Personalplanung in Halle im Check: Wer geht, wer bleibt?

Während die Saison 13/14 so langsam die Endphase einläutet, die Aufstiegspositionen nahezu vergeben sind und lediglich im Abstiegskampf noch um jeden Punkt gekämpft wird, laufen in den Büros der sportlichen Leiter die Personalplanungen auf Hochtouren. Auch beim HFC sind so einige Vertragsverlängerungen offen, sage und schreibe zwölf (Leih-)Verträge laufen zum Saisonende aus. Immerhin: Aufgrund der bemerkenswerten Leistungen der Mannschaft nach der Winterpause wurde der Kontrakt von Trainer Sven Köhler, hinter Union Berlins Uwe Neuhaus immerhin der zweitdienstälteste Trainer im deutschen Profifußball, um zwei weitere Jahre verlängert. Trotzdem stehen vor allem Fragezeichen hinter den Leihspielern, die liga3-online.de im Folgenden auf ihre Wahrscheinlichkeit beim HFC zu bleiben analysieren wird.

Pierre Becken

Der sympathische Allrounder trat zuletzt sowohl als rechter Verteidiger, als auch als defensiver Sechser auf, lediglich in der Innenverteidigung, seiner Stammposition, war bisher in der laufenden Saison kein Platz für ihn. Neben Beckens Vielseitigkeit schätzt Sven Köhler am gelernten Mittelstürmer vor allem seinen Kampfesgeist und sein Arbeitspensum. Nachdem Becken sich in seiner Premierensaison beim HFC zweimal hintereinander den Mittelfuß brach, arbeitete sich der 26-Jährige mühsam im Training wieder in die Mannschaft und empfahl sich mit guten Leistungen in der Oberligamannschaft des HFC für einen Platz in der Stammelf. Momentan ist Becken in der Defensive erster Einwechsler, egal auf welcher Position. Allein für die Dichte der Mannschaft wird man aber tendenziell mit ihm verlängern. Wahrscheinlichkeit: 70%

Sören Bertram

Bertram begann die Saison als Stammspieler auf der linken Außenbahn, verlor aufgrund starker Leistungen seiner Konkurrenten zwischenzeitlich aber immer wieder mal seinen Platz. Mit neun Toren ist er neben Timo Furuholm zwar Halles bester Torjäger, allerdings schöpft Bertram nicht immer sein Potenzial vollends aus, was Sven Köhler vor allem in der Hinrunde monierte. Momentan ist Bertram, dessen Vertrag in Bochum noch ein Jahr läuft, wieder Stammspieler. Eine Weiterverpflichtung hängt auch zu einem nicht unwesentlichen Teil davon ab, ob der VfL mit sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze noch einmal ins Straucheln gerät. Hält Bochum die Klasse, würde man Bertram wohl kaum den Weg nach Halle versperren. Wahrscheinlichkeit: 50%

Pierre Kleinheider

Kleinheider spielt eine überragende Saison und ist, nach dem Saisonstart als Nummer 2, nun Halles unangefochtener Stammtorhüter. Der 24-Jährige spielt fast fehlerfrei und dirigiert neben Kapitän Daniel Ziebig zudem immer sicherer die Verteidigung. Vertragsgespräche sollen in der vergangenen Woche bereits stattgefunden haben, fast alles spricht dafür, dass man verlängern wird. Fast? Nun, beide Parteien sind für sich in einer komfortablen Verhandlungsposition. Aus Kleinheiders Ecke war zuletzt zu vernehmen, dass auch andere Vereine am jungen Torhüter interessiert seien, was aufgrund seiner überragenden Leistungen nicht unwahrscheinlich ist, der HFC wiederum hat mit Dominik Kisiel einen fast gleichwertigen Keeper auf der Bank, sodass die Vertragsverlängerung nicht um jeden Preis geschehen muss. Trotzdem wird Kleinheider zu 90% wohl beim HFC bleiben. Bei Halles Nummer 3 Franco Flückiger wird entscheiden, wie wohl sich der 23-Jährige in seiner Rolle als dritter Torhüter fühlt. Flückiger zeichnete sich als geduldiger Sportsmann aus, hatte aber bei seiner Vertragsverlängerung im vergangenen Sommer gehofft, zumindest als Halles Nummer 2 auf der Bank zu sitzen. Hinter Kisiel und Kleinheider ist er momentan chancenlos, nicht unwahrscheinlich, dass er eine Liga tiefer sein Glück versuchen wird. 35% .

Patrick Mouaya

„Ain’t no sunshine, when he’s gone.“ So oder so ähnlich könnte man argumentieren, wenn es um die Vertragsverlängerung von Patrick Mouaya beim HFC geht. Der 29-Jährige spielt seine fünfte Saison beim HFC und irgendwie kommt Sven Köhler auch nach langen Verletzungen des Kongolesen nicht umhin, immer wieder, auch in der 3. Liga, auf ihn zu bauen. Dabei ist Strahlemann Mouaya nicht nur die personifizierte gute Laune im Team, sondern sich auch nicht zu schade, saftig in die Tacklings zu gehen. Wie Köhler selbst, ist Mouaya eine Symbolfigur für den sportlichen Aufstieg der Hallenser. Bereits in der Regionalliga dirigierte Mouaya zusammen mit Torwartlegende Darko Horvat die Defensive, mit seiner langersehnten Rückkehr nach der Winterpause ging fast zeitgleich die Stabilisierung der davor wackligen HFC-Verteidigung einher. Zudem ist Mouaya rein charakterlich hinter Daniel Ziebig und Maik Wagefeld, dessen Zukunft weiter in den Sternen steht, ein Kandidat für die Kapitänsbinde. Trotzdem hängt seine Vertragsverlängerung auch mit der Zukunft von Kollege Kristian Kojola zusammen, dessen Kontrakt ebenfalls ausläuft. Kojola war ein Garant für die stabile Rückrunde 2013, baute dann zwischenzeitlich aber merklich ab und verlor seinen Stammplatz an Mouaya. Vor allem die fehlende Beweglichkeit der zwei Innenverteidigerochsen Kojola und Franke führte gegen flinke, dribbelstarke Gegenspieler zu teils kuriosen Verfehlungen im Defensivbund, die Mouaya mit seiner etwas wendigeren Physis ausbügeln konnte. Trotzdem: Fällt Franke aus, fehlt ein Verteidigerhüne. Kann sich Kojola also mit einem etwas unsicheren Beschäftigungspensum anfreunden, liegt die Wahrscheinlichkeit seiner Weiterbeschäftigung bei 55%. Mouaya hingegen ist fester Bestandteil des HFC und bleibt wohl zu 75%.

