Oliver Bierhoff denkt über mehrgleisige 3. Liga nach

Wie sieht der deutsche Fußball im Jahr 2035 aus? Darüber macht sich der DFB unter dem Titel "Projekt Zukunft" derzeit Gedanken. Das Ziel: Die Rückkehr an die Weltspitze. In diesem Zusammenhang bringt Oliver Bierhoff, DFB-Direktor Nationalmannschaften, auch eine zwei- oder dreigleisige 3. Liga ins Gespräch. Zielführend erscheint die Idee allerdings kaum.

Mehr Spielmöglichkeiten für junge Spieler?

Die Intention des 51-Jährigen ist klar: Die Nachwuchsarbeit in den deutschen Profivereinen soll wieder stärker in den Fokus rücken, um talentierte deutsche Spieler besser an die Nationalmannschaft heranführen zu können. Im "Kicker"-Interview kommt Bierhoff dabei auch auf die 3. Liga zu sprechen – und stellt eine Frage in den Raum: "Würde es helfen, sie in Zukunft wieder zweigleisig laufen zu lassen, oder sogar dreigleisig?"

Die Begründung liefert der frühere Nationalspieler gleich mit: "Das könnte eine Möglichkeit sein, jüngeren Spielern mehr Spielmöglichkeiten zu geben." Denn aktuell, so Bierhoff, fehle die Auswahl "an jungen deutschen Spielern, wie es zum Beispiel vor zehn Jahren der Fall war." Zwar habe der deutsche Fußball im Jahr 2000 mit dem Aufbau der Leistungszentren und dem Talentförderprogramm "unglaublich wichtige Maßnahmen getroffen", so Bierhoff, allerdings sei danach nicht mehr justiert worden: "Wir müssen in kürzeren Abständen überprüfen, ob das, was wir machen, noch sinnvoll ist und den Ansprüchen entspricht. Gelingt uns das, müssen unsere Klubs 2030 nicht mehr ins Ausland schauen. Dann wird der Pool an Talenten groß genug sein. Und wir sind wieder an der Weltspitze."

Idee kaum zielführend

Doch ob ausgerechnet die 3. Liga dazu beitragen könnte, erscheint fraglich. Zum einen würde die sportliche Qualität einer zwei- oder gar dreigleisigen 3. Liga gegenüber dem aktuellen Modell deutlich abgewertet werden. Quantität statt Qualität wäre das Motto, wenn Vereine ohne Profifußball-Ambitionen wie Drochtersen/Assel oder Schalding-Heining plötzlich drittklassig spielen. Dass eine Dritte Liga mit mehreren Staffeln als Unterbau der beiden Bundesligen nicht taugt, war bereits vor über zehn Jahren festgestellt worden, weshalb die 3. Liga oberhalb der Regionalligen zur Saison 2008/09 überhaupt erst geschaffen wurde. Entsprechend käme eine Abkehr davon einem Rückschritt gleich. Nach Zukunft klingt das nicht.

Zum anderen kann man den Drittligisten kaum vorwerfen, nicht auf deutsche Spieler zu setzen. Gerade einmal 17 Prozent der Drittliga-Profis sind nicht für den DFB spielberechtigt. Zum Vergleich: In der Bundesliga (52 Prozent) und der 2. Liga (28,7 Prozent) liegt der Anteil der Legionäre deutlich höher. Kurios ist zudem, dass der DFB den Vereinen seit 2014 eine Abmeldung der zweiten Mannschaften ermöglicht. Eine Aufspaltung der 3. Liga auf mehrere Staffeln ist somit kaum zielführend – von den wirtschaftlichen Auswirkungen für die Vereine einmal ganz zu schweigen.

   

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