Pascal Testroet vor Derby: "Wir fahren dorthin, um zu gewinnen"
Kurz vor Ende der Transferperiode im Sommer 2013 verschlug es Pascal Testroet als 16. Neuzugang von Arminia Bielefeld zum Nachbarn VfL Osnabrück. Der Stürmer wechselte auf Leihbasis bis Saisonende und konnte bislang trotz einiger Verletzungen die zweitmeisten Tore für den VfL erzielen. Im Interview mit liga3-online.de Redakteur Daniel Rynio spricht der 23-Jährige Angreifer der Lila-Weißen über seine Jugend bei renommierten Bundesligateams, das anstehende Derby bei Preußen Münster und über lilafarbene Trikots.
liga3-online.de: Herr Testroet, in Ihrer Jugend waren Sie für den Bundesliganachwuchs von Schalke 04 und Werder Bremen aktiv, 2009 wurden Sie sogar Torschützenkönig der Junioren-Bundesliga Nord/Nord-Ost. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Pascal Testroet: Durch die Jahre beim FC Schalke 04 und beim SV Werder Bremen habe ich vor allem eine taktisch gute Ausbildung, weil ich von klein auf das Fußballspielen professionell beigebracht bekommen habe. Es war auf jeden Fall eine tolle Zeit, die mir niemand mehr nehmen kann und die einen bereits Erfahrungen im Profibereich gebracht hat.
Können Sie sich noch an Spieler erinnern mit denen Sie zusammen gekickt haben, die den Sprung in höherklassige Ligen geschafft haben?
Carlos Zambrano (Eintracht Frankfurt), Levan Kenia (Fortuna Düsseldorf) oder Lennart Thy (St. Pauli) beispielsweise, um nur drei zu nennen. Wir waren immer sehr nah an den Profis und durften teilweise bei der ersten Mannschaft mittrainieren, sodass ich auch mit Manuel Neuer und Mesut Özil auf dem Trainingsplatz stand. Auch Julian Draxler kenne ich aus dieser Zeit, auch wenn er noch eine Altersklasse unter mir war.
Am letzten Spieltag der Saison 2010/2011 haben Sie ihren damaligen Trainer Thomas Schaaf dafür kritisiert, dass Sie trotz großer Personalsorgen keine Einsatzchance erhielten. Daraufhin folgte die Suspendierung. Wie blicken Sie mit etwas Abstand darauf zurück – haben Sie sich dadurch eventuell einen Karrieresprung verbaut?
Rückblickend war das damals nicht clever von mir, aber das ist längst vergessen. Eine Chance habe ich mir dadurch nicht verbaut, da ich zu dem Zeitpunkt bei Kickers Offenbach schon einen Vertrag unterschrieben hatte.
Bisher konnten Sie in 16 Ligaeinsätzen sieben Treffer verbuchen, nur ihr Sturmkollege Adriano Grimaldi traf noch ein paar Mal öfter ins Eckige. Wie ist das Verhältnis zu ihm? Können Sie ihn in der Restspielzeit vielleicht noch einholen?
Zu Adriano habe ich ein sehr gutes Verhältnis, wir harmonieren zusammen. Die 16 Spiele sind nur meine totale Einsatzzeit, da kommen eben auch einige Partien hinzu, in denen ich aufgrund von Einwechslungen nicht über volle 90 Minuten gespielt habe. Ich würde mich freuen, wenn ich Adriano noch überholen würde, aber wenn wir am Ende beide 15 Treffer hätten wäre ich auch zufrieden (lacht). Sicherlich werde ich alles geben, denn Tore sind nicht nur für mich persönlich wichtig, sondern auch für den Erfolg der Mannschaft – und der steht ganz klar im Vordergrund.
Können Sie sich vorstellen zusammen mit Grimaldi ein Sturmpaar zu bilden?
Ich denke, dass er eher der große, wuchtige Typ ist, der über die langen Bälle kommt und ich eher der spielerische, der über die Schnelligkeit agiert und die Lücke um den Gegenspieler herum erkennt. Wir haben ja auch bereits einige Spiele erfolgreich zusammen bestritten, von daher kann ich mir die Konstellation immer gut vorstellen.
Am Samstag steht nun das vor allem von den Fans ersehnte Derby bei Preußen Münster an. Ist es, wie der Ex-VfL-Trainer Claus-Dieter Wollitz einst formulierte, ,,ein Spiel wie jedes andere“ oder ein besonderes Highlight?
Es ist selbstverständlich ein absolutes Highlight für alle Beteiligten. Es ist das außergewöhnlichste Spiel im Jahr – vor allem mit der Stimmung und den ganzen Geschichten, die wieder ausgepackt werden. Das Stadion wird ausverkauft sein und man freut sich einfach riesig darauf. Im Enddefekt geht es zwar auch nur um drei Punkte, aber drei Punkte in diesem Spiel können mehr bedeuten als in einer anderen Partie, da ein Derbysieg zusätzlichen Schwub geben kann.
