"Oft auf die Fresse bekommen": Arminia kurz vor Klassenerhalt
Der hart umkämpfte 2:1-Sieg beim SV Sandhausen war quasi ein Abziehbild der Saison von Arminia Bielefeld. Trotz vieler – auch eigenverschuldeter – Widrigkeiten kämpften sich die Ostwestfalen noch zurück und drehten das Endergebnis in ihre Richtung. Es war ein großer Schritt zum Klassenerhalt, den Trainer Mitch Kniat aber noch nicht ausrufen wollte. Diverse Elfmeterszenen sowie ein bedeutungsschweres Gespräch standen im Vordergrund.
Strafstöße im Fokus
Sieben Strafstöße bekam die Arminia in dieser Saison zugesprochen, lediglich drei konnten verwandelt werden, was einer Quote von 42,9 Prozent entspricht – der Tiefstwert der Liga nach 1860, die ihren einzigen Elfmeter verschossen. Am Freitagabend trafen die Arminen zumindest einen von zweien, was somit über der Quote lag. Zum zweiten Mal in Folge vergab Merveille Biankadi vom Punkt und verpasste so den frühen Treffer in der Anfangsphase am Hardtwald (7.). "Ich weiß, dass er eigentlich ein guter Schütze ist. Jetzt hat er nochmal verschossen. Von meiner Seite würde es aber auch bei einer Niederlage niemals einen Vorwurf geben", versicherte DSC-Trainer Kniat am Mikro von "MagentaSport" nach der Partie.
Zwar habe sich die Mannschaft auf Biankadi als Schützen geeinigt, aber für die Zukunft sei es nun "etwas Anderes." So verwandelte Mitspieler Leandro Putaro im zweiten Durchgang zwar zum 1:1 (72.), drängte sich aber nicht unbedingt auf, hätte der Versuch wegen eines zweifachen Kontakts doch nicht zählen dürfen. Das gestand auch der Coach: "Da muss ich ehrlich sein." Zunächst habe der 38-Jährige die Sandhäuser Proteste nicht nachvollziehen können, doch "wenn zehn Leute sich gleichzeitig aufregen, dann muss da was dran sein. Ich sage immer: Wenn sich zehn Leute gleichzeitig beschweren, dann muss irgendwas vorgefallen sein, weil ich glaube, dass zehn Leute gleichzeitig niemals blind sind."
Einen Vorwurf machte der Trainer seinem Schützling, der auf Nachfrage von Schiedsrichter Badstüber zu Protokoll gegeben haben soll, einen doppelten Kontakt nicht bemerkt zu haben, nicht: "Auf der anderen Seite, wenn er Fabian Klos gefragt hätte, ob das ein Elfmeter war, hätte der ‚Ja‘ gesagt. Dann bin ich gespannt wie der reagiert hätte", spielte der Übungsleiter auf eine mögliche Strafstoßszene in der 59. Spielminute an, als der Bielefelder Routinier von Gegenspieler Knipping gefällt wurde. "Ich glaube, da brauchen wir nicht drüber diskutieren. Das ist ein ganz klarer Elfmeter", befand Kniat. "Da müssen die Jungs sich besser positionieren", kritisierte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel die Leistung des Schiedsrichter-Gespanns und fand es nicht gut, dass Putaro befragt wurde: "Wenn der Schiri selbst daneben steht, muss er das sehen. Er kann nicht einen Spieler befragen, der dann seinen Fehler ausmerzen soll. Das ist am Thema vorbei."
Matchwinner Mizuta mit Vorahnung
Dass es nicht beim 1:1 blieb, sondern die Arminia noch alle drei Zähler mitnehmen konnte, hat mit dem kontinuierlichen Druck im Laufe des zweiten Durchgangs zu tun. Insgesamt habe sein Team "ganz viel umgesetzt von den Sachen, die wir uns vorher vorgenommen haben", bilanzierte der Coach. Den finalen Treffer in der 86. Minute schrieb er dann "100 Prozent Mizuta" zu, der gemeinsam mit Sandhausens Knipping das Leder über die Linie bugsierte. Ein Treffer, der sich schon am Freitagvormittag abgezeichnet hatte: "Wir haben heute im Hotel sogar noch zehn Minuten gequatscht. Er hat gesagt: 'Mitch, du kannst dich zu 100 Prozent auf mich verlassen. Egal, wann ich reinkomme. Ob es nur eine Minute ist oder eine Halbzeit. Ich werde auf jeden Fall brennen und ein Tor machen.' Das waren seine Worte."
So sollte es dann am Ende auch kommen. Am Ende stand ein Erfolg, "der so auch in Ordnung geht", wie Kniat befand. Durch ebendiesen vergrößert die Arminia den Vorsprung auf die Abstiegsränge vorerst auf satte neun Zähler. Eine Vorentscheidung? So sei auf der Rückfahrt zwar Ausgelassenheit erlaubt, aber wollte man "nicht durchdrehen und zu früh feiern". Der ausgelassene Jubel nach Abpfiff zeigte jedoch, wie viel Druck von allen Beteiligten abfiel. "Die Mannschaft hat über die ganze Saison sehr, sehr oft auf die Fresse bekommen und hat sich aber intern niemals zerfleischt. Wir sind immer ruhig geblieben, haben immer an uns geglaubt", freute sich Kniat sichtlich. Gegen Lübeck erwarte er nun "dieselbe Leistung". Mit einem Sieg dürfte auch rechnerisch alles fix sein.