Paukenschlag! Bierofka schmeißt bei 1860 München hin
Das ist ein echter Hammer! Trainer Daniel Bierofka hat sein Amt beim TSV 1860 München am Dienstag mit sofortiger Wirkung niedergelegt – und damit auf die Querelen der letzten Wochen reagiert. Zuerst hatten "Bild" und "Kicker" darüber berichtet. Am Abend bestätigte der Verein das Ende der Zusammenarbeit per Pressemitteilung.
"Es ging einfach nicht mehr"
Am Vormittag leitete der 40-Jährige noch das Training, anschließend informierte er die Mannschaft über seine Entscheidung und verließ das Trainingsgelände mit Tränen in den Augen. "Es ging einfach nicht mehr", soll Bierofka laut "dieblaue24" gesagt haben, als er um kurz nach 14 Uhr vom Parkplatz an der Grünwalder Straße 114 fuhr. Der zurückgetretene 1860-Coach soll laut dem Fan-Magazin einen Auflösungsvertrag unterschrieben haben – wegen unüberbrückbarer Differenzen mit der Vereinsführung und den beiden Geschäftsführern. Eigentlich lief sein Arbeitspapier noch bis 2022.
Dass Bierofka tatsächlich hinschmeißt, kommt zwar durchaus überraschend – deutete sich in den vergangenen Tagen aber bereits an: "Lange schaue ich mir das nicht mehr an", hatte sich Bierofka am Samstag im Anschluss an das Heimspiel gegen Viktoria Köln darüber echauffiert, dass Interna an die Öffentlichkeit gelangt waren. Konkret ging es um angeblich unzufriedene Spieler, eine falsche Trainingssteuerung und einen fehlenden "Plan B" – der "Kicker" hatte am Donnerstag darüber berichtet.
Fehlende Wertschätzung
Dabei war es weniger die Kritik an seiner Arbeit, sondern vielmehr die undichte Stelle, die Bierofka in Rage brachte. "Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert", ärgerte sich der Löwen-Coach über die Informationen, die aus dem "inneren Kreis des Vereins" scheinbar gezielt nach außen getragen wurden – um dem Löwen-Coach zu schaden? Bierofka zog sich daraufhin für zwei Tage aus der Öffentlichkeit zurück – und traf am Montag die Entscheidung, sein Amt niederzulegen.
Schon Anfang September hatte eine Pressemitteilung des Vereins für Wirbel gesorgt, wurde darin vor dem Hintergrund des Sparkurses doch unter anderem Bierofkas für Drittliga-Verhältnisse angeblich hohes Gehalt thematisiert. Wie zudem zu hören ist, vermisste Bierofka von Teilen des Vereins die Wertschätzung für seine Arbeit. Nicht zuletzt befeuert durch eine weitere Passage in besagter Pressemitteilung: "Der TSV 1860 München hat vor Daniel Bierofka existiert und er wird es auch nach ihm tun." Auch die Aussage, dass es ihm niemand verdenken könne, wenn er die Offerte eines höherklassigen Vereins annehmen würde, zeugte nicht von voller Rückendeckung. Weil der gebürtige Münchner Werte wie Loyalität und Vertrauen nicht mehr gegeben sah, dachte er bereits am Ende der vergangenen Saison über einen Rücktritt nach – entschied sich aber dagegen.
Ismaik spricht von Mobbing
Investor Hasan Ismaik reagierte am Mittag via Facebook auf die jüngsten Entwicklungen beim TSV 1860 und fand deutliche Worte: "Ich bin entsetzt, mit welchen Methoden Daniel Bierofka beim TSV 1860 beschädigt wird", schrieb der Jordanier. "Seit Monaten wird unser Trainer gemobbt. Für mich ist das eine Schande, die ich nicht in Worte fassen kann." Ismaik forderte die verantwortlichen Personen, die 1860 mit einer "hinterhältige Taktik ganz bewusst schaden wollen" auf, sich zu erkennen zu geben und die Gründe für ihr "feiges Handeln" zu nennen.
Zudem schrieb der Mehrheitsgesellschafter: "Ich hoffe, dass denjenigen bewusst ist, was sie mit ihrer Diskreditierung Bierofkas anrichten, wenn er den Verein verlässt." Viele Spieler seien ausschließlich wegen ihm zu 1860 gewechselt, weil sie unter ihm arbeiten wollen. Zudem würden 99 Prozent der Fans geschlossen hinter Bierofka stehen, so Ismaik weiter. Am Abend traf sich der Investor Bierofka: "Leider konnte ich ihn nicht mehr umstimmen. Es wird schwer die Lücke, die Daniel hinterlässt, zu schließen."
1860 verliert Identifikationsfigur
Mit Bierofka verliert der TSV 1860 nun eine Identifikationsfigur. Bereits als Spieler war der gebürtige Münchner für den TSV 1860 aktiv und bestritt zwischen 2000 und 2002 sowie von 2007 bis 2014 insgesamt 219 Spiele – darunter 55 in der Bundesliga und fünf im UEFA-Cup. Nach dem Ende seiner Karriere im Sommer 2014 trainierte er mehrere Jugendmannschaften und übernahm im Februar 2015 die zweite Mannschaft. Immer wieder fungierte Bierofka als Interimstrainer der Profis, stieg im Februar 2017 zum Co-Trainer auf und ist seit Sommer 2017 Chefcoach.
Auf Anhieb führte der 40-Jährige die Löwen nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga im Jahr 2017 zurück in den Profifußball. 1860 ohne Bierofka? "Das ist ehrlich gesagt nicht vorstellbar für mich", sagte Sascha Mölders nach dem Spiel gegen Köln. Nun ist es Realität. Wer künftig auf der Trainerbank sitzen wird, ist offen. Vorerst wird Co-Trainer Oliver Beer die Mannschaft betreuen. "Die Entscheidung des Trainers hat auch uns überraschend getroffen", so Sport-Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel. "Wir werden nun in den nächsten Tagen akribisch den Markt sondieren. Eine Lösung mit mir an der Seitenlinie wird es nicht geben, das gebührt der Respekt vor Daniel."