Anton Müller

Müller stellte zu Saisonbeginn das offensive Gegenstück zu Pierre Becken dar: In der Offensive vielfältig einsetzbar, und teilweise sogar als Kreativpart auf der Sechs aufgestellt, schaffte der 30-Jährige es allerdings auf keiner Position, sich für einen langfristigen Stammplatz zu empfehlen, was mit zunehmender Genesung oder spielerischer Festigung der Mitspieler langfristig dazu führte, dass Müller sich auf der Bank wiederfand. Sein Abschied gilt als beschlossen. 0%.

Francky Sembolo

Sembolo ist DIE Entdeckung der Rückrunde. Kaum ein Winterneuzugang schlug ähnlich brachial ein, wie der Kongolese, zudem versprüht er ähnlich viel gute Laune, wie sein Landsmann Patrick Mouaya. Der HFC hat mit ihm also schon jetzt alles richtig gemacht. Bleibt nur die Frage nach einer festen Zukunft an der Saale. Anders als bei Timo Furuholm ein Jahr zuvor hat sich Sembolo bisher nicht klar zum HFC bekannt. Er sei zwar sehr zufrieden hier, werde aber nach Saisonende vorerst nach Bielefeld zurückkehren, hieß es zuletzt von seiner Seite aus. Auf der Alm hat er allerdings nach aktuellem Stand keine Zukunft, was sich womöglich jedoch schlagartig ändern könnte, wenn die Bielefelder den bitteren Weg zurück in die 3. Liga antreten müssen. Unter Stefan Krämer hatte Sembolo keine Chance auf einen Stammplatz, Norbert Meier hingegen könnte Sembolo anders einschätzen, allein schon, weil der 28-Jährige beim HFC wirklich auf sich aufmerksam machen konnte. Zudem dürfte, egal in welcher Liga, bei den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Arminen mindestens eine Ablösesumme ins Spiel kommen. Momentan sieht es also sehr durchwachsen in Bezug auf eine Weiterverpflichtung aus. 35%.

Tim Kruse

Der 31-Jährige kam im Winter aus Saarbrücken und spielte sich innerhalb weniger Tage als fester Bestandteil in die erste Mannschaft. Kruse gilt als legitimer Nachfolger für den verletzten Maik Wagefeld und macht seine Sache bisher makellos gut. Zudem fühlt sich Kruse wohl in Halle, sodass einer Vertragsverlängerung wohl nichts im Wege steht. Wahrscheinlichkeit: 80%.

Björn Ziegenbein

Nach einer langen Verletzungspause konnte Björn Ziegenbein als Teil eines aufregenden Dreiergespannes um Tim Kruse, Francky Sembolo und ihm für Furore sorgen, zuletzt wurde es allerdings ruhiger um ihn. Von Köhler als eine Art Box-to-Box-Midfielder eingesetzt, konnte Ziegenbein seine Routine, wie auch sein Talent für Überraschungsmomente sehr gut ausspielen. Allerdings ist er verletzungsanfällig  und wirkt bei hölzernen Spielen gegen defensiv tiefstehende Mannschaft etwas ungeduldig und launisch. Köhler hatte seit Ziegenbeins Wechsel aus Rostock an die Saale immer wieder darauf gedrängt, dass der 27-Jährige mehr Verantwortung übernehmen müsse. Zuletzt äußerte sich der Trainer nicht mehr zu Ziegenbein. Tendenziell dürfte man zu 70% mit dem Mittelfeldspieler, den man im 12/13 bereits aus der Arbeitslosigkeit holte, verlängern.

Philipp Zeiger

Stand zu Saisonbeginn noch öfter im Kader, war zuletzt allerdings nur noch auf der Bank wiederzufinden. Auch wenn auf seiner Position theoretisch Backupbedarf bestünde, spricht es gegen den 23-Jährigen, dass Köhler lieber Spieler wie Becken oder Ziegenbein umgeschult hat, als auf Zeiger im zentralen Mittelfeld zu setzen. Tendenziell wird der Vertrag wohl auslaufen. 10%.

Robert Schick

Schick galt als DIE Entdeckung der Hinrunde, musste sich aber nach einer Sperre aus dem Chemnitzspiel und einer langen Verletzung wieder ganz hinten anstellen. Momentan massiert er sich so langsam wieder im Training in die Mannschaft, ist aber noch ein ganzes Stück entfernt von seiner Klasse. Trotzdem zeigte sich Köhler in der Hinrunde begeistert vom Fleiß der Leihgabe aus Frankfurt. Unwahrscheinlich ist, dass der FSV ihn für die eigene Mannschaft wiederhaben will, unsicher ist allerdings, ob der HFC zuschlägt. Bei Schick ist momentan alles offen. 50%.

FOTO: Roman Richter

   

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