Pannewitz über Absturz: "Würde einiges anders machen"
Als Kevin Pannewitz für Hansa Rostock spielte und 2012 zum VfL Wolfsburg wechselte, galt er als eines der größten deutschen Talente. Doch anschließend ging es für den heute 28-Jährigen steil bergab, zwischenzeitlich reichte es nicht mal für die 6. Liga. Und auch bei Carl Zeiss Jena flog Pannewitz vor einem Jahr raus. In einer Talkshow sprach er nun über seinen steilen Absturz.
Ein "exzessives Leben"
Keine Frage: Aus Pannewitz hätte ein Bundesliga-Spieler werden können – darüber waren sich Fans und Experten einig. Problem: Mit der Disziplin nahm es der talentierte Kicker selten genau: "Ich habe mit 17, 18 Jahren ein exzessives Leben kennengelernt und war drei-, viermal die Woche in der Nacht unterwegs. Das ist als Jungprofi nicht das Beste", sagte Pannewitz in der RTL-Talkshow "Marco Schreyl", wo er am Mittwoch mit seiner Partnerin Jill Jeckl zu Gast war (hier die Sendung zum Nachschauen). Das Thema: "Achterbahnleben – zwischen Ruhm und Absturz."
Besser lässt sich das Leben des früheren Rostockers kaum beschreiben. Einst von Felix Magath nach Wolfsburg geholt, fand er sich vier Jahre später nur noch in der sechstklassigen Brandenburg-Liga wieder. Doch nicht einmal dafür reichte es. Um sich finanziell über Wasser halten zu können, schleppte Pannewitz für eine Speditionsfirma Kühlschränke und schloss Waschmaschinen an. Zudem arbeitete er als Hausmeister. Die Profikarriere schien beendet. In Jena bekam er im Sommer 2017 dank seines Schwagers Timmy Thiele nochmal die Chance, nutzte aber auch diese nicht. Im Januar 2019 wurde er aufgrund neuerlicher Gewichtsprobleme fristlos gekündigt.
"Bereue es nicht"
"Ich war zu naiv und habe immer gesagt: Ich kann Fußball spielen", gestand Pannewitz ein. Doch dass Talent allein nicht reichte, musste er schnell feststellen: "Ich habe nicht realisiert, dass ich in der Öffentlichkeit stand. Ich hatte mit Jungs zu tun, die mir das vorgelebt haben." Offen gab der 28-Jährige zu: "Ich hatte eine "Egal"-Einstellung." Diese wurde ihm schon zu Rostocker Zeiten zum Verhängnis, mehrmals wurde er suspendiert. "Aber ich bereue es nicht. Doch wenn ich heute zurückblicke, würde ich einiges anders machen."
Dass Pannewitz sein Leben lange Zeit nicht in den Griff bekam, lasten viele auch seiner Freundin an: "Oft wurde die Schuld bei mir gesucht. 'Schließ doch mal den Kühlschrank zu oder koche ihm was‘ wurde immer gesagt. Aber ich kann ihm ja nicht vorschrieben, was er zu machen hat." Jill gab ihm aber Kraft: "Sie hat immer auf mich aufgepasst", so der Ex-Profi.
"Glücklicher" Kreisliga-Spieler
Mittlerweile ist Pannewitz, der einst 120 Kilo wog, "ein glücklicher" Mensch wie er selbst sagt. "Ich bin nicht enttäuscht. Immerhin habe ich viel erlebt." Seit Oktober ist Pannewitz für den FC Amed aktiv. Ein kurdischer Klub, der in der Kreisliga spielt. Geld bekommt er nach eigenen Angaben nicht. "Doch es macht einfach Spaß." Achtmal stand er für den Verein aus der 9. Liga bisher auf dem Platz – dabei gelangen ihm drei Tore.
Doch trotz des großen Absturzes blickt Pannewitz mit einem Lächeln auf seine frühere Karriere zurück: "Es war ein Traum, den ich leben durfte. Daher habe ich eigentlich nur schöne Erinnerungen an die Zeit." Der 28-Jährige hat sich verändert: "Früher stand er sich oft selbst im Weg. Inzwischen ist er nachdenklicher und ruhiger geworden", sagt seine Freundin. Während seine langjährige Partnerin als Polizistin arbeitet, geht Pannewitz keinem geregelten Job nach. "Mein Beruf ist: Ich komme schon irgendwie klar." Eine Sichtweise, die sich über die Jahre nicht verändert hat.