Rolle) von zwei Fangruppierungen mit maximal 50 Personen einfach so zerstört wird", zeigt Schwetje sich enttäuscht und beklagt: "Ich habe es in den letzten Jahren nie geschafft, in einen vernünftigen Dialog mit diesen beiden Fangruppierungen und ihren Wortführern zu kommen, zu gering ist das gegenseitige Verständnis für die Beweggründe des anderen. Zumindest ein menschlich anständiges Miteinander müsste – bei allen inhaltlichen Differenzen – doch auch in einem Fußballstadion möglich sein." Der Vorfall habe größere Narben hinterlassen "als dies eine einzelne Niederlage jemals könnte", so Schwetje.

Streitpunkt Banner

Auslöser der Diffamierungen ist ein bis zum 30. März 2019 ausgesprochenes Hausverbot gegen zwei Mitglieder eines Fortuna-Fanclubs, die beim Spiel gegen Energie Cottbus ein nicht angemeldetes Banner mit der Aufschrift "Gib brauner Energie keine Chance! Im Hambi, in Cottbus, überall" aufgehängt hatten. Laut Fortuna Köln habe das Banner aufgrund von Sprache und Symbolik suggeriert, dass Mitarbeiter von RWE mit Nazis gleichzusetzen seien, was die Fans jedoch anders verstanden wissen wollten. Schwetje betont: "Ich bin (…) der Auffassung, dass die Verhängung von Hausverboten in diesem Zusammenhang richtig war, da wir ansonsten einen Präzedenzfall geschaffen hätten und künftig bei jeder politisch motivierten Aussage darüber diskutieren müssten, ob diese angemessen ist." Für Schwetje, laut dem das Hausverbot "nicht für den konkreten Inhalt des Banners ausgesprochen" worden sei, stelle das Südstadion grundsätzlich keinen Ort dar, "der eine Plattform für politisch oder religiös motivierte Botschaften bieten sollte."

Doch auch bei anderen Themen, etwa im Hinblick auf Stadionverbote, Montagsspiele oder Eintrittspreise, gehen die Meinungen beider Seiten zum Teil deutlich auseinander. Für Schwetje sei das aber "nicht im Geringsten ein Problem – so lange es nicht persönlich verletzend wird." Doch das ist am Sonntag passiert. Wie es nun weitergeht, ist offen.

   

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