Paderborn: Niederlage in Frankfurt ist ein dicker Denkzettel

Auch nach 13 Spieltagen ist rund um den SC Paderborn weiterhin eine große Unruhe spürbar, noch immer wirkt der direkte Durchmarsch von der Bundesliga in die 3. Liga nach. Die 0:3-Niederlage beim FSV Frankfurt stellt derweil einmal mehr einen deutlichen Denkzettel dar – und das nicht einmal nur aufgrund der Abwehr, die ihrem Namen nicht verdient. Ein Kommentar.

"Defensive Stabilität"? Fehlanzeige!

Ein Sieg gegen Großaspach und ein torloses Unentschieden gegen Halle: Vom Papier her befand sich der SCP nach den letzten beiden Spielen auf dem richtigen Weg, doch die Realität sieht anders aus. Schon das 0:0 gegen den HFC war mehr als glücklich, da die Hintermannschaft der Ostwestfalen auch nach einem Drittel der Saison immer noch nicht verstanden hat, wie Abwehrarbeit in der 3. Liga und generell im Fußball funktioniert. Vor allem das Stellungsspiel ist nach wie vor eine Katastrophe. Vieles basiert auf Zufall und Glück, eine Struktur ist nicht zu erkennen. Umso überraschender war es, dass Trainer René Müller nach der Halle-Partie von einer "defensiven Stabilität" sprach, auf die man aufbauen könne. Beim Spiel in Frankfurt wurde der 42-Jährige dann Augenzeuge, wie sehr seine Mannschaft auf die herbei geredete Stabilität aufgebaut hat – nämlich gar nicht. Genau wie in den Wochen davor präsentierte sich der SCP im Abwehrverbund desolat. Beim 1:0 wurde Massimo Ornatelli vollkommen frei gelassen, sodass dieser Fabian Schleusener in Szene setzen konnte. Gleich drei Paderborner standen zwar in seiner unmittelbaren Nähe, verhindert haben sie den Torschuss aber nicht. Auch beim dritten Frankfurter Treffer präsentierte sich die SCP-Defensive nicht drittligatauglich. Bentley Baxter Bahn sah sich zwar zwei Gegenspielern ausgesetzt, doch erneut verteidigten die Schwarz-Blauen unzureichend bzw. gar nicht – 25 Gegentore wurden über diese Weise bereits gefangen.

Warum die Niederlage ein deutlicher Denkzettel ist

Die 0:3-Niederlage in Frankfurt sollte daher einmal als echter Denkzettel verstanden werden. Denn: Als der SC Paderborn am 12. Juni, also nur 28 Tage nach dem Abstieg, als erster Drittligist das Training aufnahm, hatte der FSV Frankfurt weder einen Trainer geschweige denn einen Neuzugang unter Vertrag. Warum das ein Denkzettel ist? Nun, Paderborn startete Mitte Juni bereits mit sieben (!) Neuzugängen, vier weitere kamen bis Ende August hinzu – Frankfurt verpflichtete im selben Zeitraum 19 (!) neue Spieler und musste diese vergleichsweise spät integrieren. Erst Anfang Juli stand der Kader einigermaßen. Die Vorbereitung der Hessen auf die neue Spielzeit war im Vergleich zum SCP also erheblich erschwert, dennoch sind die Bornheimer mittlerweile seit sieben Partien ohne Niederlage und stehen in der Tabelle klar vor dem SCP – ein Denkzettel. Und: Nur 13 Mal musste FSV-Keeper Sören Pirson bislang hinter sich greifen. Paderborn kassierte im selben Zeitraum fast doppelt so viele Gegentore. Und das, obwohl René Müller bis zum vergangenen Samstag unglaubliche 138 Tage (!) Zeit hatte, die Abwehr auf Drittliga-Format zu bringen. Trainerkollege Roland Vrabec musste mit deutlich weniger Zeit auskommen, scheint seine Mannschaft aber wesentlich besser eingestellt zu haben. Die Partie in Frankfurt war für Paderborn somit Anschauungsunterricht aus erster Reihe.

Luft für Müller wird dünner

"Wir sind wahnsinnig enttäuscht", äußerte sich Müller nach der Partie, meinte aber auch: "Diese Leistung war in den vergangenen Spielen nicht vorhersehbar." Eben doch! Warnzeichen wie aus dem Spiel gegen Regensburg wurden überhört, selbst die schwache Abwehrleistung gegen Halle wurde nicht richtig eingeordnet. Und so kommt es, dass die Fans beim Blick auf die Tabelle schon wieder zittern müssen. Lediglich vier Punkte liegt der Bundesliga-Aufsteiger von 2014 vor dem ersten Abstiegsplatz. Den Anhängern dürfte es fast schon unangenehm sein, dass die Sportfreunde Lotte, die bislang eine herausragende Saison spielen und auf Platz 4 stehen, ebenfalls nur vier Punkte entfernt sind. Doch auch wenn der Weg nach oben überraschend kurz ist, sollte man sich in Paderborn keine falschen Hoffnungen machen. Denn mit einer derart desolaten Abwehrleistung wird maximal der Klassenerhalt möglich sein. Dass man den Fans dieses Ziel nach zwei Abstiegen in Folge jedoch nicht verkaufen kann, dürfte auch René Müller inzwischen immer deutlicher merken. Jede Niederlage lässt die Kritik am Ex-Profi lauter werden, viele Anhänger fordern bereits seit Wochen seine Entlassung. Und bekommt der 42-Jährige die Stellungsfehler der Abwehr nicht bald in den Griff, dürfte der Rauswurf in Kürze Realität werden. Es fehlt nur noch ein einziger Tropfen, um das Geduldsfass der Fans endgültig zum Überlaufen zu bringen …

 

   

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