Muss die klare Zielsetzung für das Derby nach zuletzt vier sieglosen Duellen in Folge nicht sein, einen ,,Dreier“ einzufahren?
Es kommt ja immer auch auf den Spielverlauf an, aber wenn wir so spielen wie gegen Halle, bin ich davon überzeugt, dass wir dort gewinnen können. Wobei man sagen muss, dass Münster eine klasse Mannschaft hat, die aktuell scheinbar wieder zu alter Stärke zurückfindet. Aber wir fahren dorthin, um zu gewinnen, das ist klar.
Die Rivalität zwischen beiden Klubs ist außerordentlich hoch. Ist der Anreiz gegen Münster zu gewinnen dann eventuell noch einen Tick größer als beispielsweise gegen Elversberg?
Der Anreiz ist immer hoch, natürlich möchten wir jedes Spiel gewinnen. Durch die besondere Bedeutung des Spiels, werden durch die Fans immer ein paar Prozentpunkte mehr herausgekitzelt. Die Unterstützung beflügelt uns.
Wie nimmt man die teils hitzige Atmosphäre auf dem Platz wahr?
Wir haben schon mitbekommen, dass uns die Fans im letzten Heimspiel gegen Halle mit Gesängen wie ,,Wir wollen den Derbysieg“ unterstützt haben. Die Stimmung ist ja sowieso extrem laut und zusammen mit den Choreografien gibt das noch mal mehr Selbstvertrauen.
Bis zum Saisonende sind Sie noch an den VfL ausgeliehen. Sie haben bereits verlauten lassen, dass sie gerne wieder zur Arminia zurückkehren. Ist ein Vertrag in Osnabrück überhaupt eine Option und haben bereits Vertragsgespräche stattgefunden?
Die Sache liegt ja gar nicht in meiner Hand, da ich ausgeliehen bin. Fakt ist, dass ich mich wohlfühle in Osnabrück, aber dies eben auch in der letzten Saison bei Arminia Bielefeld der Fall war und ich dort eben einen Vertrag für die kommende Spielzeit besitze. Stand jetzt sind keine Gespräche mit dem VfL geführt worden, aber ich denke, dass unser Trainer Maik Walpurgis auf mich baut und sicherlich Gespräche geführt werden.
Wie muss man sich eine Trainingswoche vor dem Derby vorstellen?
Wir haben unsere Trainingswoche von den Einheiten und Inhalten bisher ganz normal aufgebaut. Man merkt jedoch, dass jeder noch mehr um seinen Platz kämpft, weil jeder in diesem Derby unbedingt dabei sein möchte. Es ist einfach das Spiel der Spiele und deswegen ist die Anspannung automatisch höher als gewöhnlich.
Der SC Preußen Münster ist mit großen Ambitionen gestartet und dann tief gefallen. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Es ist, wie schon erwähnt, eine klasse Mannschaft mit tollen Spielern, wenn ich nur an Taylor, Masuch, Bischoff, Kara oder Piossek denke. In der Winterpause haben sie sich zudem noch mit Pischorn und Benyamina verstärkt. Das sind alles Namen mit individuellen Stärken und hoher Qualität. Es hat vor der Saison keiner mit der aktuellen Platzierung gerechnet. Wir können befreit aufspielen und haben schon das eine oder andere Mal für eine Überraschung gesorgt. Vorde dem Derby, ist wie vor jedem anderen Spiel, alles auf null gestellt. Es geht nicht darum, ob man vorher Erster oder Letzter war, sondern darum, alles zu geben.
Was war ihr bisher schönster Moment im Trikot der Lila-Weißen?
Mir fallen gleich zwei schöne Momente ein. Gegen Holstein Kiel, als ich direkt nach vier Minuten das 1:0 erzielen konnte und natürlich mein Hattrick innerhalb von 17 Minuten gegen Unterhaching. So etwas kommt nicht alle Tage vor. Aber auch letzte Woche gegen Halle, wo ich nach meiner schwierigen Vorbereitung nach wenigen Minuten das 1:0 gemacht habe, war ein schöner und vor allem wichtiger Moment.
Was zeichnet den VfL als Traditionsklub im Vergleich zu anderen Vereinen aus?
Die ganze Stadt lebt diesen Klub. In Osnabrück zählt nur der VfL. Auch bei schiwerigen Situationen innerhalb des Vereins, geht der Klub seinen Weg weiter. Außerdem ist die besondere Stimmung in der osnatel ARENA ein echtes Markenzeichen im Vergleich zu vielen anderen Vereinen. Und Lila tragen auch nur die wenigsten… (lacht).
Am Samstag um 15:50 Uhr hat der VfL Osnabrück …
… einen Auswärtssieg mehr und feiert mit den Fans vor unserer Kurve.
Vielen Dank für das Interview!
FOTOS: Flohre Fotografie