Zapel im Interview: "Alles andere als selbstverständlich"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Großaspach-Trainer Oliver Zapel über den Auswärtssieg in Halle, die Offensivstärke seiner Mannschaft, seinen Schritt von der Regionalliga Nord in die 3. Liga und das kommende Spiel gegen den FSV Frankfurt.

[box type="info" size="large"]"Wir haben noch nichts erreicht"[/box]

liga3-online.de: Hallo Herr Zapel. Zuletzt gab es einen 1:0-Auswärtserfolg beim Halleschen FC. Ein glücklicher Sieg, oder?

Oliver Zapel: Sicherlich hatte Halle vor allem in der ersten Halbzeit viele Torchancen und hätte in Führung gehen können. Wir konnten allerdings auch offensiv Nadelstiche setzen und haben besonders in der zweiten Hälfte gut mitgespielt. Das ging im Nachhinein teilweise etwas unter. Unter dem Strich war der Sieg deshalb nicht unverdient. Man darf auch unsere Personalsituation nicht außer Acht lassen. Wegen der vielen Verletzten musste in den Trainingseinheiten vor dem HFC-Spiel sogar mein Co-Trainer Martin Cimander mitspielen. Er saß in Halle auch auf der Bank. Dass wir dann eine solche Leistung zeigen und uns für den betriebenen Aufwand mit drei Punkten belohnen, ist sensationell. Mein Team hat aus der Not eine Tugend gemacht.

Dass es für den ersten Sieg im neuen Jahr reichte, lag auch an einem stark spielenden Kevin Broll. Haben Sie sich bei Ihrem Torwart besonders bedankt?

Nein, das nicht. Es ist sein Job, uns in solchen Spielen den Sieg festzuhalten. Dennoch hat es mich für Kevin sehr gefreut, dass er nach der Verletzung von David Yelldell seine Chance zwischen den Pfosten nutzen konnte. Er hatte schwierige Wochen hinter sich, in denen ihm Fehler unterlaufen sind. Seine Leistung in Halle gibt ihm Selbstvertrauen für die kommenden Wochen.

In der Tabelle steht die SG gut da, ist Tabellenneunter. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Ich bin sehr zufrieden. Vor der Saison hatten uns sicher nicht viele Experten zugetraut, dass wir nach 24 Spielen 34 Punkte auf dem Konto haben. Das ist auch alles andere als selbstverständlich. Wir arbeiten Woche für Woche hart dafür, dass wir nicht in die Abstiegsregion hineinrutschen. Ich bin stolz und glücklich, dieses Team trainieren zu dürfen. Die Mannschaft hat sich im Laufe der Saison extrem positiv entwickelt. Dennoch stehen wir mit beiden Beinen in der Realität und wissen, dass wir noch nichts erreicht haben. Die Tabellensituation ist eine schöne Momentaufnahme – nicht mehr und nicht weniger.

Vor allem offensiv weiß Ihr Team in dieser Saison zu überzeugen. Mit 34 erzielten Toren gehört der Angriff zu den besten Offensivabteilungen der Liga. Woran liegt das?

Das liegt an unserer Mentalität. Wir verteidigen, um angreifen zu können. Außerdem ist es schön zu sehen, dass wir von allen Drittliga-Mannschaften die meisten Tore aus dem Spiel heraus erzielt haben. Das ist auch ein Beweis dafür, dass wir schönen und attraktiven Fußball spielen. Dennoch läuft noch längst nicht alles perfekt. Bei eigenen Standardsituationen müssen wir gefährlicher und effizienter werden.

[box type="info" size="large"]"Nur der Klassenerhalt zählt"[/box]

Der Rückstand auf Relegationsplatz drei beträgt nur zwei Punkte, die Abstiegsplätze sind bereits sieben Zähler entfernt. Schauen Sie mit einem Auge auch nach oben?

Da wir mit beiden Augen nach unten schauen, ist ein Blick nach oben nicht möglich. (lacht) Wir verfolgen zunächst einmal das Ziel, 45 Punkte zu holen. Nichts anderes als der Klassenerhalt zählt. Erst wenn wir das geschafft haben, können wir darüber reden, ob es überhaupt Sinn macht, neue Ziele zu definieren.

Ihr Vertrag in Großaspach läuft noch bis 2018. Was verfolgen Sie mittelfristig für ein Ziel mit der SG Sonnenhof?

Das übergeordnete Ziel wird in Großaspach immer der Klassenverbleib sein. Ich als Trainer möchte aber auch erreichen, dass sich unser Spiel insgesamt verbessert. Das heißt: Seit meinem ersten Tag bei der SG versuche ich, mehr Flexibilität hineinzubringen. Mittlerweile sind wir dazu in der Lage, verschiedene Spielsysteme zu verstehen und zu spielen. Daran werden wir weiter arbeiten. Außerdem müssen wir defensiv stabiler werden. 30 Gegentore nach 24 Spieltagen sind zu viel.

Großaspach ist Ihre erste Station im Profibereich. Zuvor haben Sie vier Jahre den SV Eichede trainiert und ihn zweimal in die viertklassige Regionalliga Nord geführt. Wie groß ist der Unterschied zwischen der 3. und der 4. Liga?

Es kommt auch darauf an, aus welcher Regionalliga-Staffel man in die 3. Liga kommt. Die Regionalliga Nord und die 3. Liga liegen Lichtjahre auseinander. Ich würde behaupten, dass man kaum einen größeren Sprung machen kann, als von der Nord-Staffel in die 3. Liga. Die Qualität im Westen und im Südwesten ist beispielsweise deutlich höher als in der Regionalliga Nord.

[box type="info" size="large"]"Wollen nicht als Initialzündung herhalten"[/box]

Am Samstag steht die Partie gegen Zweitliga-Absteiger FSV Frankfurt auf dem Programm. Der FSV befindet sich in einer Krise und hat im neuen Jahr noch kein Spiel gewonnen. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Eine Mannschaft ist in einer solchen Situation am gefährlichsten. Auch wir hatten vor der Partie in Halle 2017 noch kein Spiel gewonnen. Und dann konnten wir dem HFC die erste Saison-Niederlage vor heimischer Kulisse zufügen. Frankfurt wartet sicherlich auf eine Initialzündung. Damit wir hierfür am Samstag nicht herhalten müssen, tun wir gut daran, voll fokussiert ins Spiel zu gehen und die letzten Ergebnisse des FSV auszublenden.

Wo sehen Sie die Stärken der Mannschaft von FSV-Trainer Roland Vrabec?

Die Mannschaft ist erfahrener als wir und kommt über die Routine. Das kann in entscheidenden Situation von Bedeutung sein. Hinzu kommt, dass der FSV einige individuell starke Spieler hat, die wir nicht zur Entfaltung kommen lassen dürfen. Massimo Ornatelli ist beispielsweise jemand, der bei Standards extrem gefährlich ist.

Wie sieht es personell aus? Hat sich die Lage etwas entspannt?

Zum Glück kehren einige Spieler wieder in den Kader zurück. Neben den zuletzt noch gesperrten Marlon Krause und Jeremias Lorch kann ich auch wieder auf Manfred Osei Kwadwo zurückgreifen. Vielleicht reicht es auch bei Kapitän Daniel Hägele für einen Einsatz. Timo Röttger und Arnold Lechler befinden sich zumindest wieder im Training.

   

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