Osnabrück: Eine in jeder Hinsicht enttäuschende Saison

Zielsetzung verfehlt, Lizenz in Gefahr, Konflikt mit eigenen Fans und eine extrem gefährliche finanzielle Lage – viel enttäuschender hätte die Saison für den VfL Osnabrück nicht laufen können. Beim Zweitligaabsteiger zog sich die schlechte Stimmung wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit – die Leidensfähigkeit der treuen Anhänger wurde so einige Male unter Beweis gestellt. Ein Großteil des Kaders wird den Verein verlassen, ein Umbruch wie die Osnabrücker ihn aus vergangenen Jahren bereits kennen ist abermals garantiert.

Abstieg in der Relegation

Unglücklich rutschte man in die Relgeation gegen Dynamo Dresden, noch unglücklicher stieg man letztendlich in die Drittklassigkeit ab. Es war schon fast ein Spiegelbild des Abstiegs aus dem Jahr 2009, der Kader zählte auch dieses Mal nur 6 Spieler und ein neuer Trainer musste her. Dieser wurde in Uwe Fuchs gefunden, dessen Devise zum Unmut einiger Fans ,,Aufbaujahr“ lautete. Er setzte auf junge, talentierte Spieler und versuchte mit mehr Dynamik, Laufbereitschaft und schnellem Passspiel überzeugen. Diese Tugenden bescherten den Lila-Weißen allerdings nur mickrige sieben Pünktchen aus den ersten sieben Partien und damit Tabellenplatz 15. Das Durchschnittsalter der Mannschaft betrug gerade einmal 22,8 Jahre, somit stellte der VfL das viertjüngste Team der 3. Liga. Sechs Spieltage weiter stellte sich die Situation schon deutlich verbessert da, nachdem man 14 von 18 möglichen Punkten inklusive eines Derbysiegs gegen Münster erreichen konnte und eine Serie von später insgesamt zehn ungeschlagenen Spielen aufstellte – ein Blick auf die Tabelle ließ Rang 5 verlauten.

Der Hauch von Euphorie verschwand

Die zwischenzeitlich aufkommende Euphorie sollte schon bald wieder verschwinden – bis Mitte Dezember konnten die Niedersachsen keinen ,,Dreier“ mehr einfahren und mitten im November stand ausgerechnet noch eine hitzige Jahreshauptversammlung auf dem Plan. Hierfür bildete sich einige Wochen vorher die Faninitiative ,,NfdV“ (Nur für diesen Verein), um die Situation beim VfL ab diesem Zeitpunkt an kritisch zu begleiten. Man stellte zudem einige Anträge und lies folglich eine Art ,,Gegenwind“ aufkommen, den die Vereinsführung nicht unterschätzen sollte. Inzwischen ist man auf einem sehr positiven Weg und im ständigen Kontakt mit dem Verein um für mehr Transparenz und neue Strukturen zu sorgen. Nach den trostlosen und lustlosen Vorstellungen der Mannschaft in den vergangenen Spielen und dem Aus im NFV-Pokal (gegen einen Fünftligisten), der Qualifikation für den DFB-Pokal wurde auch Cheftrainer Uwe Fuchs nach Druck von Fans und Sponsoren nach knapp einem halben Jahr entlassen. Wunschtrainer Claus Dieter ,,Pele“ Wollitz, der kurz zuvor seinen Vertrag in Cottbus auflösen lies konnte zur Freude aller für dreieinhalb Jahre verpflichtet werden. Wollitz sorgte gleich für mächtig Wirbel und etwas mehr Bewegung im Verein als er den Aufstieg als klares Ziel definierte. Im Nachhinein korrigierte er diese aber mit den Begründung man könne den Leuten in Osnabrück nichts anderes verkaufen und es müsse immer das Ziel des VfL sein in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Doch trotz etwas besserer Punktausbeute unter der Regie des neuen Trainers und steigender Formkurve lies man sich die Partien zu leicht aus der Hand nehmen. So wurde beispielsweise ein 2:0-Vorsprung gegen RW Erfurt hergeschenkt und man verlor die Partie am Ende mit 2:3. Auch die nachfolgenden Spiele brachten nicht den gewünschten ,,Ruck“, der die gesamte Region hätte mitreißen können. Ein Faktor dafür sind sicherlich auch die vielen nervenzerrenden Nachholspiele, die das Team bestreiten musste – Die leichte Euphorie war verflogen.

Wirtschaftliche Probleme

Noch war alles möglich und man positionierte sich auf Rang 6 – doch man selbst war über diese noch immer bestehende Chance auf den Aufstieg verwundert. Trotz schlechter Leistungen und mangelnder Erfolgserlebnisse befand man sich noch im Rennen um die vorderen Plätze – die dritte Liga war so ausgeglichen wie nie zuvor.

Mitte März kam die Nachricht, dass der VfL Osnabrück die Saison mit einem Minus von ungefähr 500 000 Euro abschließen wird. Fragen über Fragen entstanden, vor allem die Frage ,,Wie konnte das passieren?“ stellte sich in Kreisen der Anhängerschaft immer öfter. Man zog im DFB-Pokal im Jahr 2009 bis ins Viertelfinale ein und konnte somit hohe Einnahmen verbuchen. Eine Fehlkalkulation des Zuschauerschnitts (zweibester der Liga) und erhebliche Einbrüche im Merchandising sowie im Catering sollen für das Minus der abgelaufenen Saison verantwortlich sein.  Auch die Steuerfahndung (Vorwürfe entstanden nach der Relegation gegen Dresden) steht noch im Raum weil intensiv wegen des Verdachts einer Steuerhinterziehung ermittelt wird. Der VfL muss in diesem Fall wahrscheinlich mit einer Steuernachzahlung rechnen, deren Summe sicherlich nicht zu unterschätzen sein wird.

Die Hoffnung war endgültig dahin

Auch in sportlicher Hinsicht gelang der spürbar verunsicherten und zum Teil lustlos wirkenden Mannschaft weiterhin nicht viel Gutes. Nach Niederlagen gegen Offenbach und Burghausen war man quasi im Mittelmaß der dritten Liga versunken und musste sich mit dem 10. Tabellenrang abfinden.  Die für die Region so bedeutende Derbyschlacht gegen die Preußen verlor man ohne großen Einsatz mit 0:1 – und einen Großteil der Fans ebenfalls. Ein Banner mit der Aufschrift ,,Derbyversager“ hing auch nach zwei Partien nach der Pleite noch am Zaun der VfL-Fans, welches die kampflose und leidenschaftslose Vorstellung des Teams nicht einfach so vergessen lassen sollte. Ein Stimmungsboykott im Heimspiel gegen den SV Babelsberg 03 ohne jegliche Anfeuerung und materieller Unterstützung (Fahnen, usw.) folgte und vermieste die ohnehin schon schlechte Stimmung noch ein Stückchen mehr.  Als einige Spieltage vor Ende der jetzt schon verkorksten Saison die Chance auf den Aufstieg verpuffte gelang wenigstens ein halbwegs versöhnlicher Abschluss, indem man noch vier Siege aus den letzten fünf Auftritten erreichen konnte. In der Tabelle belegen die Lila-Weißen allerdings trotzdem einen schlichtweg enttäuschenden siebten Platz und werden sich über die noch nie so groß gewesene Möglichkeit zum Aufstieg ärgern, obwohl sie mit Blick auf die Saison sicherlich nicht verdient hätten.

Lizenz in Gefahr – mal wieder

Als ob der Verein nicht schon genug Probleme zu lösen hätte kommt nun die Herkulesaufgabe der Lizensierung. Wie so oft muss der Verein möglichst schnell versuchen, die nötige Liquiditätsreserve für die kommende Spielzeit zusammenzukratzen, um die Lizenz zu sichern. Diese Aufgabe scheint dieses Jahr schwieriger als zuvor, denn man hat bereits an der Reserve der letzten Saison ,,geknabbert“. Waren es damals noch knapp eine Million Euro, sind es nun ungefähr 1,6 Millionen, die es aufzubringen gilt. Die Führungsriege ist schon länger in Gesprächen mit neuen potenziellen Sponsoren (z.B. Volkswagen) und auch der Verkauf von Stadionimmobilien steht zur Debatte um schlussendlich bis zum 31. Mai die nötige Summe zu stemmen.  Um in der nächsten Saison das ausgegebene Ziel ,,Aufstieg“  erreichen zu können Bedarf es ebenfalls finanzieller Mittel für die Zusammenstellung eines aufstiegsfähigen Kaders, den sich Cheftrainer Wollitz natürlich gerne wünscht. Alles in allem ist es eine schlichtweg enttäuschende Saison in jeder Hinsicht für den gesamten Verein – eine Saison, die sich niemand in Osnabrück nochmals wünscht und die sich der VfL wohl auch nicht wieder erlauben kann, wenn man nicht in der Bedeutungslosigkeit wie so viele Traditionsvereine zuvor verschwinden möchte.

Bleibt abzuwarten wie sich die Situation in den nächsten Wochen bei den Niedersachsen entwickelt und ob dank eines Verkaufs von Immobilien und Verbuchung neuer Sponsoren Prioritäten gesetzt werden können. Ebenfalls muss das Vertrauen der Fans auf den ausstehenden Veranstaltungen (außerordentliche Mitgliederversammlung im Juni, Infoveranstaltung bezüglich einer Ausgliederung) zurückgewonnen werden, sodass der altbekannte Zusammenhalt wieder in die Hasestadt einkehrt und man mit einem positiven Gefühl in eine hoffentlich erfolgreichere Saison geht….vielleicht mit dem Aufstieg als Krönung des Neuanfangs.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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